"Warnsignal für das ganze Land" Hochrechnungen: AfD steht in Thüringen bei 41 Prozent

Nach Zwischenergebnissen könnte die AfD die Bundestagswahl in Thüringen deutlich gewinnen. Landeschef Höcke versucht, sich in die Koalitionsverhandlungen in Berlin einzumischen.
Embed
Die AfD hat in Thüringen vermutlich mit großem Abstand gewonnen. Nach Auszählung von 2.503 von 2.994 Wahlbezirken liegt die Partei von Landeschef Björn Höcke bei 41,0 Prozent der Stimmen. Thüringens CDU-Vize Christian Hirte bezeichnete das hohe Abschneiden der AfD im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur als "Warnsignal für das ganze Land". Der Thüringer Verfassungsschutz stuft die Partei als rechtsextrem ein.
Hinter der AfD folgt mit großem Abstand die CDU, die laut Zwischenergebnis 18,2 Prozent erreichte. Die Linke kommt der Hochrechnung zufolge auf 14,2 Prozent, das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) auf 9,2 Prozent und die SPD auf 8,3 Prozent. Alle übrigen Parteien blieben unter der Fünfprozenthürde.
Hirte machte die Ampelregierung in Berlin für das starke AfD-Ergebnis mitverantwortlich. "Die Ampel hat das Ergebnis der AfD verdoppelt", sagte er und forderte, dass nun alle politischen Kräfte "eine gute Politik aus der Mitte" gestalten müssten.
Der Thüringer SPD-Vorsitzende Georg Maier äußerte sich enttäuscht über das Abschneiden seiner Partei und sprach von einer "bitteren Niederlage". "Das ist kein schöner Tag für die SPD", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Viele Wähler hätten die SPD offenbar für das Aus der Ampelkoalition verantwortlich gemacht. Zudem sei es nicht gelungen, mit Kernthemen wie Renten und Löhnen durchzudringen. Stattdessen habe der Wahlkampf vor allem Debatten über die Migrationspolitik bestimmt.
Höcke gegen Koalition mit der Union
Thüringens AfD-Chef Höcke versucht derweil, sich in die Berliner Politik einzuschalten. Er lehnt eine Koalition mit der Union ab. Er könne seiner Partei im Augenblick nicht empfehlen, eine Koalition als Juniorpartner mit dieser CDU einzugehen, sagte Höcke bei der AfD-Wahlparty in Berlin.
"Ich erwarte von der CDU eine 180-Grad-Wende in Bezug auf die Merkel-Jahre", fügte er hinzu und forderte eine Distanzierung von der Energiewendepolitik und der "Multikulturalisierungspolitik". "Dann ist die CDU für uns ein Koalitionspartner. Ansonsten Gespräche immer, temporäre eingegrenzte Kooperationen meinetwegen auch, aber im Augenblick keine Koalition. Das wäre mein Credo, wenn es denn in die Parteigremien ginge."
Die Parteichefs Alice Weidel und Tino Chrupalla werben vor dem Hintergrund des Ergebnisses der Bundestagswahl für eine Koalition mit der Union. Die Hand sei ausgestreckt. Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) hatte dies aber mehrfach unmissverständlich ausgeschlossen.
- Nachrichtenagentur dpa