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Boerhaave-Syndrom: Speiseröhrenriss nach Erbrechen


Loch in der Speiseröhre
Boerhaave-Syndrom – Speiseröhrenriss durch Erbrechen


Aktualisiert am 01.08.2024Lesedauer: 3 Min.
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Ein Mann mit Bauchschmerzen, daneben eine Frau, die den Notdienst ruft.Vergrößern des Bildes
Das Boerhaave-Syndrom tritt extrem selten auf. (Quelle: Liubomyr Vorona/getty-images-bilder)

Das Boerhaave-Syndrom ist sehr selten, aber lebensbedrohlich: Es entsteht, wenn nach starkem Erbrechen die Speiseröhre reißt. Welche Symptome auftreten.

Starkes Erbrechen ist unangenehm, vergeht aber in den meisten Fällen wieder, ohne in der Speiseröhre Folgen zu hinterlassen. Beim Übergeben entsteht zwar ein hoher Druck, eine gesunde Speiseröhre kann diesem aber normalerweise standhalten.

Sehr selten kommt es jedoch vor, dass sich durch den Druck in der Speiseröhre ein Loch bildet. Fachleute sprechen bei einem solchen Speiseröhrendurchbruch von einer Speiseröhrenperforation oder auch von einem Boerhaave-Syndrom. Der Riss befindet sich meist im unteren Drittel der Speiseröhre. Das Boerhaave-Syndrom ist ein medizinischer Notfall.

Betroffen sind meist Personen, deren Speiseröhre vorgeschädigt ist, insbesondere durch chronischen Alkoholkonsum. Männer (überwiegend mittleren Alters) erkranken häufiger als Frauen.

Wichtiger Hinweis

Die Sorge, nach starkem Erbrechen einen Speiseröhrenriss zu erleiden, ist unbegründet. Das Boerhaave-Syndrom kann zwar theoretisch auftreten, die Wahrscheinlichkeit ist jedoch äußerst selten – selbst bei Personen mit Schäden in der Speiseröhre.

Mallory-Weiss-Syndrom: "Mildere" Variante des Boerhaave-Syndroms

Wenn sich durch Erbrechen lediglich ein Riss in den oberen Schichten der Speiseröhrenschleimhaut bildet, wobei die Speiseröhre selbst intakt bleibt, sprechen Fachleute von einem Mallory-Weiss-Syndrom. Dieses hat eine gute Prognose – je nach Ausmaß der Blutung kann es aber auch ernst verlaufen und sollte daher umgehend behandelt werden. Mehr zum Mallosy-Weiss-Syndrom lesen Sie hier.

Boerhaave-Syndrom führt zu heftigen Symptomen

Die Symptome, die mit einem Boerhaave-Syndrom einhergehen, sind in der Regel so heftig, dass die Person umgehend medizinische Hilfe sucht.

Die Beschwerden treten zeitnah nach anhaltendem, massivem Erbrechen auf: Erkrankte Personen haben sehr starke Schmerzen im unteren Brustbereich und im Oberbauch. Diese sind so stark, dass Medizinerinnen und Mediziner sie auch als Vernichtungsschmerz bezeichnen. Die Schmerzen können in die linke Schulter oder in den Rücken ausstrahlen. Auch können sie beim Schlucken stärker werden.

Ebenso kann sich durch das Loch in der Speiseröhre im weiteren Verlauf ein Emphysem bilden: Dabei sammelt sich unter der Haut im Hals- und Brustbereich oder im Mediastinum – dem zentralen Bereich der Brusthöhle – Luft an. Ein Emphysem ist mit einer Schwellung verbunden; beim Abtasten entsteht ein knisterndes Geräusch.

Die Kombination aus den drei Symptomen Erbrechen, starken Schmerzen im unteren Brustbereich und Hautemphysem ist ein typisches Anzeichen für ein Boerhaave-Syndrom. Sie ist auch als Mackler-Trias bekannt. Nicht jede betroffene Person weist alles Symptome auf; vielmehr kann das Hautemphysem auch fehlen.

In manchen Fällen müssen Menschen mit Boerhaave-Syndrom zudem Blut erbrechen, ein typisches Symptom ist dies aber nicht.

Ohne Behandlung verschlechtert sich das Befinden der erkrankten Person rasch. Zu möglichen Komplikationen zählen etwa:

  • eine Entzündung des Mittelfells (Mediastinitis), einem Teil des Brustkorbs
  • ein Schock
  • eine Blutvergiftung (Sepsis) mit Multiorganversagen

Beschwerden, die auf solche Komplikationen hinweisen, sind dann etwa Atemnot, eine erhöhte Puls- und Atemfrequenz, kalter Schweiß, Fieber oder niedriger Blutdruck.

Boerhaave-Syndrom ist ein Notfall

Das Boerhaave-Syndrom ist ohne rasche Therapie fast immer tödlich. Wenn die Speiseröhre ein Loch aufweist, gelangen Nahrungsreste und Flüssigkeit in die Brusthöhle. Dies hat eine Entzündungsreaktion zur Folge, die auf weitere Organe übergreifen kann. Wenn Bakterien ins Blut gelangen, kann sich zudem eine lebensbedrohliche Blutvergiftung entwickeln.

Rasche Behandlung lebenswichtig

Wird das Boerhaave-Syndrom innerhalb von 24 Stunden behandelt, überleben rund 75 von 100 Patientinnen und Patienten. Nach diesem Zeitraum steigt die Sterblichkeit an. Vergehen mehr als 48 Stunden, sterben bis zu 90 von 100 Personen.

Zunächst gilt es, die erkrankte Personen zu stabilisieren, etwa durch Flüssigkeitszufuhr über eine Infusion. Der oder die Betroffene darf weder essen noch trinken. Zudem werden Nahrungs- und Flüssigkeitsreste mithilfe einer Magensonde, die über die Nase eingeführt wird, entfernt. Über die Sonde kann die Person zudem künstlich ernährt werden.

Die weitere Behandlung ist unter anderem davon abhängig, wie weit die Erkrankung bereits fortgeschritten ist. Zum Beispiel kann ein kleineres Loch während einer Speiseröhrenspiegelung mithilfe eines Stents verschlossen werden. Hat sich im Brustraum viel Flüssigkeit gebildet, lässt sich diese über eine sogenannte Drainage ableiten. In schwereren Fällen kann ein operativer Eingriff nötig sein. Eventuell muss die Speiseröhre komplett entfernt werden (Ösophagektomie).

Um eine bakterielle Infektion zu verhindern, wird die Ärztin oder der Arzt zudem Antibiotika verabreichen, zudem erhalten die erkrankten Personen starke Schmerzmittel. Je nachdem, welche weiteren Komplikationen auftreten, können weitere Behandlungen nötig sein.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • "Boerhaave-Syndrom". Online-Informationen von AMBOSS: www.amboss.com (Stand: 31.1.2024)
  • "Boerhaave-Syndrom". Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Stand: November 2022)
  • "Boerhaave's Syndrome". Online-Informationen der Cleveland Clinic: my.clevelandclinic.org (Stand: 27.4.2022)
  • Girndt, M., Michel, P.: "Innere Medizin hoch 2". Urban & Fischer bei Elsevier, München 2023
  • Flake, F., Dönitz, S.: "Mensch Körper Krankheit für den Rettungsdienst". Urban & Fischer bei Elsevier, München 2022
  • "Spontane Ösophagusperforation". Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Stand: 5.3.2020)
  • Ziegenfuß, T.: "Notfallmedizin". Springer, Berlin 2017
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