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Psychotherapie: Wann ist der Gang zum Therapeuten ratsam?


Hilfe vom Fachmann
Brauche ich eine Psychotherapie?

Von t-online, dpa, lk

Aktualisiert am 18.12.2019Lesedauer: 3 Min.
Eine Person sitzt beim TherapeutenVergrößern des Bildes
Psychotherapie: Depressionen und andere psychische Erkrankungen nehmen zu. Der Behandlungsbedarf somit ebenfalls. (Quelle: lorenzoantonucci/getty-images-bilder)
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Seit Jahren nehmen psychische Erkrankungen zu. Besonders häufig: Depressionen und Angststörungen. Im DAK-Gesundheitsreport 2017 stehen psychische Erkrankungen als Auslöser für Arbeitsunfähigkeit erstmals an zweiter Stelle. Hier erfahren Sie, bei welchen Symptomen ein Gang zum Psychologen ratsam ist, welche Therapien es gibt und wer die Kosten trägt.

Jutta P. (38) führte ein Leben im Überholtempo. An ihrem Arbeitsplatz in einem Pharmaunternehmen gab es viel Zeitdruck, ein bis zwei Überstunden pro Tag waren normal. Nach Feierabend und an den Wochenenden schmiss sie den Haushalt und war für ihre zwei Kinder, ihren Mann, Freunde und Verwandte da. Mit der Zeit bekam sie unerklärliche körperliche Symptome: Tinnitus, Rückenschmerzen, Schwindelanfälle und immer wieder grippale Infekte. Sie überhörte die Signale ihres Körpers bis diese deutlicher wurden: Irgendwann konnte sie sich nicht mehr bewegen und immer schlechter sehen. Ihr Arzt vermutete eine psychosomatische Erkrankung und überwies Jutta P. zu einem Psychotherapeuten. Diagnose: Burn-Out-Syndrom – ein chronischer Erschöpfungszustand, bei dem sich der Körper gegen übermäßigen Stress wehrt.

Psychische Erkrankungen auf dem Vormarsch

Schicksale wie die von Jutta P. gibt es immer häufiger. Auch Betriebsärzte warnen vor der Zunahme psychischer Erkrankungen. "Der Strukturwandel in der Arbeitswelt hat dazu geführt, dass in vielen Betrieben Zeitdruck, Zwang zu schnellen Entscheidungen und zwischenmenschliche Probleme wesentliche Belastungsschwerpunkte darstellen", sagt der Präsident des Verbandes Deutscher Betriebs -und Werksärzte (VDBW), Wolfgang Panter. Hinzu kommt der häufig verspürte Leistungsdruck, auch im Privatleben alles perfekt machen zu müssen. Nach Angaben der Krankenkassen sind seelische Erkrankungen inzwischen ursächlich für knapp ein Fünftel der Fehltage.

Wozu überhaupt eine Therapie?

Eine Psychotherapie kann bei seelischen Störungen des Denkens, Fühlens, Erlebens und Handelns helfen. Dazu gehören beispielsweise Ängste, Depressionen, Essstörungen, Süchte und Zwänge. Auch psychosomatische Probleme – das heißt, wenn der Körper durch die Belastungen der Seele erkrankt – gehören zum Aufgabenfeld eines Psychotherapeuten.

Was macht ein Psychotherapeut?

Wer mit sich nicht im Reinen ist, gibt das nicht gern zu. Häufig weder vor sich selbst noch vor anderen. Das "Nichtfunktionieren" wird als Schwäche oder gar als Versagen erlebt. Dabei kann unsere Seele ebenso erkranken wie unser Körper. Hinweise für eine seelische Störung können dauerhafte Schlaflosigkeit, chronische Kopfschmerzen oder ausgeprägte Angstgefühle sein. Wann sollte man einen Psychotherapeuten aufsuchen? Die Antwort: Wenn man sich dem Druck des Alltags nicht mehr gewachsen fühlt. Und wenn man das Gefühl hat, sein Leben nicht allein in den Griff zu bekommen. Sich in solch einer Situation helfen zu lassen, ist keine Schwäche – sondern ein Zeichen von Stärke.

Den richtigen finden

Für die Suche nach einem geeigneten Therapeuten sollte man sich etwas Zeit nehmen. Achten Sie auf den Zusatz "Psychologischer Psychotherapeut", der garantiert eine fundierte Ausbildung. Bis zu fünf Probesitzungen können Sie bei einem kassenzugelassenen Therapeuten in Anspruch nehmen. Erst dann wird entschieden, ob man eine Therapie beginnen möchte. Nehmen Sie sich die Zeit und scheuen Sie sich nicht, den Psychotherapeuten kritisch zu hinterfragen. Für eine erfolgreiche Behandlung ist es wichtig, dass die "Chemie" zwischen Patient und Betreuer stimmt. Welche Therapieform zu ihnen passt, können Laien nur schwer abschätzen.

Psychotherapeutensuche

Hilfe bei der Suche nach der richtigen Therapieform bietet der Psychotherapieinformationsdienst unter www.psychotherapiesuche.de.

Seit April 2017 gibt es bundesweit sogenannte Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen der Länder. Patienten sollen so innerhalb einer Woche einen Termin zur psychotherapeutischen Versorgung (Erstgespräch und ggf. Akutbehandlung) mit maximal vier Wochen Wartezeit bekommen. Auf der Internetseite des Bundesgesundheitsministeriums finden Sie für jedes Bundesland die Telefonnummer und Sprechzeiten der jeweiligen Terminservicestelle.

Eine Psychotherapeutensuche nach Postleitzahl können Sie online auf der Internetseite der Deutschen Psychotherapeuten Vereinigung unter www.deutschepsychotherapeutenvereinigung.de durchführen. Eine Suche in ihrer Region bietet ebenfalls die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) auf ihrer Internetseite an.

Überblick Die wichtigsten Psychotherapien

Wer übernimmt die Kosten?

Einige Therapien werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, andere nicht. Bezahlt werden zurzeit die Psychoanalyse, die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie sowie die Verhaltenstherapie. Wissenschaftlich anerkannt, aber nicht über die Krankenkasse abzurechnen sind die Gestalttherapie, die Gesprächspsychotherapie und die Systemische Familientherapie. Wer privat versichert ist, sollte individuell mit seiner Kasse über die Leistungen sprechen. Gegebenenfalls muss man die Sitzungen (je rund 88 Euro) selbst bezahlen. Je nach Therapieform, Störung und Therapieziel beträgt die Dauer eine Psychotherapie zwischen 25 und 200 Sitzungen, im Normalfall zwischen 25 und 50 Sitzungen. Eine Sitzung dauert meist 50 Minuten.

Wartezeit für Psychotherapien je nach Region unterschiedlich

Kassenpatienten mit psychischen Problemen warten in Deutschland im Schnitt fünf Monate auf einen Behandlungstermin beim Psychotherapeuten. Das geht aus einer Umfrage der Bundespsychotherapeutenkammer für das Jahr 2017 hervor. Damit habe sich die Wartezeit für Behandlungen ohne akute Notlagen im Vergleich zum Jahr 2011 um rund drei Wochen verkürzt, sagte Sprecher Kay Funke-Kaiser. Die Zeit sei mit rund 20 Wochen aber immer noch deutlich zu lang. "Uns gehen Patienten bei der langen Suche nach einem Behandlungsplatz verloren", ergänzte er. Psychische Leiden könnten sich darüber hinaus verschlimmern oder chronisch werden.

Deutliche Unterschiede zeigten sich in der Studie zwischen Stadt und Land. In Großstädten liegt die durchschnittliche Wartezeit für eine Behandlung bei etwa vier Monaten. Doch die Werte können schwanken. In Berlin sind es zum Beispiel im Mittel 13,4 Wochen, in Hamburg 18 Wochen. Außerhalb der Großstädte warten Patienten im Schnitt fünf bis sechs Monate. Ein Sonderfall sei das Ruhrgebiet als Ballungsraum mit mehr als sieben Monaten Wartezeit.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • dpa
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