Private Solaranlagen Eon-Chef fordert Abschaffung der Einspeisevergütung

Eon und RWE heizen die Energiewende-Debatte an: Ihr Positionspapier fordert unter anderem die Abschaffung der Einspeisevergütung und flexiblere Strompreise.
Die Energiewende nimmt Fahrt auf – zumindest auf dem Papier. Doch in der Praxis sieht es anders aus. Diese Ansicht vertreten die Energiekonzerne Eon und RWE, die als größter Stromnetzbetreiber und größter Stromerzeuger Deutschlands maßgeblich an der Debatte beteiligt sind. Gemeinsam haben sie ein Positionspapier herausgebracht, mit dem sie die öffentliche Diskussion über die Energiewende anheizen. Denn eine Forderung, die vielen Verbrauchern nicht schmecken dürfte, lautet: Die Einspeisevergütung, wie sie jetzt ist, abschaffen.
Welche Kernpunkte enthält das Papier, das eine "Energiewende 2.0" fordert? t-online hat einige Details zusammengefasst.
Netzausbau kostet Verbraucher mehrere Milliarden
Eon und RWE kritisieren die derzeitigen Pläne für den Netzausbau. Zwar schreitet dieser voran, jedoch nicht bedarfsgerecht. Stattdessen orientiert er sich an energiepolitischen Zielvorgaben. Das führe zu einer Überdimensionierung des Stromnetzes und damit zu vermeidbaren Kosten. Denn oftmals sei die Planung nicht an den Strombedarf angepasst – es komme zu unnötigen Ausgaben, die an der Stelle vermieden werden könnten.
Würden sowohl die Pläne zum Netzausbau als auch die technologiespezifischen Ausbauziele für die Erneuerbaren genau überprüft und hinterfragt, könnten laut Eon und RWE den Stromkunden in den kommenden zehn Jahren dreistellige Milliardensummen erspart bleiben. Ein unnötiger Ausbau hätte dagegen steigende Kilowattpreise und dementsprechende Energiekosten zur Folge.
Bis Anfang der 2030er-Jahre sollte daher eine belastbare Planungsgrundlage geschaffen werden, die bei Bedarf angepasst werden kann.
Einheitliche Strompreiszone
Neben der Abschwächung der "überzogene Regulierungen von einzelnen Technologien", wie beispielsweise bei grünem Wasserstoff, setzen sich Eon und RWE für die Einführung einer einheitlichen deutschen Strompreiszone ein. Zudem fordern sie den gezielten Ausbau neuer Kraftwerke, Speicher und erneuerbarer Energien. Mit Kraftwerken sind insbesondere neue Gaskraftwerke gemeint. Sie sollen Versorgungssicherheit gewährleisten, den Kohleausstieg beschleunigen und spielen demnach eine Schlüsselrolle bei der Energiewende.
Abschaffung der festgelegten Einspeisevergütung
Ein Punkt, der einigen Verbrauchern sicherlich negativ aufstoßen wird, sind die geforderten Änderungen bei der Einspeisevergütung für Aufdach-Photovoltaikanlagen und andere kleinere Stromerzeuger. Künftig müssten Betreiber ihren Strom selbst vermarkten und verkaufen. Denn eine festgelegte Einspeisevergütung, wie sie jetzt vorhanden ist, würde es nicht mehr geben. Und auch die Vergütung mit negativen Strompreisen solle abgeschafft werden. Ziel der Maßnahmen sei es, verstärkt Anreize für den Eigenverbrauch zu schaffen.
Leo Birnbaum, Vorstandsvorsitzender der Eon SE, begründet den Vorschlag in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" zudem damit, dass allein der Besitz der Anlage und somit der Eigenverbrauch des erzeugten Stroms für eine finanzielle Entlastung mit sich bringe. "Ob der Hausbesitzer dann noch 150 Euro Einspeisevergütung kriegt für den Teil, den er selbst nicht verbraucht, ist letztlich nicht entscheidend."
Kostenlose Smart Meter
Neben der Einspeisevergütung sollen künftig auch die Strompreise flexibel sein und sich an das Unter- und Überangebot von Strom richten. Damit Verbraucher entsprechend flexibel auf den hohen oder bestenfalls niedrigen Strompreis reagieren können, muss der Smart-Meter-Rollout vorangetrieben werden. Die Smart Meter sollen zudem laut Positionspapier "kostenneutral" angeboten werden. Aktuell müssen Verbraucher für den Smart Meter eine gewisse Gebühr zahlen (Details dazu hier).
An sich klingt die Forderung verbraucherfreundlich. Ein Blick in das Papier zeigt jedoch, dass die "Kostenneutralität" zustande kommen soll, indem der Verbraucher selbst flexibel auf den Strompreis reagiert. Der Smart Meter ist demnach als Instrument anzusehen, um Kosten zu sparen.
Zugutekommen dürfte den Verbrauchern unter Umständen die Empfehlung, kapazitätsbasierte – also flexible – Netzentgelte einzuführen. Aktuell sind die Netzentgelte noch festgelegt und liegen bei etwa 6,65 Cent/kWh. Künftig sollen sie sich an der im Voraus festgelegten Spitzenlast im Stromnetz orientieren und nicht an der tatsächlich entnommenen Strommenge. Dies entspricht dem Prinzip der Kostenreflexivität, so die Konzerne.
Petition für Strom-Nutzung läuft bereits
Die Problematik, die RWE und Eon mit dem Positionspapier thematisieren, ist an sich nicht neu. Bereits seit Februar läuft eine Petition, die ebenfalls Anreize für den Eigenverbrauch von selbst erzeugtem Strom fordert.
Hierin auch erwähnt ist der Smart-Meter-Rollout, der allerdings auf vereinfachte und nutzerfreundliche Smart Meter (Smart Meter light) setzt. Denn oftmals sind die aktuell verwendeten intelligenten Messsysteme mit Smart-Meter-Gateway nicht kosteneffizient und technisch zu komplex, als dass sie den Verbrauchern etwas bringen, heißt es in der Begründung.
Die Diskussion um die richtige Strategie für die Energiewende ist in vollem Gange – und wird mit diesem Positionspapier weiter angefacht.
- rwe.de "Marktorientiert und pragmatisch: Die Energiewende braucht einen Neustart"
- epetitionen.bundestag.de "Netzdienliche Zwischenspeicherung erneuerbarer Energien durch Kleinspeicher vom 13.02.2025"