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Anti-Stress-Tipps: So kommen Familien gut durch die Pandemiekrise


Zehn Anti-Stress-Tipps
So kommen Familien gut durch die Pandemie-Krise

Von t-online, ag

14.04.2021Lesedauer: 5 Min.
Eine weinende Frau umarmt ihre Tochter: Nach über einem Jahr Corona-Krise liegen in vielen Familien die Nerven blank.Vergrößern des Bildes
Eine weinende Frau umarmt ihre Tochter: Nach über einem Jahr Corona-Krise liegen in vielen Familien die Nerven blank. (Quelle: Steve Peixotto Photography/getty-images-bilder)

Nervenzusammenbrüche, Homeschooling und Lockdown-Frust – alles parallel zur Arbeit: Die Corona-Krise stellt viele Familien vor Ausnahmesituationen. Wer vorher schon Stress hatte, kommt jetzt erst recht an seine Grenzen. So wundert es kaum, dass Ärzte und Psychotherapeuten einen starken Anstieg psychischer Beschwerden feststellen.

Die Corona-Pandemie mit ihren Einschränkungen und Belastungen macht besonders Frauen und Familien mit Kindern im Haushalt zu schaffen. Bei ihnen haben psychische Beschwerden seit 2020 zugenommen. Vor allem Alleinerziehende geraten in der Krise seelisch stärker unter Druck. Dies sind Ergebnisse der Studie "Psychische Gesundheit in der Krise" der pronova BKK, für die 154 Psychiater und Psychotherapeuten in Praxen und Kliniken befragt wurden.

Stress setzt Frauen mehr zu als Männern

Bei Frauen haben psychische Beschwerden in der Krise stärker zugenommen als bei Männern, sagen die Experten: 86 Prozent bemerken dies bei ihren weiblichen Patienten, 70 Prozent bei den männlichen. Bei Familien mit Kindern sprechen 84 Prozent der Psychiater und Psychotherapeuten von einer Zunahme psychischer Probleme. Bei Familien ohne Kinder sind es nur 49, bei Alleinerziehenden hingegen sogar 92 Prozent.

Zehn Anti-Stress-Tipps für Familien

Für Menschen mit Kindern existiert oftmals der gewohnte Alltag kaum noch – das Leben findet überwiegend zu Hause statt. Dann stellt sich die Frage: Was brauchen Kinder, Jugendliche und ihre Eltern, um die Krise gut und ohne Stress zu überstehen? Die Deutsche Psychotherapeuten Vereinigung (DPtV) hat zehn Empfehlungen zusammengestellt, um Familien in dieser Zeit zu unterstützen:

  1. Stärken Sie sich selbst. Man kann als Eltern in der Pandemie an seine Belastungsgrenze kommen. Geht es Mama und Papa nicht gut, spüren Kinder das sofort. Werden Sie sich klar über Ihre eigene Befindlichkeit in der Krise: Was löst die Pandemie in mir aus? Wie gehe ich damit um? Entstehen Ängste bei mir? Je klarer Sie Ihre eigenen Gedanken und Gefühle kennen, desto besser ist es für Ihre Kinder. Achten Sie darauf, dass ihre Batterie nicht leer wird. Was tut Ihnen gut? Spaziergänge, Musik, Sport, Lesen, Backen sind Alternativen. Bei Bedarf zögern Sie nicht, sich Unterstützung bei Familienberatungen oder Psychotherapeuten zu suchen.
  2. Sprechen Sie mit Ihrem Kind über Corona. Einem Grundschulkind kann man beispielsweise erklären, was ein Virus ist, wie die Ansteckungswege sind und dass man sich aktiv davor schützen kann. Dramatisieren Sie die Situation nicht und vermeiden Sie allzu großen Nachrichtenkonsum. Kombinieren Sie das 20-Sekunden-Händewaschen mit einem Witz oder dem Aufzählen, was ihr Kind schon alles toll kann oder was es an sich mag.
  3. Eine feste Tagesstruktur etablieren. Vereinbaren Sie von Montag bis Freitag eine gleichbleibende Aufwach- und Schlafenszeit für Ihr Kind. Teilen Sie den Tag in eine Lernzeit, Spaßzeit, Medienzeit, Spielzeit und Bewegung an der frischen Luft. Wochenende ist Wochenende und sollte etwas Besonderes bleiben (zum Beispiel „Schlafanzugtag“). Vielleicht haben Sie Lust, Ihren "Pandemie-Plan" mit Ihren Kindern zu erstellen, zu verzieren und sichtbar aufzuhängen. Ein konkreter Plan kann entlasten.
  4. An einem Strang ziehen, Schimpfen vermindern. Reflektieren Sie als Eltern darüber, welche Erziehungsziele Ihnen während der Pandemie wichtig sind. Was kann Ihr Kind in dieser Notlage lernen? Welche Prioritäten setzen Sie? Welche Werte wollen sie vermitteln? Eine gute Kindheit heißt nicht ein Leben ohne Entbehrungen. Versuchen Sie, positive Aspekte der Krise zu finden. Teilen Sie sich die Erziehungsarbeit und übergeben Sie an den/die Partner*in, wenn Sie merken, dass Sie an Ihre Grenzen kommen. Vermindern Sie das Schimpfen. Kinder profitieren von positivem Zuspruch, Lob und Anerkennung. Natürlich dürfen Kinder niemals geschlagen werden. Falls Sie einen Impuls spüren, Ihrem Kind körperlich weh zu tun, verlassen Sie unmittelbar den Raum und zählen langsam von 1 bis 10. Holen Sie sich professionelle Hilfe, falls Sie öfter diesen Impuls spüren.
  5. Homeschooling gestalten. Die Atmosphäre zu Hause ist jetzt wichtiger als die momentane Schulleistung. Untersuchungen zeigen, das Schulwissen gut aufgeholt werden kann. Entscheidend sind jetzt die stabilen Beziehungsangebote in den Familien für die Kinder. Schaffen Sie Ihren Kindern einen ruhigen, reizarmen Lernplatz. Gestalten Sie die Lerneinheiten rhythmisierend mit ausreichend Pausen. Ein Grundschulkind kann sich in der Regel etwa 20 Minuten konzentrieren. Planen Sie viele Pausen ein.
  6. Soziales Miteinander fördern – ohne körperlichen Kontakt. Freunde und Großeltern sind für Kinder je nach Alter wichtige Bezugspersonen. Überlegen Sie sich, welche Möglichkeiten es gibt, soziale Kontakte aufrechtzuerhalten: Messenger, Videokonferenz, Telefonieren, lustige Briefe schreiben, Päckchen verschicken …
  7. Sprechen Sie über Gefühle. In dieser Krise wird Ihr Kind mit „negativen“ Gefühlen wie Angst, Traurigkeit, Wut konfrontiert. Sprechen Sie darüber mit Ihrem Kind. Vielleicht haben sie ja Lust, einmal Gefühle nachzuspielen oder gemeinsam aufzumalen.
  8. Streit schlichten. Geschwister können gemeinsam spielen, besitzen aber häufig noch nicht die Möglichkeiten, mit Konflikten umzugehen. Für Eltern ist es oft schwer, zu entscheiden, wann und wie sie eingreifen sollen. Um eine soziale Kompetenz zu erlangen, ist es wichtig, dass beim Streit unter Kindern nicht in „Böse und Gut“ polarisiert wird. Bleiben Sie in der Streitsituation ruhig. Trösten Sie, ohne Partei zu ergreifen. Lassen Sie Ihre Kinder den Streit später noch einmal erklären und suchen Sie gemeinsam nach Lösungen („Wo könnte ein geschützter Platz für Dich sein, damit Deine kleine Schwester Dich nicht stört? Gibt es Dinge, die Ihr zusammen gerne spielt?“).
  9. Nähe und Distanz achten. Wo (wie jetzt) viel Nähe stattfindet, muss auch Distanz gelebt werden. Auch Ihr Kind braucht individuelle Räume. Überlegen Sie, wie jeder mal für sich sein kann und womit Kinder sich alleine beschäftigen wollen. Auch aus Langeweile entstehen oft gute Ideen.
  10. Perspektiven aufbauen. Die Corona-Pandemie wird irgendwann ein Ende haben. Gestalten Sie Pläne. Wo und wie soll der nächste Urlaub stattfinden? Welche Feste möchten Sie feiern? Welche Gruppen wollen Sie besuchen? Gestalten Sie eine optimistische Zukunftsvision für Ihre Kinder und Ihre Familie.

Probleme lösen: Beratungsstellen können helfen

Auch in Corona-Zeiten gibt es Ansprechpartner für Eltern und Kinder in Krisensituationen. Bevor die Situation zu Hause zu eskalieren droht oder Eltern im Dauer-Stress versinken, sollten Sie sich professionelle Hilfe suchen.

Kompetente Beratung für gestresste Eltern und Kinder bieten:

  • die örtlichen Jugendämter: Die Telefonnummer des Jugendamtes vor Ort findet man unter anderem über das Familienportal des Bundesfamilienministeriums
  • die Telefonseelsorge: Sie ist erreichbar von Montag bis Samstag 14 bis 20 Uhr unter der Hotline: 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 22
  • die Nummer gegen Kummer": Hier können Kinder und Jugendliche, die über ihre Sorgen sprechen wollen, sich Rat holen. Die Nummer ist kostenlos und man darf anonym bleiben. Hotline: Tel. 116 111.
  • das Elterntelefon: Es richtet sich an Mütter und Väter, die unkompliziert und anonym Rat suchen. In ganz Deutschland sind Berater unter der kostenlosen Rufnummer 0800 111 0550 montags bis freitags von 9 bis 11 Uhr und dienstags und donnerstags von 17 bis 19 Uhr erreichbar.
  • Online-Beratung: Die Bundeskonferenz für Erziehungsberatung bietet für Jugendliche von 14 bis 21 Jahren sowie Eltern mit Kindern bis zum 21. Lebensjahr ein individuelles Online-Beratungsangebot durch geschulte Fachkräfte. Egal, ob es um Konfliktsituationen, problematische Familiensituationen, Trennung und Scheidung geht: Die Beratung erfolgt anonym, kostenfrei und datensicher.
  • Corona-Krisenberatung für Eltern und Kinder: Die AETAS Kinderstiftung berät Kinder, Jugendliche und Eltern, die unter der aktuellen Lage leiden. Neben der Telefonberatung unter 089 997 409 020 gibt es auch eine Beratung per E-Mail.

Wichtig ist, dass die Betroffenen sich frühzeitig Rat und Unterstützung suchen. Denn Stress in der Familie ist sehr belastend und kann zu Krankheiten führen, beispielsweise zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auch Burn-out oder Depression können sich aus einer Überbelastung im familiären Kreis entwickeln. Die Betroffenen können oft nicht mehr richtig schlafen, grübeln zu viel und bekommen psychosomatische Beschwerden wie Bauchschmerzen, Übelkeit oder Kopfschmerzen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
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