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Überleben bei Prostatakrebs: Wie die Chancen stehen


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Expertin klärt auf
Prostatakrebs überleben: So stehen die Chancen


Aktualisiert am 23.09.2022Lesedauer: 4 Min.
Ob ein Prostatakrebs heilbar ist, hängt neben der Art des Tumors stark davon ab, ob er früh entdeckt und behandelt wurde.Vergrößern des Bildes
Ob ein Prostatakrebs heilbar ist, hängt neben der Art des Tumors stark davon ab, ob er früh entdeckt und behandelt wurde. (Quelle: Kanizphoto/getty-images-bilder)
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Die Diagnose Prostatakrebs ist für Männer meist ein Schock. Eine Expertin erklärt, wovon die Chance auf Gesundung abhängt.

Prostatakrebs entwickelt sich im Gegensatz zu vielen anderen Tumoren oft langsam und kann in vielen Fällen gut behandelt und überwacht werden. Früh erkannt hat ein Prostatakarzinom gute Chancen, geheilt zu werden. Hat der Krebs jedoch schon in Lymphbahnen und Organe gestreut, ist eine Heilung meist nicht mehr möglich. Doch auch hier gibt es sehr gute Behandlungsmöglichkeiten.

Prostatakrebs erkennen: Chancen und Risiken von Früherkennungsuntersuchungen

Um Prostatakrebs erkennen zu können, bevor Beschwerden auftreten, werden zwei Untersuchungen angeboten: Die Kosten für die Tastuntersuchung werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Die individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) "PSA-Test" muss der Patient selbst zahlen. Eine von verschiedenen weiteren IGeL, die angeboten werden, stellt die Ultraschalluntersuchung der Prostata zur Prostatakrebsfrüherkennung dar. Für keine dieser Untersuchungen gibt es bislang überzeugende wissenschaftliche Nachweise, dass durch sie das Sterberisiko sinkt.

Mit Tastuntersuchung oder PSA-Test kann Prostatakrebs erkannt werden, bevor Symptome auftreten. Beide Untersuchungen haben aber auch Nachteile: Über die Tastuntersuchung können beispielsweise nur Tumoren erkannt werden, die an der dem Darm zugewandten Seite der Prostata wachsen und die größer als ein Zentimeter sind. Das heißt: Sehr kleine und ungünstig gelegene Tumore kann die Tastuntersuchung nicht erfassen.

Der PSA-Test hingegen kann Prostata-Krebs früh erkennen. Über einen Bluttest wird das Prostata-spezifische Antigen PSA untersucht. Übersteigt der ermittelte Wert ein bestimmtes Maß und/oder steigt er bei Verlaufskontrollen an, besteht der Verdacht auf Prostatakrebs. Dann sind weitere Untersuchungen zur Abklärung erforderlich. Allerdings birgt der PSA-Test das Risiko für falsch-positive Befunde und Überdiagnosen und damit einhergehende unnötige Eingriffe.

PSA-Test: Risiko für falsch-positive Ergebnisse und Überdiagnosen

Ein falsch-positives Ergebnis beim PSA-Test bedeutet im Prinzip einen "falschen Alarm": Es besteht der Verdacht auf Krebs, der sich nach weiteren, eingreifenden Untersuchungen als unbegründet herausstellt. Von einer Überdiagnose spricht man, wenn durch den PSA-Test ein Tumor gefunden und behandelt wird, der seinem Träger zu Lebzeiten keine Beschwerden bereitet hätte. Leider gibt es keine zuverlässigen Tests, mit denen die rasch wachsenden, behandlungsbedürftigen Prostatatumoren von den sehr langsam wachsenden unterschieden werden können. Daher entscheiden sich erkrankte Männer häufig für eine Behandlung – mit den entsprechenden Nebenwirkungen und Spätfolgen.

Jeder Mann sollte sich frühzeitig über die Früherkennungsuntersuchungen informieren und individuell schauen, was er sich erhofft und welche Risiken mit der Untersuchung möglicherweise verbunden sind, bevor er sich für oder gegen diese Untersuchungen entscheidet.

"Generell sind die Heilungschancen beziehungsweise die Überlebenschancen bei Krebs besser, je früher dieser erkannt wird", sagt Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. "Eine neue Option, den PSA-Test gezielter einzusetzen, ist das sogenannte risikoadaptierte Screening. Ein Beispiel: Sind in der Familie, etwa beim Vater, beim Onkel oder vergleichbaren Familienmitgliedern Prostatakarzinome aufgetreten, besteht ein erhöhtes Risiko, ebenfalls zu erkranken. Ob der PSA-Test ergänzend zur Tastuntersuchung in dieser Situation einen Nutzen hat und die Sterblichkeit senkt, wird derzeit in Studien untersucht. "

Tumorstadium entscheidet über Überleben

Wie der Verlauf bei Prostatakrebs ist, ist abhängig vom Tumorstadium:

  • Handelt es sich um einen aggressiven und schnell wachsenden Tumor?
  • Wie groß ist der Tumor?
  • Ist er noch örtlich begrenzt oder in umliegende Gewebe gewachsen?
  • Sind die Lymphknoten befallen?
  • Haben sich Tochtergeschwüre in anderen Organen gebildet?

Der Krebsexpertin zufolge liegt die relative 5-Jahres-Überlebensrate nach der Krebsdiagnose bei etwa 90 Prozent. Auch die Heilungschancen seien bei früh erkanntem Prostatakrebs gut. Diese Krebserkrankung wachse in der Mehrzahl der Fälle langsam und nicht aggressiv.

"Prostatakrebs ist nicht nur häufig, sondern bleibt häufig auch unerkannt. Untersuchungen haben gezeigt, dass jeder zweite verstorbene Mann Prostatakrebs hat – der oftmals nicht diagnostiziert ist. Die Männer starben mit dem Krebs, nicht an ihm", so Weg-Remers. "Allerdings gibt es auch Prostatakrebskarzinome, die rasch wachsen, aggressiv sind und nicht heilbare Fernmetastasen bilden, wenn sie nicht frühzeitig erkannt und behandelt werden."

Muss ich an Prostatakrebs sterben?

Etwa zehn Prozent aller Männer mit der Diagnose Prostatakrebs sterben in den nächsten fünf Jahren an dem Krebs. Nach Angaben des Zentrums für Krebsregisterdaten waren das in Deutschland 2018 fast 15.000 Männer. Je fortgeschrittener und aggressiver der Krebs ist, desto schwerer gestaltet sich die Therapie – und die Heilungschancen verschlechtern sich zunehmend. Pauschale Aussagen, wie lange Prostatakrebs-Patienten überleben oder ob sie geheilt werden können, lassen sich der Krebsexpertin zufolge nicht machen.

Dazu sind die Krankheitsverläufe zu unterschiedlich. Selbst während der Behandlung lasse sich der Verlauf nicht zuverlässig vorhersagen. Dennoch könne man mit Blick auf die Daten grob sagen, dass die 5-Jahres-Überlebensrate bei fortgeschrittenen Tumoren bei etwa 30 Prozent liege. "Über den individuellen Fall sagt dies allerdings wenig aus", so Weg-Remers.

(Quelle: Privat)


Dr. Susanne Weg-Remers ist Leiterin des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. Nach ihrem Abschluss hat die Expertin in der Inneren Medizin sowie in der klinischen Grundlagenforschung gearbeitet. Sie steht in engem Kontakt mit Krebspatientinnen und -patienten und unterstützt diese auf dem Weg ihrer Krebserkrankung.

Örtlich begrenzter Prostatakrebs: Am besten therapierbar

Am besten behandeln lässt sich örtlich begrenzter Prostatakrebs, der nicht aggressiv ist und der sich noch nicht in andere Gewebe ausgebreitet hat. Durch die Untersuchung einer Gewebeprobe, die im Rahmen einer Biopsie gewonnen wird, sowie durch andere Tests lässt sich abschätzen, ob ein Tumor eher schnell oder nur sehr langsam wächst.

Bei kleinen, wenig aggressiven Tumoren kann es ausreichen, regelmäßig zu Kontrolluntersuchungen zu gehen. Operation und Strahlentherapie bei örtlich begrenztem Prostatakrebs sind oft mit schwerwiegenden Nebenwirkungen verbunden. Männer mit dieser Form von Prostatakrebs sollten sich daher gut über Chancen und Risiken informieren, um auf dieser Basis gemeinsam mit den behandelnden Ärzten eine Entscheidung über die Behandlung zu treffen.

Sind bereits Lymphknoten betroffen, wird es schwieriger, die Krankheit dauerhaft zurückzudrängen. Auch wenn sich Fernmetastasen in den Knochen sowie in Organen wie Leber, Lunge oder Gehirn gebildet haben, ist die Therapie erschwert. Eine Heilung ist dann nicht mehr möglich. Es ist von der individuellen Situation abhängig, was sich durch eine Hormon- oder Chemotherapie erreichen lässt. "Im fortgeschrittenen Stadium besteht das Ziel der Behandlung darin, das weitere Krebswachstum bestmöglich zu bremsen und die Beschwerden der Betroffenen zu lindern", sagt Weg-Remers. "Wie lange der Patient noch lebt, lässt sich nicht vorhersagen."

Prostatakrebs im Frühstadium macht keine Beschwerden

Die Chance, eine Prostatakrebserkrankung zu heilen, ist dann gut, wenn der Krebs der Vorsteherdrüse frühzeitig erkannt wird. Doch gerade im frühen Stadium verursacht Prostatakrebs in der Regel keine Beschwerden. Symptome wie Blut im Sperma oder im Urin, Probleme beim Wasserlassen, Schmerzen und Erektionsstörungen treten erst im fortgeschrittenen Stadium auf. Wer dies vermeiden möchte, sollte sich über die Früherkennungsuntersuchungen bei Prostatakrebs individuell informieren – über ihre Chancen, aber auch ihre Risiken – und dann eine fundierte Entscheidung über die Inanspruchnahme treffen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • S3-Leitlinie "Prostatakarzinom". Federführende Fachgesellschaft: Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU), AWMF-Register-Nr.: 043-022OL. (Stand: Gültig bis 11. Mai 2024)
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