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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Natürliches Detox Leber entgiften: Wie funktioniert das?
Der Leber etwas Gutes tun – das möchten viele Menschen. Aus diesem Grund setzen einige auf Detox, um das Organ von innen zu reinigen und zu entgiften.
Leber-Detox ist im Trend. In den Drogerien findet sich eine Vielzahl Nahrungsergänzungsmittel, welche die Leber entgiften und stärken sollen. Auch im Internet kursieren viele Ratschläge zur Leberreinigung. Doch was ist davon zu halten? Wir haben einen Leberexperten gefragt.
Wie funktioniert die Leber?
Unter anderem wandelt die Leber Nährstoffe aus der Nahrung um, speichert sie und setzt sie bei Bedarf für den Körper frei – etwa Zucker, Eiweiße, Mineralstoffe und Vitamine. Zugleich nimmt sie Giftstoffe und Medikamenten-Abbauprodukte auf und sorgt dafür, dass diese ausgeschieden werden. Das Stoffwechsel- und Filterorgan liegt im rechten Oberbauch und wiegt bei einem Erwachsenen fast 1,5 Kilogramm. Erkrankt die Leber, sind Stoffwechselprozesse und Entgiftung beeinträchtigt. Angaben der Deutschen Leberstiftung zufolge gibt es in Deutschland mindestens fünf Millionen Leberkranke.
"Die häufigste Ursache für eine Leberentzündung, Hepatitis genannt, ist die Fettleber. Diese kann unter anderem durch einen übermäßigen Alkoholkonsum, Übergewicht, Medikamente oder Diabetes mellitus verursacht werden", erklärt Professor Benjamin Maasoumy, Leitender Oberarzt in der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und Experte der Deutschen Leberstiftung.
"Unbehandelt kann sich aus einer entzündeten Leber eine Leberzirrhose entwickeln. Dabei vernarbt und schrumpft das Organ und büßt zunehmend an Funktion ein – im schlimmsten Fall bis hin zu Leberversagen."
Was sind die größten Risikofaktoren für die Leber?
Die Fettleber ist in Deutschland ein häufiges Problem: Wie die Deutsche Leberstiftung mitteilt, hat rund ein Drittel der Erwachsenen eine durch Fetteinlagerung vergrößerte Leber, ebenso jedes dritte übergewichtige Kind. Die Zahlen würden weiter steigen.
Die Fettleber ist durch einen anhaltend ungesunden Lebensstil bedingt. Ungesunde Ernährung, Alkohol und Rauchen setzen dem Organ langfristig zu, aber auch Erkrankungen, die auf einen ungünstigen Lebensstil zurückzuführen sind, etwa Diabetes mellitus Typ 2, Adipositas und das metabolische Syndrom. Wie lässt sich das Filterorgan also schützen? Kann eine regelmäßige Entgiftung helfen? Viele Menschen setzen unter anderem auf Fastenkuren, grüne Smoothies, Detox-Produkte, Zitrusfrüchte und Bitterstoffe.
Die Leber entgiften: Was hilft?
"Leider ist es zweifelhaft, dass Sie mit bestimmten Hausmitteln oder Detox-Produkten Ihre Leber relevant entgiften können", sagt Maasoumy. "Mit Bitterstoffen beispielsweise können Sie Ihre Verdauung unterstützen und die Bildung von Galle fördern, eine klassische Entgiftung findet dabei aber nicht statt.
Auch grüne Smoothies können Ihre Leber nicht reinigen. Im Gegenteil: Viele klassische Smoothies enthalten sehr viel Fruchtzucker. Dieser kann langfristig eine Fettleber begünstigen. Auch gezuckerte Getränke wie Limonaden sind für die Leber ungesund. Bei Fastenkuren ist bei einer bereits bestehenden, fortgeschrittener Lebererkrankung sogar Vorsicht geboten, weil beispielsweise schwere Unterzuckerungen auftreten können."
Wie Sie Ihre Leber am besten schützen
Die besten "Hausmittel" zur Leberentgiftung sind laut dem Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie eine gesunde Ernährung im Allgemeinen, regelmäßige Bewegung, die Vermeidung von Übergewicht, der Verzicht aufs Rauchen sowie ein maximal moderater Alkoholkonsum. Wer Medikamente einnehmen muss, welche die Leber belasten können, sollte regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Arzt wahrnehmen.
"Alkohol ist einer der häufigsten Risikofaktoren, welcher der Leber zusetzt. Die beste Entgiftung der Leber ist daher, Alkohol nur mäßig zu trinken", rät Maasoumy "Versuchen Sie zudem, Zucker nur in Maßen zu essen. Zucker, auch Fruchtzucker, begünstigt in größeren Mengen eine Fettleber. Auch mit Fett sollten Sie sparsam sein. Eine Orientierung bieten die Empfehlungen für eine ausgewogene Ernährung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE)."
Prof. Dr. med. Benjamin Maasoumy ist Leitender Oberarzt in der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und Experte der Deutschen Leberstiftung. Der Schwerpunkt der klinischen und wissenschaftlichen Tätigkeit des Facharztes für Innere Medizin und Gastroenterologie ist die Behandlung von Lebererkrankungen.
Alkohol: Was ist ein risikoarmer Alkoholkonsum?
Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) birgt Alkoholkonsum immer das Risiko für gesundheitliche Schäden wie Leberschäden. Je weniger man trinke, desto besser sei es. Wer seine Leber schützen will und dennoch auf das ein oder andere Gläschen nicht ganz verzichten möchte, sollte die empfohlenen Grenzwerte für einen risikoarmen Konsum beachten, bei dem das gesundheitliche Risiko eher gering ist:
- Frauen sollten nicht mehr als ein Standardglas Alkohol pro Tag trinken. Ein Standardglas enthält zwischen zehn und zwölf Gramm reinen Alkohol, beispielsweise ein kleines Bier oder ein Glas Sekt.
- Männer sollten nicht mehr als zwei Standardgläser pro Tag trinken.
- An mindestens zwei Tagen pro Woche sollte man ganz auf Alkohol verzichten.
Kaffee tut der Leber gut – und was noch?
Statt zu Alkohol greift man besser zu einer Tasse Kaffee. Kaffee kann möglicherweise das Risiko für Lebererkrankungen wie Leberkrebs und Leberzirrhose senken – darauf deuten verschiedene Studien hin. "Trinken Sie Kaffee! Nach Studiendaten sogar mindestens drei Tassen Kaffee am Tag. Dabei spielt es vermutlich eine eher untergeordnete Rolle, ob dieser Koffein enthält oder nicht. Nicht dem Koffein wird die leberunterstützende Wirkung nachgesagt, sondern anderen Substanzen der Kaffeebohne", sagt Maasoumy. "Welche Bestandteile das genau sind, ist noch unklar."
Auch ist nicht abschließend geklärt, welche Inhaltsstoffe aus Gemüse und Obst leberunterstützend wirken. Es ist laut dem Experten daher wenig sinnvoll, auf einzelne Leber-Hausmittel wie Knoblauch, Zwiebeln, Zitronen, Ingwer, Grüntee, Kurkuma oder Artischocken zu setzen. "Ernähren Sie sich insgesamt möglichst frisch und vielfältig. Das tut Ihrer Leber gut und versorgt Ihren Körper im Allgemeinen mit wichtigen Nährstoffen. Seien Sie vorsichtig bei Kräutermischungen aus dem Internet. Oft ist nicht gut untersucht, was drin ist. Diese Mischungen können unter Umständen sogar leberschädigend wirken."
Kranke Leber erkennen: Welche Frühwarnzeichen gibt es?
Die Leber besitzt keine Schmerzrezeptoren, weshalb sie sogar bei bereits eingeschränkter Funktion nicht schmerzt. Ist sie entzündet, kann sie anschwellen – was bei einigen Betroffenen zu einem Druckgefühl im rechten Oberbauch führt. Müdigkeit und Erschöpfung sind weitere Symptome, die im Frühstadium einer Lebererkrankung auftreten.
Im weiteren Verlauf kann Juckreiz entstehen, ebenso Übelkeit und Erbrechen. Ist die Leberfunktion bereits deutlich eingeschränkt, ist der sogenannte Ikterus, also die Gelbfärbung von Haut und Augen, ein deutliches Warnsignal. "Gehen Sie bei einer Gelbfärbung von Haut und Augen immer sofort zu einem Arzt", rät Maasoumy.
Das "Leber-Kochbuch" der Deutschen Leberstiftung enthält für Interessierte viele Tipps für eine lebergesunde Ernährung sowie leckere Rezepte.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- deutsche-leberstiftung.de: "Lebererkrankungen – vielfältige Ursachen". Online-Broschüre (PDF) der Deutschen Leberstiftung (Stand: Aufgerufen am 25. September 2023)
- deutsche-leberstiftung.de: "Leber und Fett". Online-Broschüre (PDF) der Deutschen Leberstiftung (Stand: Aufgerufen am 25. September 2023)
- deutsche-leberstiftung.de: "Leberzirrhose (Schrumpfleber)". Online-Broschüre (PDF) der Deutschen Leberstiftung (Stand: 14. Dezember 2021)
- gesundheitsinformation.de: "Wie funktioniert die Leber?". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 22. Februar 2023)
- awmf.org: "Leitlinie Komplikationen der Leberzirrhose". S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e.V. (DGVS), AWMF-Register-Nr. 021-017. (Stand: Gültig bis 29. November 2023)
- aerztezeitung.de: "Britische Kaffeetrinker haben seltener Leberleiden – auch ohne Koffein". Online-Information der ÄrzteZeitung. (Stand: 28. Juni 2021)
- dge.de: "Vollwertig essen und trinken nach den 10 Regeln der DGE". Online-Information der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE). (Stand: Aufgerufen am 25. September 2023)
- dge.de: "Entgiftungsdiäten". Online-Information der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE). (Stand: Aufgerufen am 25. September 2023)
- kenn-dein-limit.de: "Alkoholkonsum". Online-Information der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). (Stand: Aufgerufen am 25. September 2023)
- test.de: "Mythos Entgiften". Online-Information der Stiftung Warentest. (Stand: 15. Dezember 2021)
- patienten-information.de: "Leber-Erkrankungen: Information in leichter Sprache". Online-Information von Patienten-Information, ein Service des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin (ÄZQ) im Auftrag von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung. (Stand: April 2020)