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Mercedes SL R107: Liebling der Schickeria


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Neuvorstellungen & Fahrberichte
Schickeria-Liebling Mercedes SL R107

Ulrich Feld

09.05.2012Lesedauer: 3 Min.
Mercedes SL R107Vergrößern des Bildes
Mercedes SL R107 (Quelle: Hersteller)

Der Mercedes SL der Baureihe R107 war ein Tausendsassa auf vier Rädern. Er machte auf der linken Spur der Autobahn eine ebenso gute Figur wie beim Vorfahren am Grand Hotel, beim Bummeln mit geöffnetem Verdeck an einem schönen Sommermorgen oder bei flotter Kurvenfahrt in den Bergen. Dazu schmückte er sich als letzter Mercedes noch richtig ungehemmt mit Chrom. Kein Wunder, dass ihm die Promis gleich reihenweise verfielen. Horror-Star und Dracula-Darsteller Christopher Lee bestellte sich seinen 350 SL charakteristischerweise in Rot. Der Benz passte aber auch ebenso problemlos zum frechen Charme von Schätzchen Uschi Glas wie zum aristokratischen Habitus eines Curd Jürgens.

Sein Selbstbewusstsein kam nicht von ungefähr, schließlich verfügte er über eine illustre Ahnentafel. Nämlich die der offenen Straßengleiter aus Stuttgart, die 1934 mit den herrlichen Kompressor-Roadstern 500/540 K begann. Dabei verlief seine Geburt nicht ohne Probleme, die Tester reagierten auf seinen Anblick zunächst verhalten. Schließlich hatte sich sein Vorgänger W113 als Mercedes-Pagode schon zu seiner Bauzeit einen Ruf als Stil-Ikone erworben. Wo die Pagode mit ihrer taillierten Seitenansicht und ihren grazilen Konturen betörte, setzte der SL 107 in seiner Erscheinung auf Masse und Kante. Der reichlich verbaute Chrom an Kühlergrill, Stoßstangen und Fensterrahmen betont zwar einerseits den schweren Auftritt, verleiht der Grundform aber gleichzeitig Gliederung und dadurch eine gewisse Leichtigkeit. Insofern war der Neue bei seinem Debüt im Herbst 1971 auch ein Ausblick auf die Mercedes-S-Klasse-Limousinen der Baureihe W116, die im Jahr darauf das Licht der Welt erblicken sollte.

Mercedes SL R107 als erster SL mit Achtzylinder

Uneingeschränkte Freude bereitete dagegen das verheißungsvolle sanfte Donnergrollen nach dem Drehen des Zündschlüssels. Unter die gewölbte Motorhaube des R107 war erstmals in der Geschichte des Mercedes SL ein V8-Motor eingezogen. Den 3,5-Liter mit 200 PS hatte Mercedes erstmals auf der IAA 1969 präsentiert und anschließend in die großen Limousinen, Coupés und Cabriolets des Hauses verbaut. Das satte Plus an Hubraum und Kraft gegenüber dem 2,8-Liter-Reihensechszylinder mit 160 PS der letzten Pagodenausführung setzte der Achtzylinder weniger in überragende Fahrleistungen, aber dafür in souveränen Antriebskomfort um. Er vereint kraftvollen Druck aus dem Drehzahlkeller mit bemerkenswerter Drehfreudigkeit bei sportlicher Gangart, was besonders in Kombination mit dem serienmäßigen Vierganggetriebe zum Tragen kommt.

Auch mit Sechszylinder aus der Pagode

Weniger gut harmoniert der kleine V8 mit der häufig gelieferten Dreigang-Automatik, die sein Drehvermögen weitgehend ungenutzt lässt und bei Gaspedalbewegungen mit spürbar hektischen Schaltmanövern auf sich aufmerksam macht. Der Verzicht auf das Kupplungspedal kostete auch an der Tankstelle einen satten Aufpreis in Form eines Mehrverbrauchs von drei Litern auf hundert Kilometern. Besser konnte das der ab 1973 im SL wie in der S-Klasse erhältliche 4,5-Liter-V8, den es nicht mehr mit Handschaltung gab. Im Jahr 1974 gab es als Einstiegsmodell auch wieder einen 280 SL, nunmehr auf 185 PS erstarkt.

Achtziger Jahre: neue Motoren und Kosmetik

Mit den Alu-Achtzylindermotoren der 1979 erstmals vorgestellten S-Klasse W126 verpasste Mercedes dem SL ab Sommer 1980 eine neue Antriebsgeneration. Der kleine V8 verfügte nun über 3,8 Liter Hubraum und Viergang-Automatik. Die Krönung war der neue 500 SL mit fünf Litern Hubraum und 240 PS. Er war bei seinem Debüt das schnellste Vollcabriolet der Welt und unterschied sich äußerlich an seinem serienmäßigen kleinen Heckspoiler von seinen kleineren Geschwistern. Die amerikanischen Abgasgesetze raubten ihm aber bis zum Ende seiner Bauzeit immer mehr von seiner Kraft. Eine massive Modellpflege kam im Jahr 1985. Mercedes ersetzte die ursprünglichen Barockfelgen durch glattere Räder, die an Kanaldeckel erinnerten und ebenso wie der neue Frontspoiler nicht wirklich zur barocken Ausstrahlung des SL passten. Ein wenig damit versöhnte aber die gegenüber den ersten Modellen erheblich verbesserte Rostvorsorge.

Ein günstiger Klassiker

1989 musste der R107 nach 18 Jahren seinem Nachfolger R129 weichen. Der Kreis seiner Anhänger ist in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen. Über 20 Jahre nach seinem Produktionsstopp mutet er mittlerweile beinahe so klassisch an wie sein Vorgänger Mercedes-Pagode W113, ist aber im Vergleich weit günstiger. Besonders sportlich und sparsam ist die ab 1981 angebotene Kombination aus Sechszylinder und Fünfgang-Getriebe. Wichtiger als die Ausführung ist indes der Gesamtzustand. Mit etwas Geduld dürfte es nicht allzu schwer fallen, ein passendes Exemplar zu finden. Das Angebot ist immer noch reichlich, schließlich liefen in seiner langen Bauzeit nicht weniger als 237.289 Exemplare vom Band.

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