Ursachen, Hausmittel, Behandlung Was Durchfall verursacht und was dagegen hilft

Ob während des Urlaubs oder im Büro: Durchfall kommt immer ungelegen. Welche Hausmittel gegen Durchfall helfen und wann ärztliche Hilfe nötig ist.
Bei drei und mehr Toilettengängen pro Tag und breiigem bis flüssig-wässrigem Stuhlgang handelt es sich um Durchfall (Fachbegriff: Diarrhoe). Je nach Ursache wird er von Bauchkrämpfen und Blähungen begleitet, bei einer Infektion manchmal von Fieber.
Im besten Fall ist Durchfall einfach nur lästig. Ist er hingegen stark ausgeprägt, schwächt er den Körper aufgrund des hohen Wasser- und Elektrolytverlusts innerhalb weniger Stunden. Deshalb ist es bei Durchfall wichtig, diesen Verlust auszugleichen.
Durchfall ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Symptom. Der flüssige Stuhlgang zeigt an, dass irgendwo im Körper etwas nicht stimmt. Das bezieht sich in der Regel auf den Magen-Darm-Trakt.
- Mehr erfahren: Schaumiger Durchfall – was steckt dahinter?
Die Ursachen von Durchfallerkrankungen sind äußerst vielfältig. Wer regelmäßig Durchfall bekommt, hat möglicherweise eine chronische Darmentzündung oder eine Nahrungsmittelunverträglichkeit. Durchfall nach dem Essen kann auf zu fettreiche Nahrung oder verdorbene Lebensmittel hindeuten. Akute Durchfälle dauern wenige Tage bis eine Woche und sind meist Folge einer Infektion.
Durchfall: Diese Symptome sind typisch
Ein komisches Gefühl in der Magengegend, ein Gluckern im Bauch und sehr starker Stuhldrang – Durchfall kündigt sich an. Zu den typischen Symptomen gehören:
- flüssiger Stuhl (breiig bis wässrig)
- Bauchschmerzen
- in einigen Fällen kolikartige Krämpfe
- Blähungen
- Übelkeit
- manchmal zusätzlich Erbrechen
- Schleim im Stuhl
- Blut im Stuhl
- Schwindel
- Kreislaufprobleme
Die beiden letztgenannten Symptome treten vor allem dann auf, wenn der Körper durch den Durchfall bereits eine große Menge an Wasser und Elektrolyten verloren hat.
Ursachen von Durchfall
Die häufigste Ursache von Durchfall ist eine Magen-Darm-Infektion, im Volksmund Magen-Darm-Grippe genannt. Als Auslöser kommen verschiedene Erreger infrage, insbesondere Viren und Bakterien. In vielen Fällen haben sich die Betroffenen durch mit Krankheitserregern verunreinigte Lebensmittel angesteckt. Zu den bekanntesten Erregern gehören:
- Salmonellen
- Rotaviren
- pathogene Escherichia coli (E. coli)
- Campylobacter
- Yersinien
Noro- und Rotaviren sind äußerst ansteckend. Bereits 10 bis 100 Viren reichen aus, um eine Infektion auszulösen.
Zu den seltenen Erregern, die eher auf Fernreisen zu Durchfallerkrankungen führen, gehören:
Teilweise sind Infektionen mit solchen Erregern meldepflichtig. Dazu zählen Erkrankungen mit Salmonellen, Campylobacter, Yersinien, pathogenen Escherichia coli, EHEC-Erregern sowie Shigellen.
Gut zu wissen
Bei akutem Durchfall ist Hygiene wichtig, um mögliche Krankheitserreger nicht weiterzugeben.
Neben Krankheitserregern kann Durchfall viele weitere Ursachen haben. Das Reizdarmsyndrom tritt unter anderem häufig in Verbindung mit Durchfall auf. Auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten können hinter breiigem Stuhlgang stecken. Dazu zählen etwa die Laktoseintoleranz und die Glutenunverträglichkeit (Zöliakie).
Eine weitere nicht-infektiöse Ursache für Durchfall sind chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED), zu denen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa zählen. In diesem Fall treten die Durchfälle eher schubweise auf. Zu den seltenen Ursachen für Durchfall gehören Vergiftungen, beispielsweise mit Chemikalien, sowie Tumorerkrankungen.
Durchfall kann zudem als Nebenwirkung von Arzneimitteln auftreten – insbesondere bei Breitband-Antibiotika. Bis zu 25 Prozent aller Menschen, die Antibiotika einnehmen, entwickeln vorübergehend wässrigen Stuhlgang. Die Medikamente greifen nicht nur krank machende Bakterien an, sondern auch die gesunde Darmflora, die somit durcheinandergerät. Nahrungsbestandteile können dann nicht mehr richtig verdaut werden, was Durchfall begünstigt.
Risikogruppen für Durchfall
Für einige Menschen ist Durchfall gefährlicher als für andere. Sie gehören zu den Risikogruppen. Dazu zählen Babys und Kleinkinder, Schwangere, immungeschwächte Menschen sowie ältere Personen mit Vorerkrankungen. Schwangere und Immungeschwächte sind grundsätzlich anfälliger für Infektionen, sodass sie sich schneller mit Durchfallerregern infizieren. Die Erkrankung verläuft bei ihnen oft schwerer.
Kinder bekommen ohnehin häufiger Durchfall. Bei ihnen kann er schon auftreten, wenn sie eine größere Menge Obst essen. Einige Krankheiten, wie beispielsweise eine Mittelohrentzündung, können bei Kindern, anders als bei Erwachsenen, mit Durchfall einhergehen.
Bei kleinen Kindern und bei älteren Menschen ist die Gefahr einer schnellen Austrocknung (Dehydrierung) groß. Bei zusätzlichem Erbrechen und hohem Fieber steigt dieses Risiko weiter an, da der Körper viel Flüssigkeit verliert.
Austrocknung erkennen
Typische Symptome, die auf Austrocknung hindeuten, sind ein trockener Mund, fahle Haut ohne Spannung, Atmung durch den Mund und Müdigkeit. Bei Kleinkindern und älteren Personen kann zudem die Urinausscheidung vermindert sein. Achtung: Bei Säuglingen ist Letzteres nicht der Fall.
Bei den genannten Risikogruppen ist es daher wichtig, möglichst schnell den Wasser- und Elektrolytverlust auszugleichen. In leichteren Fällen eignet sich dafür gesüßter Tee zusammen mit Salzgebäck oder verdünnter, mit Zucker und Salz angereicherter Fruchtsaft. Alternativ gibt es fertige Elektrolytlösungen in der Apotheke zu kaufen.
Warum bekommen wir auf Reisen oft Durchfall?
Etwa jede(r) dritte Reisende bekommt im Urlaub Durchfall. Vor allem in tropisch warmen Ländern sind die Hygienestandards bei der Essenszubereitung nur schwer einzuhalten. Durchfall verursachende Keime wie etwa Salmonellen oder Campylobacter vermehren sich unter diesen klimatischen Bedingungen rasant. Besonders oft treten Infektionen mit Noroviren (häufig auf Kreuzfahrtschiffen) oder Kolibakterien auf.
Vor allem in Ländern mit schlechter Trinkwasserversorgung können Infektionen mit Cholerabakterien zu Durchfall führen. In Mittelamerika, im Norden Südamerikas, in Teilen Afrikas sowie in Nord- und Südostasien ist die Krankheit besonders verbreitet. Bei einem längeren Aufenthalt in diesen Regionen sollten Sie eine Cholera-Impfung in Betracht ziehen. Die Schluckimpfung schützt zu 85 Prozent vor einer Infektion.
Parasitäre Infektionen oder eine Pilzvergiftung können ebenfalls Reisedurchfall verursachen. In einigen Fällen sind es aber nur die ungewohnten Nahrungsmittel, die den Darm für einige Tage durcheinanderbringen.
Gut zu wissen
Ein Merksatz in englischer Sprache zur Vorbeugung von Reisedurchfall lautet: "Boil it, cook it, peel it, or forget it." Übersetzt heißt der Satz: Erhitze es, koche es, schäle es oder vergiss es.
Hausmittel gegen Durchfall
Leichter oder nur kurz andauernder Durchfall bei ansonsten gesunden Personen lässt sich zunächst selbst behandeln. Viele Menschen greifen dabei auf Hausmittel zurück. Bei Durchfall können gezuckerte Kräutertees und Salzgebäck dazu beitragen, den Verlust von Flüssigkeit und Elektrolyten auszugleichen.
Bei stärkerem Durchfall ist jedoch eine spezielle Elektrolytlösung aus der Apotheke empfehlenswerter. Als Alternative, etwa auf Reisen, lässt sich eine solche Lösung auch selbst herstellen. Verrühren Sie dazu vier Esslöffel Zucker, 3/4 Teelöffel Kochsalz und ein Glas abgepackten Orangensaft in einem Liter Wasser.
Reis und Zwieback gelten als magenschonend und werden bei Durchfall ebenfalls empfohlen. Sie wirken zwar nicht direkt gegen das Problem, verhindern aber, dass der Darm zusätzlich gereizt wird und die Symptome sich verschlimmern.
Durchfall geht häufig mit Appetitlosigkeit einher. Falls Sie doch Hungergefühle bekommen, greifen Sie am besten zu Lebensmitteln, die Flüssigkeit binden und so helfen, den Stuhl zu festigen. Dazu gehören:
- Kartoffeln
- Haferflocken
- Zwieback
- Haferschleim
- Reisschleim
Pektinhaltige Lebensmittel binden ebenfalls Flüssigkeit. Zudem sollen sie in der Lage sein, die Gifte einiger Durchfallerreger zu binden. Besonders viel Pektin enthalten Äpfel. Diese sollten Sie reiben, damit das Pektin bei der Verdauung einfach verwertbar ist. Auch Möhren – am besten gekocht – sowie Bananen sind pektinreich und gelten als bewährtes Hausmittel bei Durchfall.
Gut zu wissen
Ein Mythos unter den Hausmitteln ist Cola. Dieser hält sich allerdings hartnäckig. Die koffeinhaltige Brause wird Kindern gern in Kombination mit Salzgebäck gegeben. Cola wirkt aber überhaupt nicht gegen Durchfall. Im Gegenteil: Das enthaltene Koffein regt die Darmtätigkeit an, was gerade bei Kindern gefährlich ist.
Medikamente gegen Durchfall
Je nach Schwere des Durchfalls reichen Hausmittel möglicherweise nicht aus. Dann können gegebenenfalls freiverkäufliche Medikamente aus der Apotheke helfen. Die beiden Standardwirkstoffe sind Loperamid und Racecadotril.
Achtung: Vor allem bei Kindern sind beide Wirkstoffe nur nach ärztlicher Rücksprache anzuwenden. Für Kinder unter zwölf Jahren sind sie rezeptpflichtig. Kinder unter zwei Jahren dürfen Loperamid nicht einnehmen und Racecadotril wird für Kinder unter fünf Jahren nicht routinemäßig empfohlen.
Wichtiger Hinweis
In bestimmten Fällen sind Medikamente gegen Durchfall ungeeignet. Erkundigen Sie sich sicherheitshalber in der Arztpraxis oder in der Apotheke, ob Sie Medikamente einnehmen können – und wenn ja, welche.
Loperamid stoppt den Durchfall, indem es die Darmbewegung hemmt. Es hilft schnell, sollte jedoch nur kurzzeitig und mit Vorsicht eingenommen werden. Bei einigen Erkrankungen ist Loperamid nicht geeignet. Denn verlangsamt sich die Darmbewegung, bleiben mögliche Giftstoffe von Bakterien länger im Darm. Auch bei drohendem Darmverschluss kann Loperamid gefährlich sein. In solchen Fällen sowie bei infektiös bedingtem Durchfall kann Racecadotril eine Alternative sein. Anders als Loperamid wirkt es nicht auf die Darmbewegung, sondern verhindert, dass die Darmwand zu viel Wasser und Elektrolyte ins Darminnere abgibt und ausscheidet.
Beide Wirkstoffe bekämpfen den Durchfall, aber nicht dessen Ursache. Es empfiehlt sich, Tabletten mit den genannten Wirkstoffen nicht länger als zwei Tage in der Selbstbehandlung einzunehmen – oder besser gleich die Ärztin oder den Arzt zu fragen. Auf Reisen oder bei stark wässrigem Durchfall bieten die Tabletten eine schnelle Soforthilfe. In letzterem Fall helfen sie, den Wasserverlust zu stoppen.
Eine ganz andere Wirkweise haben medizinische Kohle und medizinische Hefe, die manchmal ebenfalls gegen Durchfall zum Einsatz kommen. So beschleunigt Hefe bei Magen-Darm-Infekten die Ausscheidung der Erreger und soll die Wiederherstellung der natürlichen Darmflora unterstützen. Bei Personen mit stark geschwächtem Immunsystem oder schwerer Grunderkrankung sind Hefetabletten aber nicht geeignet, da sie in solchen Fällen womöglich selbst eine Infektion auslösen können.
Medizinische Kohle hingegen gehört zu den Adsorbenzien. Das bedeutet, sie bindet Stoffe – vor allem Giftstoffe, die von Durchfallerregern gebildet werden. Aber: Die Kohle unterscheidet nicht zwischen guten und schlechten Stoffen. Sie adsorbiert beispielsweise auch medizinische Wirkstoffe. Deshalb sollte zwischen anderen Medikamenten und medizinischer Kohle ein Einnahmeabstand von etwa zwei Stunden eingehalten werden. Aus demselben Grund eignet sich Aktivkohle nicht zur Vorbeugung von Durchfall, etwa auf Reisen. Eine dauerhafte Einnahme kann dazu führen, dass Vitamine und Mineralstoffe schlechter vom Körper aufgenommen werden können.
Mitunter stoßen Betroffene bei der Suche nach Hilfe gegen Durchfall auch auf die Empfehlung, zusätzlich probiotische Mikroorganismen (Probiotika) zu sich zu nehmen. Nach aktuellem Wissensstand können sie die Dauer des Durchfalls aber wahrscheinlich nicht verkürzen.
Durchfall: Wann ärztliche Hilfe suchen?
In einigen Fällen ist es notwendig, sich bei Durchfall ärztlich behandeln zu lassen. Das gilt für die genannten Risikogruppen bei starkem Durchfall und für alle anderen, wenn nach 48 Stunden keine Besserung eintritt – trotz Hausmitteln oder frei verkäuflicher Medikamente. Auch bei hohem Fieber, Blut oder Schleim im Stuhl sowie bei starken Schmerzen empfiehlt sich sicherheitshalber ein Arztbesuch.
- "Infektion mit Salmonellen". Online-Informationen des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit: www.bvl.bund.de (Abrufdatum: 10.3.2025)
- Pressemitteilung der Apothekerkammer Niedersachsen: "Achtung bei der Selbstmedikation mit Loperamid. Durchfallerkrankungen im Sommer und auf Reisen besonders häufig" (Abrufdatum: 10.3.2025)
- "Durchfall". Online-Informationen des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (Hrsg.): www.kinderaerzte-im-netz.de (Abrufdatum: 10.3.2025).
- Epidemiologisches Bulletin Nr. 14/2024: "Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) und der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e.V. (DTG) zu Reiseimpfungen" (PDF). Robert-Koch-Institut, Berlin (Stand: 4.4.2024)
- "Durchfall". Online-Informationen des Bundesministeriums für Gesundheit: gesund.bund.de (Stand: 8.3.2024)
- "Reisediarrhö". Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Stand: 15.1.2024)
- Leitlinie der Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen (DGVS): "Gastrointestinale Infektionen" (PDF). AWMF-Leitlinien-Register Nr.021/024 (Stand: 1.11.2023)
- "Durchfall". Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: www.gesundheitsinformation.de (Stand: 8.2.2023)
- "Hochsaison für Durchfallerreger". Online-Informationen der Pharmazeutischen Zeitung: www.pharmazeutische-zeitung.de (Stand: 9.6.2020)
- Schmiedel, K.: "Nebenwirkung Durchfall". Deutsche Apotheker-Zeitung, Nr. 45/2019, S. 45 (7.11.2019)
- "Reisedurchfall". Online-Informationen von MSD-Manuals: www.msdmanuals.com (Stand: Juni 2023)
- "Norovirus-Gastroenteritis". Online-Informationen des Robert-Koch-Instituts: www.rki.de (Stand: 1.7.2019)
- "Reisedurchfall – Je jünger die Kinder, desto anfälliger". Online-Informationen der Deutschen Ärztezeitung: www.aerztezeitung.de (Stand: 23.5.2018)
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.