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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Umfrage zeigt Wo und wie die Deutschen 2022 ihren Urlaub verbringen
Zwei Jahre lang haben Reisewarnungen, Grenzschließungen und strenge Corona-Regeln unseren Urlaub bestimmt. Langsam deutet sich eine Normalisierung an, das zeigen auch Umfragen.
Nach zwei Jahren Corona-Pandemie deutet sich eine Normalisierung der Urlaubsgewohnheiten an: Anders als 2020 und 2021 zieht es viele Bürger wieder ins Ausland. Das hat eine Yougov-Umfrage ergeben. Auftraggeber war der bayerische Freizeitbekleidungs-Hersteller Schöffel in Schwabmünchen.
Wohin reisen die Deutschen in diesem Jahr?
Der Yougov-Umfrage zufolge wollen 34 Prozent der rund 2.000 Befragten ihren Urlaub in Europa verbringen, zehn Prozent im außereuropäischen Ausland. Insgesamt 48 Prozent antworteten, dass sie ihren Haupturlaub in der eigenen Heimatregion oder jedenfalls in Deutschland verbringen wollen.
Die Umfrage war repräsentativ, allerdings wurden laut Schöffel ausschließlich "Outdoor-Begeisterte" gefragt – also Menschen, die wandern, radeln oder sich anderweitig gern an der frischen Luft bewegen.
Die Yougov-Meinungsforscher fragten im März, also bereits nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine. Die Vorgängerumfrage vor einem Jahr hatte noch ein ganz anderes Bild ergeben: Damals hatten fast zwei Drittel gesagt, dass sie in der eigenen Heimatregion beziehungsweise im Inland urlauben wollten. Dementsprechend ausgebucht waren dann im vergangenen Sommer auch viele deutsche Urlaubsregionen.
Ein vielfach kommentierter Trend der zwei Corona-Jahre könnte sich laut Umfrage dauerhaft etabliert haben: 24 Prozent antworteten, dass sie nach wie vor häufiger wandern oder andere Frischluftsportarten betreiben als vor Beginn der Pandemie. 15 Prozent dagegen haben ihre Outdooraktivitäten sogar reduziert.
Welche Reisearten sind besonders beliebt?
Während der vergangenen zwei Pandemie-Jahre bevorzugten viele den Urlaub im eigenen Land, in Ferienwohnungen oder auf Campingplätzen, eher für sich allein als im Großstadttrubel. Städtetourismus war zwei Jahre lang recht unbeliebt. Doch jetzt steigt auch dort wieder das Interesse der Deutschen, wie Suchdaten des Online-Reiseanbieters "Expedia" sowie des Ferienhausportals "Fewo-Direkt" zeigen.
"Die Osterfeiertage leiten traditionell die Städtereisen-Saison ein“, sagt Expedia-Sprecherin Svetlana Hirth. "Viele Menschen nutzen das erste lange Wochenende im Jahr für einen Kurztrip in eine der europäischen Metropolen." Ganz oben auf der Liste stehen dabei vor allem Reiseziele wie Paris oder Amsterdam. Zu den Osterferien seien diese Ziele sogar noch beliebter als Badeziele wie Mallorca.
"Dass das Interesse an Städtereisen bereits jetzt so groß ist, ist auch ein positives Zeichen für die kommenden Feiertage und langen Wochenenden", sagt Svetlana Hirth. Auch preislich sind einige Städteziele zu Ostern attraktiver als der warme Süden. So ist die durchschnittliche Tagesrate für Hotels in Berlin mit 112 Euro im April deutlich niedriger als etwa auf Mallorca, wo der Übernachtungspreis im Schnitt bei 168 Euro liegt.
Und: Nicht nur bei Paaren, Singles oder Freunden steht in den nächsten Monaten eine Städtereise auf der Agenda. Auch etwa jede zehnte Familie in Deutschland plant einer Umfrage von FeWo-direkt zufolge dieses Jahr mindestens einen Städtetrip.
Aber 70 Prozent der von FeWo-direkt befragten Familien vermuten auch, dass das Ferienhaus auch nach der Pandemie die bevorzugte Unterkunftsart von Reisenden bleibt.
Wie teuer wird Reisen jetzt?
Doch trotz – oder gerade wegen – der wiederentdeckten Reisefreude: Der Urlaub könnte 2022 häufig teurer werden als gedacht. Etwa jeder dritte Deutsche rechnet einer weiteren Yougov-Umfrage zufolge damit, mehr fürs Reisen auszugeben. Viele erwarten bei Mehrausgaben auch mehr Service.
17 Prozent der Befragten machen vor allem in steigenden Sprit- und Energiekosten den Grund dafür aus, 13 Prozent nennen höhere Kosten für Verpflegung und Unterkunft als Ursache. 61 Prozent der Befragten geben an, nicht mehr Geld als vor Corona auszugeben, acht Prozent machen keine Angaben.
Eine Analyse des Buchungsportals "Skyscanner" zeigt zudem, dass mehr als die Hälfte der Deutschen bei der Wahl der Reise vorrangig auf den Preis schaut. Allerdings plant die andere Hälfte auch, in diesem Jahr mehr Geld für den Urlaub auszugeben als noch vor der Pandemie. Das liege vor allem an längeren Reisen und teureren Reisezielen. Dazu erklärt Naomi Hahn, Vizepräsidentin für Strategie bei "Skyscanner": "Der Preis war schon immer ein entscheidender Faktor bei der Wahl des Reiseziels."
Warum wird Urlaub teurer?
Wegen des Ukraine-Kriegs, der die Energiepreise zusätzlich nach oben treibt, seien höhere Preise beim Reisen nicht ausgeschlossen, hieß es schon Anfang März vom Deutschen Reiseverband. Hotels, Ferienhäuser, Flüge, Mietwagen – in vielen Bereichen werden Preissteigerungen erwartet. Neben dem Krieg gibt es dafür noch weitere Gründe.
Unter anderem treffen etwa die höheren Lebensmittelpreise die Beherbergungsbetriebe, die diese Mehrkosten teilweise an die Kunden weitergeben werden. Zudem gilt es etwa, Umsatzverluste aus den vergangenen beiden Corona-Jahren zu kompensieren.
Wie können Sie die Kosten für Ihren Urlaub senken?
Um trotz steigender Preise noch zu sparen, hilft es, wenn Sie bei der Buchung einige Tipps beachten. Beispielsweise kann es laut Naomi Hahn bereits einen großen preislichen Unterschied machen, wenn Sie ein oder zwei Tage früher oder später fliegen oder sich nach alternativen Flughäfen umschauen. Auch ein alternatives Reiseziel kann günstiger sein.
Die Reiseziele mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis sind laut Skyscanner Barcelona, Istanbul, Lissabon, London und Mallorca. Der beste Buchungszeitpunkt liegt jeweils sechs Wochen vor dem geplanten Reiseantritt.
Insgesamt gibt es vier besonders wichtige Tipps um das beste Flugschnäppchen zu finden:
- Preisalarm einrichten: Markieren Sie den Flug, an dem Sie interessiert sind und wie werden informiert, sobald der Preis steigt oder fällt.
- Neue Reiseziele buchen: Wer beliebte Küstenregionen am Mittelmeer durch unbekanntere Reiseziele tauscht, kann Schnäppchen entdecken.
- Mixen: Wer verschiedene Fluggesellschaften und Anbieter kombiniert, statt Flüge als Paket zu buchen, kann häufig sparen.
- Flexibler Reisezeitraum: Die Preise richten sich nach Angebot und Nachfrage, wer auch bereit ist, an einem weniger "beliebten Tag" zu verreisen, hat die Chance auf ein Schnäppchen.
Was wünschen sich die Deutschen beim Service?
Wer mehr Geld für eine Reise ausgeben muss, wünscht sich dafür oft auch mehr Kundenservice, wie die Umfrage außerdem zeigt. 20 Prozent aller Befragten würden im Gegenzug für gestiegene Kosten vor allem flexiblere Umbuchungs- und Stornierungsmöglichkeiten erwarten.
Sollte es unerwartete Reiseänderungen geben, erwarten 15 Prozent vor allem schnelle und präzise Infos dazu sowie passende Alternativen und gegebenenfalls eine Rückerstattung. Sechs Prozent legen für die höheren Kosten vor allem auf eine bessere Betreuung vor Ort und bei der Buchung wert. Mehrfachantworten waren nicht möglich.
Zwei von fünf Befragten (40 Prozent) verknüpfen indes höhere Buchungskosten nicht mit höheren Erwartungen an den Kundenservice. 15 Prozent machen keine Angabe. Im Auftrag des Software-Unternehmens Zendesk wurden Ende März rund 2.000 Personen befragt.
- Eigene Recherche
- Nachrichtenagentur dpa
- Skyscanner Reiseanalyse
- Expedia und Fewo-Direkt Analyse und Umfrage