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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Leben Die edelsten Weingüter der Welt
Sie sind berühmt, sie sind begehrt, sie sind kostspielig. Und sie sind meist, aber nicht immer weltbekannt. Unser Gourmet-Experte Jörg Zipprick nennt Ihnen . Und außerdem empfiehlt er Ihnen famose Weine zum Trinken und Investieren. Geheimtipps inklusive.
Über Geschmack lässt sich streiten – doch das sind für unseren Feinschmecker Zipprick die exklusivsten Weingüter der Welt: Mouton-Rothschild, Lafite-Rotschild oder Pétrus. So weit, so bekannt. Doch unter seinen Favoriten sind auch ein deutscher Süßwein und ein paar Hektar Burgund. Dort kann Mann wirklich einiges erleben.
Großer Wein von Henri Jayer
"Verschwindet" schrie der ältere Herr mit der Baskenmütze. "Geht woanders hin! Hier gibt es keinen Wein mehr zu kaufen." Zweifelnd schaute ich auf Philippe, den Sommelier eines Pariser Lokals, der mir die guten Wein-Adressen des Burgund zeigen wollte. "Er meint das nicht so" sagte er. "Ein paar Gläser Wein und schon sieht die Welt ganz anders aus. Besonders, wenn es sein eigener Wein ist." Tatsächlich öffnete sich zehn Minuten später die Tür. Eine der Flaschen, die nicht zu verkaufen waren, hielt der Weinbauer bereits in der Hand. So lernte ich vor fast 25 Jahren den legendären Winzer Henri Jayer kennen. >>
Und nach dem zweiten, dritten Glas hatte ich den Eindruck, dass dieser Herr so ziemlich alles verstanden hatte, was es zum Thema Wein zu verstehen gibt. Bei Jayer galt immer die Devise, dass ein großer Wein nicht in der Kellerei oder gar im Labor entsteht, sondern auf dem Weinberg.
Legt man die Preise heutiger Auktionen zugrunde, dann ist damals ein Kleinwagen durch unsere Kehlen gerauscht. Und hätten Philippe und ich damals unsere Ersparnisse in Jayers formidable Flaschen investiert, dann würden wir heute sorgenfrei leben.
Zwölf Flaschen seines Cros Parantoux 1985 brachten vor drei Jahren auf einer Auktion in Hongkong fast 200.000 Euro. Der Grund für solche Preise: Zum einen ist der Cros Parantoux ein kleiner, exklusiver Weinberg von etwas mehr als einem Hektar. Zum anderen war Henri Jayer wie gesagt eine Legende in Sachen Wein. Und weil er im Jahr 2006 verstarb, wird es nie mehr Weine von Jayer geben. Auch das treibt den Preis nach oben. >>
Zu dieser Weinelite gehört auch die Burgunder Domaine de la Romanée-Conti. Etwa 6000 Flaschen werden pro Jahr auf den 1,8 Hektar dieser mythischen Lage nahe Vosne-Romanée erzeugt. In schwierigen Jahren, wenn das Klima nicht mitspielt, können es deutlich weniger sein. Ebenfalls in Hongkong erzielte eine Sammlung von 114 Flaschen "DRC", wie der Wein auch kurz genannt wird, im vergangenen Jahr gut 1,6 Millionen Euro.
Nun nach Deutschland. Auch die edelsüßen Weine vom Scharzhof an der Mosel spielen ganz oben mit: Flaschenpreise von 4000 bis über 6000 Euro für rare Bouteillen sind auf Auktionen keine Seltenheit.
Rekordweine aus dem Bordeaux
Doch letztendlich halten die Klassiker aus Bordeaux nach wie vor fast alleine das Monopol auf Preisrekorde. Der Grund dafür liegt gut 160 Jahre zurück: Anlässlich der Pariser Weltausstellung von 1855 forderte Napoléon III. die Weinbauregionen auf, eine Klassifizierung ihrer Gewächse zu erstellen. In Bordeaux übernahm letztlich der Verband der Weinmakler diese Aufgabe.
Nicht unabhängige Experten, sondern die Interessierten selbst dürften also den Wert "ihrer" Weine schätzen. Berücksichtigt wurden nur die Rotweine des Médoc, die süßen Weißweine von Sauternes und Barsac sowie ein Graves. Grundlage für die Klassifizierung waren der Bekanntheitsgrad der Lagen und die erzielten Verkaufspreise. Geändert wurde die Rangfolge nur einmal, 1973, als Chateau Mouton-Rothschild in die Reihe der Premiers Crus aufrückte.
Lafite-Rothschild, Mouton-Rothschild, Latour, Haut-Brion, Margaux und Yquem hießen ansonsten die Auserwählten. Später gelangten Cheval-Blanc, Pétrus und Le Pin zu Prominenz und entsprechenden Preisen. >>
Im Januar 2015 kam eine Sammlung mit 66 Jahrgängen Mouton von 1945-2012 für 370.000 Euro unter den Hammer. Einmal mehr In Hongkong. Für den Kaufrausch in der neuen chinesischen Mittelschicht hatte der Weinexperte Robert Parker gesorgt, der sich inzwischen zur Ruhe gesetzt hat.
So investieren Sie richtig in Wein
Bei solchen Zahlen liegt die Frage nahe, ob man sein Ersparten statt in Aktien nicht in Weine investieren sollte. Schließlich verfügen Spitzenweine über einen eigenen "Börsenindex", den Indikator Liv-ex. Zur Beantwortung dieser Frage hat wanted.de einen Sammler in Paris befragt: Der 51jährige Pierre ist auf Diskretion Bedacht – seinen Nachname will er nicht gedruckt sehen.
"Grundsätzlich sollte Wein nur eine Form der Anlage unter vielen darstellen," sagt er. "Meiden sie lieber "historische" Weine legendärer Jahrgänge wie 1928, 45, 47, 59, 61 oder gar noch Ältere. Die sind nicht nur teuer, es sind einfach zu viele Fälschungen auf dem Markt. Kaufen sie große Namen aus Bordeaux und Burgund oder Champagner wie Krug und Salon. Die sind wertbeständig. Nur weil er gut schmeckt, ist ein Wein kein Spekulationsobjekt."
Und, ganz wichtig: "Versteigerungen besuchen, mit Weinhändlern verhandeln, kaufen, lagern, den Preis überwachen und zum richtigen Zeitpunkt verkaufen." Von Weinfonds und Fachleuten, die Wein-Investments anbieten, rät Pierre ab. "Zumindest die Investoren werden dort nicht reich." Tatsächlich hatte der Luxemburger Weinfonds "Nobles Crus" 2013 Schwierigkeiten mit den Aufsichtsbehörden: Einigen Experten erschien der Weinbestand stark überbewertet. Und schon häuften sich die Verkaufsorders, Rebensaft für über 30 Millionen wurde verkauft, um Investoren auszuzahlen.
Was also, wenn der Weinmarkt nachgibt, wenn die Stimmung umschlägt, wenn in Krisenzeiten niemand gutes Geld für große Gewächse ausgeben will? Henri Jayer hätte diese Fragen schnell beantwortet. Er hätte seine Weine einfach selbst getrunken. Wein-Impressionen sehen Sie in unserer Fotoshow.