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Corona-Konjunkturpaket: Kein Geld für Verbrenner – das sagen die Experten


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Corona-Megapaket
Kein Geld für Benziner und Diesel – das sagen Experten


Aktualisiert am 04.06.2020Lesedauer: 3 Min.
Förderung des Auto-Absatzes: Benziner und Diesel bleiben außen vor. Damit konnte die Autoindustrie ihre Forderung nicht durchsetzen.Vergrößern des Bildes
Förderung des Auto-Absatzes: Benziner und Diesel bleiben außen vor. Damit konnte die Autoindustrie ihre Forderung nicht durchsetzen. (Quelle: Pius Koller/imago-images-bilder)
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Jeder kriegt etwas ab beim großen Konjunkturpaket der Bundesregierung. Aber die deutsche Autoindustrie hat ihren Willen nicht durchsetzen können. Was sagen Hersteller, Anleger, Experten und Umweltschützer?

Das größte Konjunkturpaket der Nachkriegszeit ist beschlossene Sache. Es enthält eine Reihe großer Posten und kleinerer Pöstchen. Aber eines fehlt: Die von der Autoindustrie vehement geforderte Kaufprämie für saubere Neuwagen aller Art wird es nicht geben. Stattdessen verdoppelt der Bund seinen bisherigen Anteil an der Kaufprämie für Elektroautos auf 6.000 Euro. Der Hersteller-Anteil an der Prämie (bis zu 3.000 Euro) bleibe davon unberührt, heißt es in der Einigung. Demnach steigt die Kaufprämie auf bis zu 9.000 Euro. Für Autos mit reinem Verbrennungsmotor gibt es kein Geld – aber für Autos mit Plug-in-Hybrid. Die Reaktionen im Überblick.

Das sagen die Experten

"Bei der Elektromobilität sind die 6.000 Euro für die rein batterie-getriebenen Autos ein sehr kräftiger Impuls", meint Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer. Der Branchenexperte vom Institute Customer Insight (ICI) der Universität St. Gallen warnt aber: "Mal sehen, inwieweit die Autobauer ihre heutigen Zuschüsse zu den Elektroautoprämien zurückfahren. Das würde ich nicht ausschließen." Es würde bedeuten, dass nicht die gesamte mögliche Prämie von bis zu 9.000 Euro beim Kunden ankomme.

Außerdem wirke der Schub fürs Elektroauto nur auf einen kleinen Teilmarkt von vermutlich fünf oder zehn Prozent des Gesamtmarkts. "Es fehlt der große Schub für die restlichen 90 Prozent, und genau diese 90 Prozent bewegen unsere Wirtschaft und unser Sozialprodukt."

Ähnlich sieht es die Branchenexpertin Ellen Enkel. Eine Förderung vor allem von E-Autos würde deutschen Konzernen eher wenig bringen: "Davon profitieren in erster Linie ausländische Hersteller." Der Grund: Nur jedes vierte der förderfähigen Elektro-Modelle wäre ein deutsches. Wie Deutschlands Top-Ökonomen das Paket bewerten, erfahren Sie hier.

Das sagen die Umweltschützer

Keine Förderung von Verbrennern – eine Entscheidung mit großen Schlupflöchern, kritisieren Umweltschützer. "Die zusätzliche Förderung von Fahrzeugen mit Plug-in-Hybrid-Technologie ist eine Kaufprämie für Verbrenner durch die Hintertür", sagt etwa Jens Hilgenberg von der Umweltorganisation BUND. Diese Autos kombinieren einen Benzinmotor mit einem Elektroantrieb – und fahren häufig im Verbrennermodus.

Eine versteckte Kaufprämie für Verbrenner – dass es sie gibt, bestätigen selbst Teile der Branche. Dirk Vogel vom Netzwerk der Autobranche in Sachsen beispielsweise zeigt sich nicht etwa enttäuscht über eine fehlende Förderung für Diesel und Benziner: "Durch die Senkung der Mehrwertsteuer gibt es ja einen Kaufanreiz", sagt Vogel im MDR.

Dennoch sei der Verbrenner der große Verlierer, meint Greenpeace-Klimaexperte Tobias Austrup. "Dem technologischen Auslaufmodell ist die politische Unterstützung abhanden gekommen." Auch Greenpeace kritisiert die aufgestockte Prämie für Plug-in-Hybride als ökologisch unsinnig. "Bestenfalls blassgrün" nennen die Umweltschützer das Konjunkturprogramm.

Das sagen die Autohersteller

Trotz aller Forderungen keine Kaufprämie für Verbrenner – die große und sonst so verlässliche Medien-Maschine der Autoindustrie hat versagt. Das lässt man sich tags darauf jedoch nicht anmerken. "Wir begrüßen das Konjunkturpaket und die gesamtwirtschaftliche Wirkung für das Land", sagt etwa BMW-Chef Oliver Zipse. "Die befristete Absenkung der Mehrwertsteuer ist eine wichtige Maßnahme, um die Nachfrage in Deutschland wieder in Schwung zu bringen", heißt es auch vom Verband der Automobilindustrie (VDA).

Und was vielen als selbstverständlich erscheinen dürfte, ist dem Verband eine Mitteilung wert: Die VDA-Mitglieder wollen den Preisvorteil aus der Mehrwertsteuersenkung komplett an die Kunden weitergeben.

Das sagen die Anleger

Analysten des Finanzmarkts werteten die Entscheidung gegen eine Verbrenner-Förderung als Enttäuschung. Jose Asumendi von der US-Bank JPMorgan etwa sprach von einer negativen Überraschung. Wenig Begeisterung für die schwerpunktmäßige Förderung sauberer Antriebe zeigen auch die Anleger: Die Aktienwerte von Daimler, BMW und Volkswagen gingen um bis zu 6,7 Prozent zurück.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur AFP
  • Nachrichtenagentur Reuters
  • Nachrichtenagentur dpa-afxInstitute Customer Insight
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