Grüne Überlebenskünstler Das ist der Baum des Jahres 2023
Das Klima ist abhängig von den Wäldern dieser Welt. Durch den Tag des Baumes soll diesem Fakt mehr Aufmerksamkeit erteilt werden.
Auf jeden Menschen in Deutschland kommen geschätzt ganz grob 1.000 Bäume. Sie zu erhalten und zu schützen, liegt im größten Interesse der Menschen. Und doch gibt es Probleme.
Ob Bauholz, Brennholz, Papier, Obst, Nüsse oder Kautschuk. Bäume sind vielfältige Lieferanten des Menschen. Sie nehmen Kohlendioxid auf, produzieren Sauerstoff und spenden Schatten. In Wäldern verhindern sie Bodenerosion und helfen bei der Neubildung von Grundwasser. Bis zu 90 Milliarden Bäume stehen nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums alleine in Deutschlands Wäldern. Sie sind Verbündete der Menschen im Klimawandel und doch immer mehr selbst von ihm bedroht.
1952 rief die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald den Tag des Baumes am 25. April ins Leben. Ursprüngliches Ziel war es, auf den starken Waldverlust durch den Zweiten Weltkrieg aufmerksam zu machen. Das ist längst aufgeholt, rund 30 Prozent der Fläche Deutschlands ist von Wald bedeckt. Noch, kann man befürchten, denn in den vergangenen Jahren haben Sommerdürre, Borkenkäfer und Stürme große Waldflächen zerstört.
Moorbirke ist Baum des Jahres 2023
Eine Baumart, die vielen Klimaeinflüssen standhalten kann, ist die Moorbirke. Sie wurde von der "Baum des Jahres – Dr. Silvius-Wodarz-Stiftung" zum Baum des Jahres 2023 gewählt. Die Moorbirke ist eine Pionierart und darauf spezialisiert, sich an neue Lebensräume anzupassen. Sie kann Temperaturen von bis zu – 40 Grad Celcius standhalten. Durch ihr Herzwurzelsystem steht sie auch bei einem Sturm sicher in der Erde und kurzzeitige Überflutungen übersteht sie unbeschadet.
Alle Birken gehören zu den Überlebenskünstlern unter den Bäumen. Die Moorbirke kommt auf vielen Böden zurecht und gedeiht auch auf nährstoffarmem Untergrund. "Nasse Moor- und Bruchwälder mit Moorbirken sind sehr artenreich und zudem gut für den Moor- und Klimaschutz", so Dr. Pröbstle, Leiter der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF).
Birkenwälder beherbergen außerdem europaweit geschützte Arten wie die Birkenmaus und das Birkhuhn. Vielfältige Wälder, die solche Arten beherbergen, Schädlingen standhalten und trotz Klimawandel gedeihen können, sind enorm wichtig.
Wald ist immer ein Generationenprojekt
Waldbesitzer steuern deswegen um, ersetzen Fichten- und Kiefernmonokulturen durch artenreichen Mischwald. Aber Wald ist immer ein Generationenprojekt, denn bis aus einem Setzling eine mächtige Buche, Esche oder Eiche wird, vergehen viele Jahrzehnte. Ob Waldbesitzer und Wald mit dem Tempo des Klimawandels mithalten können, ist eine entscheidende Frage.
Bäume können bei der Anpassung an höhere Temperaturen vor allem in Städten helfen. Im Schatten von Bäumen ist es an heißen Tagen angenehmer und kühler als zum Beispiel unter Sonnenschirmen oder Markisen. Von Platanen beschirmte Plätze und Straßen etwa in südfranzösischen Städten zeugen von einem langen Erfahrungsvorsprung.
"Bäume machen unsere Städte lebenswerter", weiß auch der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags, Helmut Dedy. Sie seien Schattenspender, Luftfilter und Klimaanlage zugleich. "Als grüne Oasen im öffentlichen Raum haben sie einen unschätzbaren Wert für das Lebensgefühl in der Stadt. Wir wissen: Bäume können Stress reduzieren und sogar glücklich machen."
Dedy: Stadtbäume sind selbst zunehmend gestresst
Doch die Stadtbäume sind nach Dedys Angaben selbst zunehmend gestresst. "Vor allem Hitze und Trockenheit machen ihnen stark zu schaffen. Wir müssen mehr achtgeben auf unsere Stadtbäume." Die Städte unternehmen viel für Schutz, Pflege und Neupflanzung. "Hier rücken auch neue Baumarten in den Blick, die mit Trockenheit besser zurechtkommen."
Erfreut ist Dedy, dass auch immer mehr Bürgerinnen und Bürger mit Baum- oder Gießpatenschaften helfen wollen, die Bäume zu erhalten. Auch der Bund unterstütze die Städte bei der Anschaffung neuer Bäume, beispielsweise mit dem "Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz". "Das ist ein wichtiger Schritt."
Wie weit und bedrohlich der Klimawandel auch in Deutschland bereits fortgeschritten ist, macht die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) deutlich, indem sie am Tag des Baumes am 25. April keine Pflanzaktionen mehr vornimmt. "Die vergangenen Jahre seit 2017 waren besonders geprägt von der Trockenheit, sodass viele der gepflanzten Bäume nicht angewachsen sind", sagt Bundesgeschäftsführer Christoph Rullmann. Man sei daher auf den Tag des Waldes am 21. März umgeschwenkt. Einen Monat früher ist die Chance für die kleinen Bäumchen größer, noch genug Wasser zum Anwachsen zu bekommen.
Ein kleiner Beitrag vor der eigenen Haustür
Die SDW ermutigt die Menschen, sich mit einem kleinen Beitrag vor der eigenen Haustür zu engagieren, indem sie am 25. April bienenfreundliche Bäume und Sträucher in ihren Gärten pflanzen. "Auch für kleinere Gärten gibt es eine Vielzahl von Bäumen, die die Vielfalt im Garten erhöhen und die Insekten- und Vogelwelt unterstützen", schlägt Rullmann vor. Danach sollte der Baum natürlich regelmäßig gegossen werden.
Die Idee für den Tag des Baumes in Deutschland stammt aus den USA. Dort verfasste nach Angaben der SDW Julius Sterlin Morton 1872 eine "Arbor-Day-Resolution". Innerhalb von zwei Jahrzehnten hatte sich die Idee über das ganze Land verbreitet.
- Nachrichtenagentur dpa
- Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten "Hart im Nehmen –Moorbirke ist Baum des Jahres 2023"