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Schlafmohn: Vorsicht, Geldstrafe! Pflanze sollte nicht im Garten sein


Haft- oder Geldstrafe droht
Diese Pflanze sollte nicht in Ihrem Garten wachsen

Sie gehört zu den ältesten Nutzpflanzen. Zudem sind einige verwandte Arten besonders oft in Bauerngärten zu finden. Was viele nicht wissen: Hierzulande ist der Anbau dieser Pflanze ohne Erlaubnis verboten.

Aktualisiert am 30.08.2023|Lesedauer: 3 Min.
dpa-tmn, t-online, uc
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2021 wurde der Schlafmohn zur "Giftpflanze des Jahres" gekürt. Stechapfel, Rhododendron, Efeu und Seerose hatten auf den Plätzen zwei bis fünf das Nachsehen. Damit fiel die Wahl erstmals auf eine sogenannte giftige Nahrungspflanze, bei der einige Teile ungefährlich für den Menschen sind.

Schlafmohn (Papaver somniferum): Die Blüten sehen dem Klatschmohn ähnlich.Vergrößern des Bildes
Schlafmohn (Papaver somniferum): Die Blüten sehen dem Klatschmohn ähnlich. (Quelle: Gottfried Czepluch/imago-images-bilder)

Beim Schlafmohn, botanisch Papaver somniferum, sind das die ungiftigen Samen beziehungsweise Saatkörner – die man von Mohnkuchen, Mohnbrötchen oder Mohnjoghurt kennt. Sie enthalten keine oder nur sehr geringe Mengen an giftigen Opiaten. Alle anderen Pflanzenteile des Schlafmohns sind allerdings stark giftig.

Schlafmohn: Arzneimittel und Droge

Die heilende Wirkung der Pflanze wurde schon in der Antike geschätzt. Ob gegen Schmerzen, Schlafstörungen oder auch Durchfall – Schlafmohn war einst aus der Medizin nicht wegzudenken. Die Heilpflanze kam damals innerlich wie äußerlich zur Anwendung.

Der Milchsaft, der durch Anritzen der unreifen Saatkapseln austritt, enthält verschiedene pflanzliche Wirkstoffe (Alkaloide) – darunter das bekannte Morphin. Sein Wirkstoff, das Morphium, gilt heute als eines der stärksten Schmerzmittel. Es verhindert im Körper, dass der Schmerz weitergeleitet wird. Das Schmerzempfinden sinkt.

Ärzte behandeln starke und stärkste akute und chronische Schmerzen mit Morphin. Regelmäßig eingenommen, führt es allerdings zu starker Abhängigkeit. Deshalb ist es strikt rezeptpflichtig und wird bei Patienten nur unter ärztlicher Aufsicht eingesetzt.

Info
Als Opium wird der getrocknete Milchsaft des Schlafmohns bezeichnet. Übrigens: In Kreuzworträtseln wird oft nach einem schlafmohnhaltigen Arzneimittel mit fünf Buchstaben gefragt. Die Lösung lautet: Opiat.

Alkaloide, die im Falle von Schlafmohn schmerzstillend und schlaffördernd wirken, können aber nicht nur für heilende Zwecke eingesetzt werden. Sie werden auch missbräuchlich als Rauschmittel verwendet.

Warum ist Schlafmohn verboten?

Schlafmohn punktet mit seinen Blüten vor allem im klassischen Bauerngarten – ist allerdings Basis für illegale Rauschmittel wie beispielsweise die Droge Heroin. Deshalb ist der gewerbliche und private Anbau beziehungsweise die Nutzung von Schlafmohn in Deutschland verboten.

Das heißt: Hobbygärtner dürfen Schlafmohnsamen nicht einfach ausbringen. Nur mit ausdrücklicher Genehmigung beziehungsweise auf Antrag, erklärt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM).

  • Lila Mohn: Feld bringt Wanderer zum Staunen

Eine Erlaubnis für bestimmte Sorten kann bei der Behörde zwar eingeholt werden, allerdings nur für spezielle opiumarme. Hobbygärtner müssen bei der Bundesopiumstelle einen schriftlichen Antrag stellen. Das gilt unabhängig von der Zahl der Pflanzen. Privatpersonen dürfen auch nur maximal zehn Quadratmeter mit Schlafmohn bepflanzen, die Erstgenehmigung ist auf drei Jahre befristet und kostet 95 Euro.

Info
Rechtliche Grundlage ist § 3 des Betäubungsmittelgesetzes (BtMG). Ein Verstoß kann mit bis zu fünf Jahren Haft oder Geldstrafe geahndet werden. Die strengen Regeln dienen dem Schutz von Menschen und Tieren, da die gefährlichen Alkaloide schon in geringen Dosen lebensgefährlich sind. Bereits 0,2 Gramm Morphin etwa gelten als tödlich.

Die Mohnsamen selbst sind von den betäubungsmittelrechtlichen Vorschriften ausgenommen und können daher auch als Lebensmittel vertrieben werden, so das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte.

Schlafmohn: Morphinarme "legale" Sorten

Zurzeit werden sowohl für Hobbygärtner als auch für Gewerbetreibende in Deutschland nur Genehmigungen für diese drei morphinarmen Schlafmohnsorten (Morphingehalt unter 0,02 %) erteilt:

  • Sommermohn Viola
    Im April und Mai wird der Samen ausgesät. Die violetten bis helllila Blüten mit einem dunkellila Basalfleck zeigen sich von Juli bis August. Viola, auch als Blaumohn bekannt, erreicht etwa eine Höhe von 1,50 Meter und mag wie alle Mohnsorten sonnige Standorte.
  • Sommermohn Mieszko
    Die polnische Sorte blüht rot bis rosa mit einem hellrosa Basalfleck. Sie kann im Unterschied zur Sorte Viola schon ab Ende März ausgesät werden, erreicht aber ebenso wie diese Sommersorte eine maximale Höhe von 1,50 Meter.
  • Wintermohn Zeno Morphex
    Ausgesät wird von Anfang bis Mitte September. So bilden sich bis zum Spätherbst noch ausreichend Blätter. Im darauffolgenden Frühjahr erreicht Zeno Morphex eine Wuchshöhe von knapp einem Meter und trägt im Mai violette bis lila Blüten mit einem dunklen Basalfleck.

Info
Diese fast morphinfreien Mohnsorten können im Juni/Juli (Zeno Morphex) beziehungsweise August (Viola, Miezko) geerntet werden. Sie gelten als idealer Backmohn mit hohen Erträgen. So eignet sich Viola zum Weiterverarbeiten für Süßspeisen und Gebäck.

Zudem gibt es mehrere englische Schlafmohnsorten für den Garten, die zum Teil gefüllte Blüten besitzen, wie Violetta Blush, Candy Floss oder Pink Fizz. Aussaat und Anbau sind aber in Deutschland verboten.

Welche Mohnblumenart kann man anpflanzen?

Wenn Sie nicht auf Mohnblumen im Garten verzichten möchten, können Sie zum Beispiel den einjährigen Klatschmohn (Papaver rhoeas) säen oder anpflanzen. Der Alkaloidgehalt in seinem Pflanzensaft ist vergleichsweise gering – außerdem fehlt ihm das im Schlafmohn enthaltene Morphin. Dennoch sind auch die Pflanzenteile des Klatschmohns – außer den Samen – gering giftig.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Nachrichtenagentur dpa-tmn
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