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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Der Restaurant-Knigge So verhalten Sie sich im feinen Restaurant richtig
Dinner im Sternerestaurant mit Meeresfrüchten, Hummer und Geflügel - für viele Männer ein Albtraum: Welche Gabel und welcher Teller gehört zu welchem Gericht? Darf ich Bier trinken? Das Brot in die Sauce tunken? Eine renommierte Stil- und Etikette-Trainerin erklärt, was im Top-Restaurant geht – und was nicht.
"Gutes Benehmen ist überall wichtig, aber im Top-Restaurant würde ich besonders drauf achten", empfiehlt die Frankfurter Stil- und Etikette-Trainerin Lis Droste. Sie vermittelt Top-Managern, Vorständen und Adelsfamilien in Coachings und Seminaren das richtige Benehmen in allen Lebenslagen.
Den richtigen Platz wählen
Wie verhält Mann sich also richtig in einem Restaurant, in dem das Menü 150 Euro kostet? Beim Eintritt ins Restaurant geht der Gastgeber vorneweg zum Service und lässt sich den Tisch anweisen. Nun folgen die Gäste dem Kellner, der Gastgeber geht zum Schluss. Während alle den elegant eingedeckten Tisch bestaunen, weist der Gastgeber die Plätze zu – und sucht sich selbst einen Stuhl mit guter Sicht zum Service. "Falls etwas fehlt oder ein Problem auftaucht, kann er das regeln, ohne sich den Hals zu verdrehen." >>
Was darf ich bestellen?
Aperitif? Gerne! "Champagner oder Sekt sind die erste Wahl, aber auch ein kleines Bier ist statt Aperitif längst salonfähig. Wer alkoholfrei bleiben will, bestellt Saft oder eine Empfehlung des Service", erklärt Lis Droste, "es gibt keinen Zwang, Alkohol trinken zu müssen." Der Blick in die Speisekarte offeriert Köstlichkeiten. Aber welche? Wie viele Gänge? "Das ist Sache des Gastgebers. Seine Empfehlungen zeigen die Richtung." Schlägt er das Sieben-Gänge-Menü als "grandios" vor, sollten die Gäste nicht nein sagen.
Was tun mit der Serviette?
Die große Stoffserviette gehört übrigens halb geöffnet auf den Schoß – mit der Öffnung nach oben, um Hose und Sakko vor Sauce und Fettflecken zu bewahren. "Wer während des Essens aufsteht, legt sie neben den Teller, aber nicht auf den Stuhl", betont die Etikettetrainerin. "Die Serviette führt man schließlich zum Mund, aber auf dem Stuhl haben zuvor ja schon jede Menge Menschen gesessen." >>
Besteck und Gläser
Und dann das Besteck-Memory: Welches Messer, welche Gabel, welche Gläser und Teller gehören wozu? "Das Besteck wird Gang-weise von außen nach innen benutzt. Das Besteck zum Dessert liegt über dem Teller", erklärt die Expertin die kulinarische Unübersichtlichkeit. "Das kleinste Glas ist das Wasserglas, das Weinglas zum Hauptgang ist über der Messerspitze platziert."
Das Brot vor der Vorspeise
Mit dem Amuse-Gueule, dem Appetit-Häppchen, beginnt die Speisenfolge. Die feine Kleinigkeit vorweg wird nicht bestellt, sondern gehört zum Service des Hauses. "Man darf das stehen lassen, wenn es nicht behagt", sagt Lis Droste. Dazu wird meist Brot gebracht, manchmal auch mit einer Schale Olivenöl. Die Brotscheibe legt man auf den kleinen Teller links, auf dem auch ein kleines Buttermesser liegt. "Man bricht ein Stück ab, tunkt es ins Öl und isst." Doch bei Männern beobachtet sie oft den Stullen-Reflex: "Sie schmieren sich mit der Butter ein paar Scheiben und stopfen sie rein." Das Brot ergänze aber lediglich die Vorspeisen.
Für Fortgeschrittene: Suppe, Austern, Geflügel, Garnelen und Hummer
Endlich der erste Gang: Eine ungewöhnlich komponierte Kürbissuppe. Doch wie löffele ich den Teller aus? "Man darf den Teller neigen, aber immer zur Tischmitte. Wenn ein Malheur passiert, ist nicht die Hose, sondern nur die Tischdecke hin", erklärt Lis Droste das richtige Vorgehen. Gibt's vorweg Austern, werden die Schalen in die Hand genommen und geschlürft - "aber geräuschlos", warnt Lis Droste. Wer das Meerwassser nicht mag, zieht das Innere mit der Austerngabel heraus.
Kommt zum Hauptgang ein Geflügelgericht auf den Tisch: Finger weg! "In guten Restaurants gibt’s nichts auf die Faust. Auch Keulen werden mit Messer und Gabel vom Knochen befreit", warnt sie. >>
Auch Riesengarnelen löst man nicht mit den Fingernägeln aus der Schale – mit etwas Übung geht das auch mit Besteck sehr einfach. Eine eigene Klasse sind Hummergerichte: Die Scheren sind in guten Restaurants ausgelöst, das Fleisch wird mit der dreizackigen Hummergabel aus der Schale gezogen, aber mit Messer und Gabel verspeist. Dazu hält man sie mit den Fingerspitzen fest. Zum Reinigen wird eine "Fingerbowl" gereicht – nicht trinken, da gehören die Finger rein!
Der kleine Gourmet-Löffel
Um Sauce aufzunehmen, legt der Service den Gourmet-Löffel rechts dazu. Dieser schmale Löffel hat rechts eine Kerbe und ist für viele Zwecke nützlich. Für die Sauce, um das Fischfilet zu teilen oder zum Dessert. Hat's gut geschmeckt oder war die Gourmet-Portion nicht groß genug, stippen viele Gäste noch einmal das Brot in den Saucenrest. "In vielen Sternerestaurants wird das inzwischen akzeptiert, aber ich würde ein Stück Brot brechen und die Sauce dazu mit dem Gourmet-Löffel genießen", empfiehlt Lis Droste.
Die Rechnung, bitte!
Zum Schluss kommt die Rechnung. Da bevorzugt die Stilexpertin, die Kreditkarte diskret am Tresen zu zücken. "Da entstehen keine Unklarheiten. Die Gäste genießen den Abend und verabschieden sich. Ganz entspannt."
Die Tipps von der Expertin in puncto Benehmen finden Sie auch in unserer Fotoshow.