Geschäfte mit der Umweltprämie Warum verschwinden Tausende Teslas aus Deutschland?
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.E-Autos werden hierzulande mit Umweltprämie gekauft und später legal ins Ausland exportiert. Lukrativ für die Verkäufer – und teuer für den Steuerzahler.
Die E-Auto-Prämie ist eine gute Sache für diejenigen, die vom Verbrenner auf ein Fahrzeug mit Akku umsteigen wollen. Aber sie bietet Gelegenheit für schnelles Geld: Laut einer Untersuchung des Automobil-Analysten Matthias Schmidt wird insbesondere für viele Autos von Tesla der Umweltbonus eingestrichen und das Auto später mit Gewinn ins Ausland verkauft.
E-Auto-Prämie: Das gibt es, das ändert sich
Der Kauf von E-Autos bis 40.000 Euro wird ab 2023 mit 4.500 Euro statt bisher mit 6.000 Euro gefördert. Für teurere Modelle bis 65.000 Euro gibt es 3.000 statt 5.000 Euro. Plug-in-Hybride fliegen aus der Förderung. Geld gibt es nur noch für private Käufer, nicht mehr für Handwerker und Gewerbe. Hier erfahren Sie mehr zu den Änderungen.
Der Trick ist einfach – und vollkommen legal: Nach dem Kauf eines neuen E-Autos müssen die Besitzer es für die Mindesthaltedauer von sechs Monaten zugelassen haben, um die E-Auto-Prämie einzustreichen. Danach verkaufen einige das Auto als Gebrauchtwagen ins Ausland. Da in anderen Ländern die Steuern auf Neuwagen hoch sind, werden die Verkäufer die gebrauchten Autos durch die einkassierte E-Auto-Förderung mit einem satten Gewinn los. Den Preis zahlen die Steuerzahler, die die Umweltprämie finanzieren.
Dänemark importiert viele gebrauchte E-Autos
Besonders lukrativ soll dieses Geschäft in Dänemark sein: Seit Januar 2020 wurden dort fast 10.000 gebrauchte Teslas importiert. Wie viele davon aus Deutschland stammen, ist allerdings nicht klar, schreibt Søren Jakobsen, Analysechef von "Green Power Denmark" auf Twitter.
Knapp ein Viertel aller deutschen Teslas nicht mehr registriert
Laut Schmidt wurden bis Juli 2022 insgesamt 98.000 Autos von Tesla in Deutschland zugelassen. Die Zahl der noch registrierten Autos lag zum 1. Juli bei 76.690 Fahrzeugen, knapp ein Viertel weniger. Insgesamt wurden zwischen Januar 2012 und Juli 2022 890.000 Elektroautos in Deutschland zugelassen. Im Juli waren noch 756.517 Fahrzeuge gemeldet – knapp 100.000 weniger. Schmidt vermutet, dass ein guter Teil davon ins Ausland verkauft wurde.
Beweisen kann er das allerdings nicht: Das Kraftfahrt-Bundesamt hält dagegen, die Differenz könnte aufgrund von Unfällen oder Stilllegungen so hoch sein. Schmidt jedoch ist überzeugt: Nicht alle Autos können in den Schrott gewandert sein: Die meisten E-Wagen seien maximal zehn Jahre alt und so hohe Unfallzahlen bei E-Autos nicht belegt.
Das lässt sich gegen das Geschäft mit der Prämie tun
Der Analyst fordert in einem Bericht des "Spiegel": Der Bund muss die Mindesthaltedauer stark nach oben korrigieren – auf fünf Jahre statt sechs Monate. Das Bundeswirtschaftsministerium schrieb bereits im Februar, es sei nicht im Sinn der Förderung, dass geförderte Autos nach Ablauf der Mindesthaltedauer regelmäßig ins europäische Ausland verkauft werden." Das Ministerium plant, die Mindesthaltedauer in Kürze auf zwölf Monate zu verdoppeln, heißt es. Damit erhöht sich der Wertverlust, der Verkauf ins Ausland wird durch die sinkenden Gewinne unattraktiver. Bis dahin finanzieren Steuerzahler in Form der Umweltprämie weiter auch günstigere E-Autos im Ausland – und den Gewinn gewiefter Verkäufer.
- automobilwoche.de: "Warum in Deutschland so viele Teslas verschwinden" (kostenpflichtig)
- spiegel.de: "Warum fast jeder vierte Tesla von den deutschen Straßen verschwunden ist" (kostenpflichtig)
- Twitter-Accounts von Matthias Schmidt und Søren Jakobsen