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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Auch im Garten Weißer Stechapfel: So gefährlich ist die Pflanze wirklich
Er ist schön, aber bedenklich: der Weiße Stechapfel. Denn bei der Pflanze mit ihren großen Blüten und stacheligen Früchten ist Vorsicht geboten. Eigentlich wächst sie an Wegrändern, verirrt sich aber auch in Gärten.
Botanisch trägt der Weiße oder auch Gemeine Stechapfel den Namen Datura stramonium und gehört zur Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae). Dabei enthält der Gattungsname Datura die persische Wortwurzel 'tat', die soviel wie 'stechen' bedeutet – und bereits auf seine stacheligen, apfelähnlichen Früchte verweist.
Auch der deutsche Name Stechapfel leitet sich von den Früchten ab, die sich aus den trichterförmigen Blüten entwickeln. Obgleich die Bezeichnung "-apfel" zunächst an etwas Essbares denken lässt, ist die einjährige Pflanze jedoch stark giftig.
Was ist am Stechapfel giftig?
Die Früchte, aber auch alle anderen Pflanzenteile wie Blüten und Blätter, enthalten laut der Informationszentrale gegen Vergiftungen in Bonn das sogenannte Scopolamin und andere verwandte Alkaloide. Das sind zum Teil toxische Pflanzenwirkstoffe, die selbst bei der Einnahme geringer Mengen sehr giftig sind.
Werden Pflanzenteile versehentlich dennoch verzehrt, können Symptome wie Unruhe, Halluzinationen oder Mundtrockenheit auftreten. Zudem ist es möglich, dass sich die Pupillen erweitern, der Puls beschleunigt und eine erhöhte Körpertemperatur auftritt.
Info
Bei Vergiftungen mit dem Stechapfel sollten Sie schnell handeln und ein Krankenhaus aufsuchen. Hier finden zusätzlich Sie die Telefonnummern der Giftnotrufzentralen der Bundesländer und weitere Infos.
Ist Stechapfel meldepflichtig?
Obwohl der Weiße Stechapfel hierzulande zu den gefährlichsten Giftpflanzen zählt und man ihn hier und da an Wegrändern finden kann, ist er nicht meldepflichtig – wie ebenso das Jakobskreuzkraut, das aber wesentlich häufiger auftritt.
Der Stechapfel ist auch für den privaten Anbau nicht verboten und somit legal. In einem Familien-Hausgarten mit Kleinkindern sollte er dennoch eher nicht im Frühjahr ausgesät beziehungsweise kultiviert werden: Die Gefahr, dass Pflanzenteile irrtümlich verzehrt werden, ist einfach zu groß.
Unser Tipp
Wer den Weißen Stechapfel trotzdem anpflanzt, sollte Handschuhe tragen, um Hautreizungen nach Kontakt mit dem Pflanzensaft zu vermeiden.
Woran erkennt man Stechapfel?
Im heimischen Garten ist der Stechapfel kaum zu übersehen. Die Pflanze wird bis zu einem Meter groß und wächst aufrecht bis buschig. Sie erkennen sie vor allem an ihren großen, trichterförmigen Blüten, die manchmal veilchenblau, aber zumeist strahlend weiß sind, und von Juni bis Oktober blühen. Aus denen entwickeln sich ab August bis Oktober die namensgebenden erst dunkelgrünen, später bräunlichen Kapselfrüchte.
Häufig wird der Stechapfel wegen seiner Blüten mit seiner nahen Verwandten, der Weißen Engelstrompete (Brugmansia alba) verwechselt. Beide besitzen die genannten, auffälligen Trichterformen.
Sollten Sie sich deswegen unsicher sein, schauen Sie sich die Blüten genauer an: Während die der Engelstrompete den Kopf hängen lassen, stehen die Blüten des Stechapfels stolz und aufrecht. Darüber hinaus ist der Stechapfel in aller Regel kleiner als die Engelstrompete, die eine Größe von bis zu fünf Meter erreichen kann.
Wirkung: Ist der Stechapfel eine Heilpflanze?
In Reclams "Wörterbuch des Aberglaubens" (2005) findet sich zum Stechapfel sogar ein kleiner Eintrag. Das verwundert kaum, wurde doch die Atropin haltige Heilpflanze – in geringen Mengen –, im Mittelalter als Aphrodisiakum, Zauberkraut und Zutat von Hexensalben verwendet. Heute wird wegen der hohen Giftigkeit der Pflanze von einer Selbstmedikation, zum Beispiel bei Atemwegs- und Magen-Darm-Beschwerden, dringend abgeraten.
- Eigene Recherche
- Informationszentrale gegen Vergiftungen Bonn: "Stechapfel (Datura stramonium)"
- Förderkreis Stadtpark–Botanischer Garten e.V.: "Weißer Stechapfel"
- Harmening, Dieter: Wörterbuch des Aberglaubens. Stuttgart, 2005, S. 398.