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Welche Symptome auf eine Zwangsstörung hinweisen und was hilft


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Ständige Kontrolle
Welche Symptome auf eine Zwangsstörung hinweisen und was hilft


Aktualisiert am 22.08.2024Lesedauer: 4 Min.
Ein Mann wäscht sich die HändeVergrößern des Bildes
Typisch für eine Zwangsstörung sind Zwangsgedanken und -handlungen. (Quelle: Paul Bradbury/getty-images-bilder)
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Ob Zwangsgedanken, Waschzwang oder der Drang, Dinge zu sortieren: Eine Zwangsstörung kann den Alltag erheblich beeinträchtigen. Was sich dagegen tun lässt.

"Ist der Herd wirklich aus?" Wer sich diese Frage immer wieder stellt und erst nach mehrmaliger Kontrolle wirklich beruhigt ist, könnte an einer Zwangsstörung leiden. Und ist damit nicht allein: Schätzungen zufolge sind 3 von 100 Personen irgendwann im Leben davon betroffen – viele von ihnen schon seit der Kindheit oder Jugend. Der Leidensdruck ist oft hoch.

Nicht selten bleibt eine Zwangsstörung längere Zeit unbehandelt. Denn die Beschwerden entwickeln sich meist schleichend und nehmen langsam an Intensität und Häufigkeit zu. Was zunächst nur wie eine Gewohnheit erscheint, wird nach und nach zum Ritual, das immer mehr Raum einnimmt.

Gelegentlich fällt die Störung erst auf, wenn Zwangshandlungen und -gedanken so viel Zeit in Anspruch nehmen, dass die Person Probleme hat, ihren Alltag zu bewältigen. Ein Zwang kann das Berufs- und Privatleben stark einschränken. Manchmal ist er so stark, dass es nicht mehr möglich ist, einer Arbeit nachzugehen.

Zwangshandlungen und Zwangsgedanken

Fachleute unterscheiden zwischen

  • Zwangsgedanken und
  • Zwangshandlungen.

Beide treten oft in Kombination auf.

Wichtig zu wissen: Menschen mit einer Zwangsstörung ist bewusst, dass ihre zwanghaften Handlungen und Gedanken übertrieben und irrational sind. Es gelingt ihnen jedoch kaum oder nicht, diese zu unterdrücken. Beim Versuch, den jeweiligen Gedanken oder die Handlung zu unterlassen, verspüren die Betroffenen einen nahezu unerträglichen inneren Druck. Sie fühlen sich angespannt, ängstlich und unruhig. Geben sie dem Drang zum Zwang nach, erleichtert sie das – allerdings nur für kurze Zeit.

Mitunter fühlen sich Menschen mit einer Zwangsstörung von den Symptomen so ausgeliefert, dass sie die Sorge haben, verrückt zu werden. Mit einer Psychose wie etwa einer Schizophrenie hat eine Zwangsstörung jedoch nichts zu tun.

Zwangsgedanken lassen sich kaum abschütteln

Von Zwangsgedanken sprechen Fachleute, wenn sich einer Person immer wieder bestimmte unangenehme Gedanken aufdrängen. Sie ist kaum in der Lage, diese Gedanken innerlich "abzuschütteln".

Die Inhalte der Zwangsgedanken können sehr unterschiedlich sein: Manche Betroffene befürchten etwa ständig, mit krankhaften Keimen in Kontakt gekommen zu sein, und können von dieser Vorstellung nicht abrücken. Andere beschäftigen sich innerlich immer wieder mit der Sorge, etwas Wichtiges vergessen zu haben.

Einige Menschen mit einer Zwangsstörung bekommen den Gedanken nicht aus dem Kopf, anderen (körperlich) zu schaden. Zum Beispiel befürchten Betroffene, beim Autofahren versehentlich jemanden angefahren zu haben – oder dies in Zukunft zu tun. Auch die zwanghafte Sorge, andere Menschen sexuell zu belästigen, kann auftreten.

Wichtiger Hinweis

Zwangsgedanken, die um die Befürchtung kreisen, künftig etwas Schlimmes oder Unanständiges zu tun, bedeuten nicht, dass die Personen tatsächlich so handeln. Es handelt sich um reine Vorstellungen, die nicht zur Realität werden.

Zwangshandlungen haben viele Facetten

Zwangshandlungen stellen den Versuch dar, sich von angsteinflößenden und sich aufdrängenden Gedanken zu befreien und Sicherheit zu erlangen. Daher sind sie oft das Ergebnis wiederholter Zwangsgedanken. Die Handlungen können sich auf unterschiedliche Themen beziehen, zum Beispiel auf:

  • häufiges Händewaschen und/oder Duschen (Waschzwang)
  • ständiges Putzen (Putzzwang)
  • Kontrollieren, zum Beispiel von Türen oder Herdplatten (Kontrollzwang)
  • Ordnen von Gegenständen (Ordnungszwang)
  • Sammeln von Gegenständen (Sammelzwang)
  • Zählen (Zählrituale)

Bei einem Waschzwang steht die krankhafte Sorge im Vordergrund, sich mit Keimen infiziert zu haben. Betroffene Personen waschen und desinfizieren sich etwa übertrieben oft die Hände, duschen mehrmals am Tag und/oder wechseln unangemessen häufig ihre Kleidung.

Die übertriebene Befürchtung, sich mit einer ansteckenden Krankheit zu infizieren, kann sich auch auf den Haushalt auswirken. Personen mit Putzzwang haben den starken und übertriebenen Drang, ihre Wohnung zu säubern.

Menschen mit einem Sammelzwang sind nicht in der Lage, Dinge wegzuwerfen. Mitunter führt dies dazu, dass sie ihren Müll nicht mehr entsorgen.

Solche Zwangsgedanken zu Themen wie Sauberkeit oder Ordnung gehen weit über eine "normale" Ordnungsliebe oder Hygiene hinaus. Das ist den Betroffenen bewusst – dennoch fällt es ihnen sehr schwer, die Tätigkeiten "nur" in einem gesunden Maß auszuführen.

Eine weitere mögliche Zwangshandlung sind Zählrituale. Betroffene haben zum Beispiel das Bedürfnis, immer wieder bis zu einer bestimmten Zahl zu zählen, etwa bis zehn. Oder sie haben den Drang, bestimmte Handlungen mehrmals auszuführen – zum Beispiel, immer dreimal die Tür zu öffnen und wieder zu schließen. Wer dem Drang nachgibt, fühlt sich kurzfristig beruhigt.

Ursachen: Woher kommt eine Zwangsstörung?

Fachleute gehen davon aus, dass eine Zwangsstörung durch ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren entsteht. Dazu zählen vor allem

  • genetische Veranlagung
  • psychische Einflüsse, zum Beispiel bestimmte Persönlichkeitszüge
  • äußere Umstände, etwa belastende Ereignisse im Leben

Welche Faktoren genau die Störung auslösen, ist von Person zu Person verschieden. In manchen Familien kommen Zwangsstörungen häufiger vor. Vermutlich können zudem bestimmte Persönlichkeitseigenschaften die Erkrankung begünstigen. Dazu zählen insbesondere die Neigung, besonders gewissenhaft zu sein, und die Befürchtung, etwas falsch zu machen.

Bei manchen Patientinnen und Patienten ist die Zwangsstörung durch ein belastendes Ereignis ausgelöst worden – etwa eine Trennung oder einen Unfall. Traumatische Erlebnisse in der Kindheit sind ebenfalls ein Risikofaktor.

Psychotherapie kann helfen

Wird eine Zwangsstörung nicht behandelt, kann sie einen chronischen Verlauf nehmen, also dauerhaft anhalten. Dabei können die Beschwerden aber in ihrer Intensität schwanken: Phasen mit milden oder keinen Symptomen können sich mit solchen abwechseln, in denen die Zwangsgedanken und -handlungen sehr stark ausgeprägt sind. Möglich ist zudem, dass sich die Zwänge im Laufe der Zeit verändern. Manchmal bessern sich die Symptome einer Zwangsstörung auch ohne Behandlung.

Wer immer wieder unter zwanghaften Gedanken und/oder Handlungen leidet, sollte professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Mithilfe einer Psychotherapie lassen sich die Zwänge oft gut in den Griff bekommen.

Vor allem die kognitive Verhaltenstherapie hat sich bei der Behandlung von Zwangsstörungen bewährt. In der Therapie erfahren die Betroffenen, wie sich Gedanken, Handlungen und Gefühle gegenseitig beeinflussen. Sie untersuchen gemeinsam mit der Therapeutin oder dem Therapeuten die ungünstigen Denk- und Verhaltensmuster und lernen, diese schrittweise zu verändern.

Bei zwanghaften Handlungen ist eine Reizkonfrontation sinnvoll: Unter therapeutischer Anleitung versucht die Person, sich aufdrängende Zwangshandlungen in bestimmten Situationen zu unterlassen. Muss die Patientin oder der Patient etwa im Alltag mehrfach kontrollieren, ob die Handbremse im Auto angezogen wurde, könnte sie im Laufe der Therapie darum gebeten werden, nur einmalig die Handbremse anzuziehen – und dann zügig das Auto zu verlassen. Durch kontinuierliches Üben lernt die Person, dass ihre Ängste unbegründet und die zwanghaften Gedanken und Handlungen unnötig sind. Hilfreich kann es zudem sein, eine nahestehende Person in die Behandlung einzubeziehen.

Weitere Behandlungsmöglichkeiten

Ergänzend zur Psychotherapie können bei einer Zwangsstörung Antidepressiva zum Einsatz kommen. Dazu zählen insbesondere sogenannte selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI). Diese Medikamente wird die Ärztin oder der Arzt möglicherweise auch verordnen, wenn die Person längere Zeit auf eine Psychotherapie warten muss oder die Psychotherapie aus bestimmten Gründen nicht infrage kommt.

Ergänzend hilft es manchen Betroffenen, sich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen. Auch Entspannungsübungen können eventuell Linderung verschaffen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • "Zwangsstörungen". Online-Informationen von AMBOSS: www.amboss.com (Stand: 21.8.2024)
  • "Zwangsstörung". Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Stand: 20.12.2022)
  • Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN): "Zwangsstörungen" (PDF). AWMF-Leitlinien-Register Nr. 038/017 (Stand: 30.6.2022)
  • "Zwangsstörung". Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: www.gesundheitsinformation.de (Stand: 14.7.2021)
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