Von Premium zum Problemfall Audi-Krise: Experte warnt vor Drama
Audi steht vor einem Scherbenhaufen: Die Absatzzahlen brechen weltweit ein, die Modellpalette wirkt veraltet und die Konkurrenz zieht davon. Ein Blick auf ein Unternehmen, das den Anschluss verloren hat.
"Audi ist ein Drama", sagt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. Und es scheint, als habe er recht. Der Hersteller aus Ingolstadt steckt tief in der Krise. 2024 war ein Jahr der Enttäuschungen, sowohl in Deutschland als auch auf den internationalen Märkten. Die Bilanz unter CEO Gernot Döllner, der im September 2023 das Steuer übernommen hatte, sieht ernüchternd aus – und der Ausblick ebenfalls.
Rückgänge auf allen Märkten
In Deutschland ging der Absatz um 18 Prozent zurück: Audi verkaufte nur noch 202.317 Fahrzeuge – fast 45.000 weniger als im Vorjahr. Vor allem die teuren Modelle brachen massiv ein. Der Q8 verlor 43,7 Prozent, der A8 und der E-Tron GT rund 36 Prozent.
Der Absatz des Audi TT brach sogar um 64,7 Prozent ein. Seine Produktion wurde allerdings bereits im November 2023 eingestellt. Der R8 dagegen verdoppelte seine Neuzulassungen – aber auch das ist nur ein Ausverkauf, das letzte Exemplar lief im März vom Band. Einziger Lichtblick: der A5.
Besonders schmerzhaft für Audi: die starken Einbußen im teuren Segment. Vor allem Q8, A8 und E-Tron GT sind bei Weitem nicht die großen Umsatzbringer, die sie sein sollten. In der Luxusklasse hat Audi an Boden verloren – und das bei einer Marke, die sich immer als Premiumhersteller präsentiert hat. Und die ihre Preise kontinuierlich erhöht.
Die fünf größten Audi-Flops des Jahres
Modell | Absatz 2024 | Einbruch |
---|---|---|
Q5 | 12.722 Stück | -29,1 Prozent |
E-tron GT | 1.313 Stück | -36 Prozent |
A8 | 1.560 Stück | -36,8 Prozent |
Q8 | 9.480 Stück | -43,7 Prozent |
TT | 1.015 Stück | -64,7 Prozent |
International deutlich im Minus
Weltweit brach der Absatz um 11,8 Prozent auf 1,67 Millionen Fahrzeuge ein. Besonders dramatisch: In Nordamerika ging der Absatz um 13 Prozent zurück. In China, dem einstigen Wachstumsmarkt für Audi, liegt das Minus bei 10,9 Prozent. Der Abstand zu den einheimischen Herstellern wird immer größer.
Audi führt die schwachen Absatzzahlen auf schwierige geopolitische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen zurück. Ein stagnierendes gesamtwirtschaftliches Umfeld und politische Spannungen hätten die gesamte Branche belastet. Doch diese Erklärungen ziehen nicht. Die Konkurrenz, insbesondere in China, kämpft mit denselben Problemen und erzielt dennoch bessere Ergebnisse. Insider sagen: Vor allem dort fehlt es der Marke an attraktiven Elektroautos. Der Hersteller habe das Thema verschlafen.
Die nächsten Jahre entscheiden
Die Lage für Audi ist düster, die Aussichten sind es auch. Im Dezember ist der Geschäftsklimaindex des Ifo-Instituts für die Industrie erneut gesunken – auf minus 34,7 Punkte. Ein weiteres Warnsignal für die Branche. Analysten der Investmentbank UBS sehen die Autobauer im kommenden Jahr unter starkem Druck: steigende Kosten für die Einhaltung von CO2-Vorschriften, sinkende Preise, drohende US-Zölle und schrumpfende Marktanteile in China werden ihr Geschäft erschweren.
Vor allem für Audi und Porsche könnten neue Zölle in den USA zum Fiasko werden. Beide Marken importieren alle ihre Modelle aus Europa. Ein "Trump-Zoll" würde voll auf die Preise durchschlagen – und die Nachfrage einbrechen lassen. Konkurrenten wie BMW, Mercedes und der Mutterkonzern Volkswagen sind da besser aufgestellt: Sie bauen viele Autos direkt in den USA. Neue Zölle treffen sie deutlich weniger hart.
Doch die Zölle sind nicht das größte Problem für Audi. In China, dem wichtigsten Automarkt der Welt, droht die Marke komplett den Anschluss zu verlieren. "Die nächsten fünf Jahre werden verdammt schwer", warnt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. Wer in China nicht punktet, verliert – und Audis Modelle gingen weit an den Bedürfnissen der chinesischen Käufer vorbei. Autos, die der lokalen Konkurrenz Paroli bieten können, seien dringend nötig.
Die Zeit drängt. Nicht nur für Audi, sondern für die gesamte deutsche Autoindustrie.
- businessinsider.de: Verlierer des deutschen Automarkts: Warum Audi besonders hart mit dem Absatzeinbruch zu kämpfen hat (Bezahl-Inhalt)
- welt.de: Absatz bei Audi bricht dramatisch ein – allein in Deutschland um mehr als 20 Prozent
- auto-motor-und-sport.de: Krise im Volkswagen-Konzern 91 Prozent Gewinneinbruch bei Audi