Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Anleihen in unsicheren Zeiten So sichern Sie sich gegen Inflation ab

Zölle und Gegenzölle sind Thema der Stunde. Verbraucher fragen sich: Wird bald alles noch teurer? Wer das glaubt, könnte mit speziellen Anleihen gegensteuern.
Die Wirtschaftspolitik von US-Präsident Donald Trump hält die Finanzmärkte in Atem. Auf Zölle folgen Gegenzölle, mitunter gleicht das Ganze einem Pokerspiel. Viele Waren dürften dadurch teurer werden, und zwar diesseits und jenseits des Atlantiks. Und damit wächst die Angst, dass die Inflationsraten wieder stärker ansteigen könnten. Wohl nicht so stark wie nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine, aber doch deutlich über das aktuelle Niveau hinaus. Das sind keine guten Nachrichten für Anlegerinnen und Anleger. Schließlich ist die Inflation auch ein Problem für unseren langfristigen Vermögensaufbau und unsere Altersvorsorge.
Turbulenzen durch Krieg und Zinswende
Wir erinnern uns: An den Finanzmärkten – und in unseren Portemonnaies – kam die extrem hohe Inflation nach Ausbruch des Ukrainekriegs von zwischenzeitlich mehr als 10 Prozent gar nicht gut an. Die sportliche Zinswende, mit der die Notenbanken gegensteuerten, löste einige Turbulenzen aus. Es kam im Jahr 2022 zu einer empfindlichen Korrektur an den Aktienmärkten und sogar zu einem Crash an den Anleihemärkten. Ob sich die Geschichte so oder so ähnlich wiederholt, werden die kommenden Monate zeigen. Denn noch ist gar nicht sicher, in welcher Höhe die Zölle überhaupt kommen oder ob sie am Ende nach unten oder ganz wegverhandelt werden.

Zur Person
Jessica Schwarzer ist Finanzjournalistin, Bestsellerautorin und langjährige Beobachterin des weltweiten Börsengeschehens. Die deutsche Aktienkultur ist ihr eine Herzensangelegenheit. Mitte März 2024 ist ihr siebtes Buch "Erfolgreich investieren mit den besten Börsenstrategien" im Börsenbuchverlag erschienen. Bei t-online schreibt sie über Investments und Finanztrends, die eine breit gestreute Basis-Geldanlage ergänzen. Sie erreichen sie auf LinkedIn, Twitter, Facebook und Instagram.
Alle Gastbeiträge von Jessica Schwarzer lesen Sie hier.
Eine Absicherung gegen hohe Inflation
Wenn Sie aber zu denjenigen gehören, die das Schlimmste und damit eine stark steigende Inflation erwarten, dann könnten Sie sich mit einer ganz speziellen Anlageklasse dagegen absichern. Die Rede ist nicht von Gold, das als sicherer Hafen ja gerade sehr gefragt ist. Die Rede ist von sogenannten inflationsindexierten Anleihen. Vereinfacht gesagt sollen diese Anleihen – im Börsendeutsch Inflation-Linked Bonds (kurz: Linker) genannt – dafür sorgen, dass Anlegerinnen und Anleger auch nach Abzug der Inflation noch eine Rendite erzielen, also kein Geld verlieren. Experten sprechen von einem positiven Realzins.
Sowohl der Kupon dieser Anleihen, also ihre Zinsgutschrift, als auch der Rückzahlungswert (Nennwert) sind an die Entwicklung der Inflation, also des Verbraucherpreisindex, gebunden. Inflationsindexierte Anleihen weisen zwar normalerweise deutlich niedrigere Kuponzahlungen (Zinsgutschriften) aus als andere Anleihen. Steigt aber die Inflation, steigen auch Zins und Rückzahlungswert.
Linker funktionieren wie normale Anleihen
Doch Vorsicht! Ganz so einfach ist es nicht. Getreu dieser Logik müssten Anleger ja mit den Linkern in Zeiten der extrem hohen Inflation ziemlich gut gefahren sein. Doch auch sie machten im Jahr 2022, als die Rentenmärkte abstürzten, Verluste. Funktioniert der Inflationsschutz etwa nicht? Doch! Aber inflationsindexierte Anleihen sind kein reines Instrument zum Schutz vor Inflation. Es sind immer noch Anleihen, die im Kurs schwanken, wenn sich das Zinsniveau verändert. Mit der Zinswende – die Notenbanken erhöhten innerhalb kurzer Zeit die Leitzinsen deutlich – gerieten die Anleihemärkte unter Druck, die Kurse gaben nach. Dann funktionieren die Linker wie alle anderen Anleihen auch.
Mit indexierten Bonds schützen Sie sich zwar vor Inflationssprüngen. Das bedeutet aber nicht, dass Sie garantiert eine positive Realrendite erzielen. Aber die Rendite ist eben höher beziehungsweise der Verlust geringer als mit Anleihen ohne diesen Schutz. Das hat in den vergangenen Jahren auch sehr gut funktioniert. Wenn die Inflationserwartungen steigen, dann laufen Anleihen mit Schutz auf jeden Fall besser als die Papiere ohne.
Inflationsgebundene Anleihen werden vor allem von Staaten herausgegeben. In Europa ist der größte Emittent Frankreich, gefolgt von Italien, Deutschland und Spanien. Das ist Angebot und Nachfrage geschuldet. Privatanlegerinnen investieren in die Linker vor allem über börsengehandelte Indexfonds (Exchange Traded Funds, kurz: ETFs), die es sowohl auf europäische als auch auf globale Indizes gibt.
Auch Aktien bieten langfristig Inflationsschutz
Inflationsgeschützte Anleihen sollten immer nur eine Beimischung in einem breit gestreuten Depot sein. Als purer Schutz gegen Inflation sind sie für den Privatanleger eher schwierig. Andere Anlageklassen, wie beispielsweise Aktien, funktionieren mittel- bis langfristig besser.
Ich persönlich verzichte auf diese Anlageklasse und setzte lieber auf eine höhere Aktienquote. Damit schwankt mein Depot in turbulenten Zeiten zwar auch sehr viel stärker. Das kann ich aber aushalten. In einem konservativen Depot ergeben die Linker aber durchaus Sinn, sorgen sogar für Ruhe in stürmischen Zeiten. Wie immer kommt es auf Ihre persönlichen Vorlieben an; und in diesem Fall auch auf Ihre Inflationserwartung.
- Eigene Meinung
- Der Artikel stellt keine Kauf- oder Anlageberatung dar. Auf Finanzanalysen von Dritten hat die t-online-Redaktion keinen Einfluss.