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Wein als Geldanlage


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Die dunkelrote Rendite

Wein als Investment – gerade hat auch der – Schloss Tod – das elitäre Thema rote Rendite entdeckt. steht bei wanted.de schon lange auf der Agenda. Doch die Zeiten ändern sich und wir haben noch einmal beim Gourmet Matthias Hilse nachgefragt, der solvente Kunden beim Einkauf berät.

Aktualisiert am 04.02.2015|Lesedauer: 4 Min.
wanted.de - Frank Lansky
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Harte Zeiten für Anleger: Die Notenbanken senken die Zinsen, um die Anleger zum Investieren zu zwingen. Die Europäische Zentralbank will über eine Billion Euro den Markt drücken, um die südlichen Krisenstaaten zu stützen. Die Gelackmeierten sind die Sparer. Was bleibt, ist die Flucht in Sachwerte. Letztlich zählt auch Wein zu den interessanten Assets.

Abkühlung im Weinmarkt

Doch zuletzt bremste die Rubelkrise die Nachfrage. In China, wo edler Wein gerne als Präsent für Parteikader zum Einfädeln von Deals verschenkt wird, macht sich die Antikorruptionskampagne bemerkbar. Voilà, ein Fall für den gelernten Bankkaufmann Matthias Hilse: In seinem Feinschmecker-Geschäft Aux fins Gourmets, der selbsternannten französischen Weinbotschaft in Bodenheim, kümmert er sich um den Genuss. >>

Château-Lafite Rothschild von 1799Vergrößern des Bildes
Château-Lafite Rothschild von 1799 (Quelle: Reuters-bilder)

Und ums Vermögen seiner Kunden. Zurzeit scheint sich ein Fenster für Käufer zu öffnen. "Der Jahrgang 2010 war der teuerste aller Zeiten, seitdem fallen die Preise, auch wegen schwächerer Jahrgänge", urteilt Hilse im Gespräch mit wanted.de. Und der Jahrgang 2014 – er wird ab März angeboten – scheint ein guter zu werden. In Deutschland spürt der Berater bei seinen Kunden keine Kaufzurückhaltung, zudem erwartet er wegen des starken Dollars eine anziehende Nachfrage aus den USA.

Und so funktioniert das Investment: Hilse kauft als einer von wenigen Experten neue Abfüllungen ex Chateau über Négociants ein, das sind bevorzugte Großhändler. Der Experte behält die übliche Marge von zehn bis 15 Prozent und verkauft dann die Flaschen an seine Retail-Kunden weiter. Hilse streut für sie das Risiko – rund 50 bis 60 Rebensäfte drängen sich jeweils in der ersten und zweiten Reihe auf. Damit geht der Wein-Connaisseur genauso vor, wie ein Fondsmanager. Wie immer bei der Geldanlage ist ein besonderes Gespür gefragt. >>

So empfahl Hilse seinen Kunden im Jahr 2010 einen Pontet-Canet aus dem Jahr 2009. Der Retail-Preis damals lag bei 99 Euro, jetzt wird er für etwa 227 Euro gehandelt. Und welches wären aktuell die drei Top-Empfehlungen? Interessanterweise nach wie vor nicht die Premier Crus wie Château-Lafite Rothschild oder Château Pétrus: "Die besten Jahrgänge liegen jeweils jenseits der 1000-Euro-Klasse, und sind daher nur zu empfehlen, wenn das Budget groß genug ist, auch bei diesen Preisen noch ausreichend zu streuen."

Hier also die Alternativen: Pontet-Canet gefällt Hilse weiter wegen der konsequenten Entdichtung der Böden. "Die Preise schwanken zwischen rund 80 und 250 Euro." Calon-Ségur geht nach einem Eigentümerwechsel neue Wege. Der Vorgängerin konstatiert Hilse "historisierenden Stillstand". Calon-Ségur liegt zwischen 80 und 120 Euro. Das Weingut Belair-Monange sieht Hilse auf dem Weg zu einer Top-Klassifikation, also zu einem Premier Cru Classé A in Saint-Emilion, denn der alles dominierende Konkurrent Pétrus hat sein Monopol beim Weinhandel Etablissements Moueix verloren. Belair-Monange kostet rund 125 Euro.

Top-Weine stammen aus dem Bordeaux

Dass ausschließlich Rotweine Investment-Qualität haben, liegt an der jugendlichen Frische und Spritzigkeit der Weißweine – sie würden diesen Charakter mit Ausnahme der Edelsüßen über die Zeit verlieren. Rote dagegen werden mit dem Alter immer komplexer und interessanter. Und heller: Sie bleichen in der Flasche ins Bräunliche – während ein uralter Weißwein dunkler wird. Doch warum werden fast nur Bordeaux-Weine als Top-Qualität empfohlen?

Hilse urteilt: "Bordeaux ist unbestritten die Königsklasse. Nicht unbedingt nur der Qualität wegen, hier würde etwa das Burgund in der gleichen Liga spielen." Viel ist Marketing beí Bordeaux, "vor allem durch die historisch frühe Markenbildung, die 1855 anlässlich der Weltausstellung in Paris einsetzt. Bordeaux ist die einzige Weinbauregion weltweit, deren Marktdurchdringung wirklich 'global' ist." >>

Doch auch der Geschmack zählt: "Bordeaux-Weine haben auch eine sehr lange Lebenskurve und vollziehen eine Entwicklung hin zu Ausgewogenheit und Balance in der Reifephase. Die Marktdominanz der Region Bordeaux wird auch am Leitindex Livex 100 deutlich, der zu etwa 90 Prozent aus Bordeaux besteht."

Dennoch gibt es im Windschatten dieser großen Anbau-Region vielversprechende Aspiranten: "Bei Château Haut-Bailly aus Pessac-Léognan ist die Entwicklung in den vergangenen acht bis zehn Jahren unter der Ägide von Véronique Sanders wirklich beeindruckend. Terroir pur für rund 100 Euro." "Aus dem Languedoc gibt es eine spektakuläre, noch recht junge Gründung zu vermelden: La Peirà en Damaièla. Im Hinterland von Montpellier, in den "Terrasses du Larzac", wächst mit La Peirà ein Wein heran, der das Zeug hat, alle Granden des Midi herauszufordern. Eine wirkliche Entdeckung für etwa 75 Euro die Flasche."

Und wie hoch soll ein genießender Investor oder ein investierender Genießer nun einsteigen? Hilse rät zu einer mindestens vierstelligen Flaschenzahl, allein schon wegen der Diversifikation bei Jahrgang und Topographie. Wein-Fans sollten idealerweise einen gut dotierten fünfstelligen Euro-Betrag zur Seite legen. Dafür können Sie auch etwas erwarten: Hilse sieht in Hinblick auf die kommenden fünf bis zehn Jahre eine jährliche Rendite von rund fünf Prozent. Das ist doch mal ein Wort im Vergleich zu drohenden Strafzinsen für Großkunden bei der Bank. Und wenn die erhoffte Rendite nicht stimmt, dann wird die Delikatesse eben getrunken. Interessante Weine sehen Sie in unserer Fotoshow.

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