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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Fragen und Antworten Wann ist ein Wald eigentlich ein Wald?
Der Wald ist Lebensraum, Speisekammer und Lebensgrundlage für Millionen Menschen weltweit. Im Kampf gegen die Klimakrise dient er als Schutzwall. Umso bedenklicher, dass Waldbestände vielerorts weiterhin bedroht sind.
Inhaltsverzeichnis
Sie sind idyllische Erholungsorte, aber auch bedrohte Lebensräume: unsere Wälder. Ohne sie wäre das Überleben für den Menschen kaum möglich. Doch die wenigsten wissen auch, warum.
Grund genug, um am Internationalen Tag des Waldes – der jährlich am 21. März stattfindet – diese und andere Fragen rund um den (deutschen) Wald zu beantworten.
Warum sind Wälder so wichtig für unser Klima?
Wälder sind unsere grüne Lunge. Sie produzieren Sauerstoff und speichern etwa die Hälfte des auf der Erde gebundenen Kohlenstoffs. Werden Wälder gerodet, wird der Großteil des Kohlenstoffes als Kohlendioxid (CO2) freigesetzt. Waldgebiete funktionieren wie Klimaanlagen und reduzieren die Temperaturen. Darüber hinaus sind sie Wasserspeicher, schützen vor Überschwemmungen und bewahren den Boden vor Erosion beziehungsweise Abtragung.
Sind Wälder für den Menschen nur Erholungsräume?
Nein, weltweit leben mehr als 350 Millionen Menschen direkt im oder vom Wald. Er ist für sie Lebensraum, Speisekammer und Lebensgrundlage zugleich. Über 60 Millionen, insbesondere Menschen indigener Volksgruppen, sind völlig abhängig vom Wald. Fazit der Weltbank: "Sie sind die Wächter der verbleibenden intakten natürlichen Wälder."
Wie viel Wald gibt es überhaupt?
Deutschland zählt zu den waldreichsten Ländern Europas, knapp ein Drittel der Fläche ist hierzulande mit Wald bedeckt. Von den 11,4 Millionen Hektar Waldfläche sind 48 Prozent in Privatbesitz, den sich zwei Millionen Eigentümer teilen. Die waldreichsten Bundesländer sind Hessen und Rheinland-Pfalz, jeweils 42 Prozent ihrer Landesflächen sind bewaldet.
Weltweit gibt es etwa vier Milliarden Hektar Wald, das heißt: 31 Prozent der Landfläche sind mit Bäumen bedeckt. Davon liegt mehr als die Hälfte in fünf Staaten: Russland, Brasilien, Kanada, USA und China. Allein Russland hat laut der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) mit 809 Millionen Hektar Waldfläche einen Anteil von einem Fünftel.
Wann ist ein Wald eigentlich ein Wald?
Eine einheitliche Beschreibung gibt es dafür nicht. Eine Studie von 2008 fand heraus, dass es weltweit mehr als 800 unterschiedliche Definitionen für Wälder und Baumbestände gibt. Fakt ist nur: Mehrere Bäume machen noch keinen Wald.
Ökologen sprechen erst dann davon, wenn Bäume so dicht und zahlreich stehen, dass sich im Inneren ein typisches Klima entwickelt. Kriterien eines Waldes sind für die UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO Bäume, die in winterkalten Gebieten mindestens drei, im gemäßigten Klima mindestens sieben Meter hoch sind. Wenigstens zehn Prozent des Bodens müssen durch Baumkronen überdeckt sein.
Das Bundeswaldgesetz dagegen definiert jede mit Forstpflanzen bestockte Grundfläche als Wald. Dazu zählen etwa auch kahl geschlagene Flächen oder Holzlagerplätze.
Wie viele Bäume stehen in den Wäldern?
Satellitenaufnahmen von 2015 zeigen weltweit über drei Billionen Bäume – auf jeden Einwohner kommen statistisch gesehen also etwa 400 Stück. In tropischen und subtropischen Wäldern standen 1,3 Billionen Bäume. In kalten Regionen wie etwa in Nordeuropa, Russland und Kanada waren es 740 Milliarden und in gemäßigten Ländern 660. In Deutschland wachsen über 90 Milliarden Bäume, am häufigsten sind es Nadelbäume, vor allem Fichten (26 Prozent) und Kiefern (23 Prozent).
Was kreucht und fleucht unter den Bäumen?
Von den etwa 1,8 Millionen beschriebenen Tier- und Pflanzenarten auf der Erde leben nach Angaben der Umweltorganisation WWF etwa zwei Drittel im Wald. Wälder sind damit die artenreichsten Lebensräume überhaupt. In Deutschlands Wäldern gedeihen 1.215 Pflanzenarten, darunter allein 90 verschiedene Baum- und Straucharten. Dort tummeln sich Tausende unterschiedliche Tierarten, meist Insekten.
- Waldzustandsbericht 2020: So schlecht ging es dem deutschen Wald noch nie
In einem Bodenwürfel von zehn Zentimetern Kantenlänge können bis zu zehn Milliarden Bodenlebewesen vorkommen. Dazu gehören etwa Bakterien, Strahlenpilze, Geißeltierchen, Fadenwürmer, Milben, Asseln und vieles mehr. Meist sind sie mit bloßem Auge nicht zu sehen.
Welche Waldarten gibt es?
Den größten Anteil haben natürliche Wälder (57 Prozent), die durch menschliches Handeln beeinflusst werden. Etwa 36 Prozent sind Urwälder, 6,5 Prozent Waldplantagen. Besonders Urwälder sind als Ökosysteme einzigartig und gelten als wahre Schatzkammern der Artenvielfalt.
Sind die Waldbestände bedroht?
Ja, denn zur Geschichte der Menschheit gehörte es, sich den Wald zu eigen zu machen und ihn auch abzuholzen. Rund um den Globus sind seither die Waldverluste programmiert. Allerdings hat sich das Tempo nach Angaben der FAO seit 1990 verlangsamt. Von 1990 bis 2015 reduzierte sich die weltweite Waldfläche um 129 Millionen Hektar auf unter vier Milliarden.
Und: Nach dem FAO-Waldbericht 2020 gingen seit 2015 jährlich zehn Millionen Hektar Wald verloren. In den fünf Jahren davor waren es noch zwölf Millionen Hektar Wald.
Dabei sind die Tropen, insbesondere in Südamerika und Afrika, am stärksten betroffen. Hauptursache für das Abholzen ist die Umwandlung in Ackerfläche. Aufgeforstet wird vor allem in Asien, Europa, Ozeanien sowie in Nord- und Zentralamerika.
- Nachrichtenagentur dpa
- Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW): "Waldanteil in Deutschland", "Wald weltweit"
- Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO), State of the World's Forests 2016
- World Bank
- United Nations Environment Programme-Global Resource Information Database (UNEP-GRID)
- Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft
- Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei
- WWF
- Naturschutzbund Deutschland (Nabu)
- Bundeszentrale für politische Bildung (bpb)