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Hüftoperation: Experte erklärt, was Patienten wissen sollten – Reha & Risiken


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Orthopäde informiert
Künstliche Hüfte: Das sollten Patienten wissen


Aktualisiert am 08.07.2022Lesedauer: 5 Min.
Schmerzen im Hüftgelenk: Die Entscheidung für die Hüftoperation treffen die meisten Betroffenen dann, wenn konservative Behandlungsmethoden nicht den gewünschten Erfolg zeigen.Vergrößern des Bildes
Schmerzen im Hüftgelenk: Die Entscheidung für die Hüftoperation treffen die meisten Betroffenen dann, wenn konservative Behandlungsmethoden nicht den gewünschten Erfolg zeigen. (Quelle: stockdevil/getty-images-bilder)
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Das Einsetzen einer Hüftprothese ist kein Eingriff "nebenbei". Diese Dinge sollten abgewogen werden.

Über 200.000 Hüftoperationen werden in Deutschland jedes Jahr durchgeführt – drei Viertel aufgrund von Abnutzungserscheinungen von Knorpel und Knochen (Arthrose). Doch das Einsetzen einer Hüftprothese ist kein Eingriff "nebenbei". Was Patienten über die künstliche Hüfte wissen sollten.

Wann wird eine Hüftoperation durchgeführt?

In Deutschland werden jährlich mehr als 200.000 künstliche Hüftgelenke implantiert – Tendenz steigend. Bei drei Viertel der Operierten sind Abnutzungserscheinungen der Grund für die Hüftoperation. Bei einem Viertel sind Auslöser wie rheumatisch-entzündliche Erkrankungen, ein beschädigter Hüftkopf oder ein durch Tumoren zerstörter Knochen der Grund für die Operation an der Hüfte.

"Meist sind die ausgeprägten Schmerzen, die Bewegungseinschränkungen und vor allem der Verlust an Lebensqualität der Grund, warum sich Patienten für eine Hüftoperation entscheiden", sagt Professor Dr. med. Diethard M. Usinger, Chefarzt der Fachklinik für Orthopädie in der Kurpark-Klinik Bad Nauheim.

"Die Hüftoperation ist grundsätzlich ein sogenannter "elektiver" Eingriff, eine Wahl-Operation und kein Notfalleingriff. Das heißt, es besteht in der Regel medizinisch betrachtet keine Notwendigkeit für einen umgehenden Eingriff. Doch der Leidensdruck der meisten Patienten ist irgendwann zu groß. Sie möchten nicht länger mit ständigen Schmerzen leben."

Vor der Hüftoperation: konservative Maßnahmen probieren

Die Entscheidung für die Hüftoperation treffen die meisten Betroffenen dann, wenn konservative Behandlungsmethoden wie Medikamente, Spritzen, Physiotherapie und ähnliches nicht den gewünschten Erfolg zeigen. "Bei Hüftproblemen sollte zunächst vor der Hüftoperation immer drei bis sechs Monate versucht werden, die Beschwerden ohne Operation zu lindern. Gelingt das nicht, kann gemeinsam mit dem Patienten über die Möglichkeiten einer Operation gesprochen werden", rät der Facharzt für Orthopädie.

Aufklärungsgespräch braucht Zeit

Die Hüftoperation ist eine häufige Operation und viele Krankenhäuser haben sich auf künstliche Hüftgelenke spezialisiert. Trotzdem ist der Eingriff an der Hüfte nicht "mal eben nebenbei" gemacht. Die Hüft-OP ist ein großer Eingriff, der gut überlegt und gut geplant sein muss. Laut Usinger muss das Aufklärungsgespräch ohne zeitliche Bedrängnis und umfassend erfolgen. "Eine Hüftoperation kann viele Chancen bieten, aber es können, wie bei jeder Operation, auch Komplikationen auftreten. Diese sollte der Patient kennen, bevor er sich für die Hüftprothese entscheidet."

Mögliche Komplikationen der Hüftoperation

Zu den möglichen Komplikationen gehören Thrombosen und Lungenembolien. Daher sollten Operierte laut dem Experten mindestens fünf Wochen nach dem Eingriff Thrombosespritzen verabreicht bekommen oder Tabletten einnehmen, die Blutgerinnseln vorbeugen. Infektionen gehören ebenfalls zu den OP-Risiken. Deshalb erfolgt bereits während der Operation eine Antibiotika-Therapie. Die Entzündungswerte im Blut werden durch regelmäßige Blutentnahmen überprüft.

Weitere Folgen der Hüftoperation können Nervenschädigungen, Gefäßverletzungen, Prothesenfehllagen, Beinlängenunterschiede, ein Bruch oder Riss im Oberschenkelknochen, Beschädigungen und Lockerungen der Hüftprothese, materialbedingte Allergien sowie Verknöcherungen im umliegenden Gewebe sein.

"Das Risiko für Komplikationen ist bei der Hüftoperation relativ gering. Dennoch ist es wichtig, dass die Patienten aufgeklärt sind – und wissen, dass bei Komplikationen möglicherweise eine Folgeoperation notwendig sein kann", sagt Usinger.

Hüftoperation: Risikofaktoren, die Patienten mitbringen

Der Erfolg der Hüftoperation ist von vielen Faktoren abhängig: dem Operateur, der angewendeten Operationstechnik, dem verwendeten Material und dem Gesundheitszustand des Patienten. Die Gefahr für Komplikationen steigt, wenn der Patient Risikofaktoren mitbringt, wie:

  • ein hohes Alter
  • Übergewicht
  • Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • ein geschwächtes Immunsystem
  • Autoimmunerkrankungen
  • Osteoporose

Es ist nicht nur wichtig, dass der Patient die Risiken kennt, welche die Hüftoperation für ihn mitbringen kann. Auch das Vertrauen in die Klinik, den Operateur und die Operationsmethode muss stimmen. Vertrauen sei die Basis, so Usinger. Habe der Patient das Gefühl, nicht gut aufgehoben zu sein, sei eine Operation mit diesen Voraussetzungen dann dort nicht die richtige Entscheidung.

Beschwerdefrei nach der Hüftoperation?

Laut Usinger, der seinen jetzigen beruflichen Schwerpunkt in der Rehabilitation hat, ist ein Großteil der Patienten mit dem Operationsergebnis zufrieden: etwa 90 Prozent. Fünf Prozent seien teilweise zufrieden, fünf Prozent nicht zufrieden. "Diese Einschätzung ist auch immer abhängig von der Erwartungshaltung und dem subjektiven Empfinden.

Eine komplette Beschwerdefreiheit zu erwarten, ist ein hoher Anspruch, der leider nicht immer erfüllt werden kann. Der Körper hat eine schwere Operation hinter sich und ein künstliches Gelenk implantiert bekommen. Das müssen sich Patienten bewusst machen", so der Experte.

Wann nach der Hüftoperation wieder belastbar?

Wie rasch der Patient nach der Hüftoperation wieder auf den Beinen ist, ist ebenfalls abhängig von der angewendeten Operationsmethode und dem Gesundheitszustand des Patienten. Wird die Hüfte beispielsweise zementiert, was besonders bei älteren Patienten oft der Fall ist, ist der Patient beim Stütz- und Bewegungsapparat sofort wieder voll belastbar. Wird nicht zementiert, was bei jüngeren Patienten oft das Mittel der Wahl ist, kann die Hüfte oft zunächst zwischen 14 Tagen und drei Wochen mit bis zu halbem Körpergewicht nur teilbelastet werden. Manche Operateure erlauben aber auch hier direkt nach der Operation eine Vollbelastung.

"Was die langfristige Haltbarkeit und Belastbarkeit der beiden Verfahren angeht, sind beide gleich gut. Bei Älteren wird öfter zementiert, weil Zement bei bestehendem Knochenschwund den porösen Knochen zusätzlich stabilisiert", erklärt Usinger. Bei jüngeren Patienten hingegen werde auf die Zementierung verzichtet, da nach einem Zeitraum von 20 bis 25 Jahren ein Austausch der Hüfte notwendig sein kann. Dann müsse der Zement entfernt werden, was zu Schäden am Knochen führen und sich negativ auf die Stabilität der neuen Hüfte auswirken könne.

Wann Reha nach der Hüft-OP?

Wann Patienten nach der Hüftoperation in Reha kommen, ist unterschiedlich. Usinger empfiehlt aus der Erfahrung mit seinen Patienten, die Reha im Durchschnitt etwa zehn bis 14 Tage nach dem Eingriff zu beginnen: "Knochen und Gewebe sind direkt nach der Operation noch empfindlich und sollten zunächst nicht überbelastet werden. Ist die Wunde gut abgeheilt, lassen sich Rehamaßnahmen wie Wassergymnastik besser und zielgerichteter umsetzen."

Die Knochen brauchen etwa sechs Wochen, die Weichteile bis zu drei Monate, bis die Heilung soweit abgeschlossen ist. Diese Zeit solle man dem Körper geben und es nicht übertreiben – nach einer klassischen Operation ebenso wie nach einem minimalinvasiven Eingriff, so der Rat des Experten. Die Rehabilitation, die auch Gangschulungen und Sturzprophylaxe beinhaltet, dauert in der Regel drei Wochen. Dann dürfen die Patienten nach Hause.

Wie lange Krücken nach der Hüft-OP?

Zu Hause sollten die Patienten ebenfalls sorgsam mit sich umgehen. Bewegung ist wichtig für Muskeln und Gelenke, aber in Maßen. Der Orthopäde empfiehlt, etwa sechs Wochen nach der Hüft-OP Unterarmstützen (Krücken) zu verwenden. Der Grund: Die durchtrennten und rekonstruierten Muskeln beziehungsweise das Weichgewebe können im Laufe des Heilungsprozesses kurzzeitig an Spannung verlieren. Das ist mit einem erhöhten Sturzrisiko verbunden.

Mit künstlichem Hüftgelenk zuhause: Das müssen Patienten beachten

Auch sonst gibt es einige Einschränkungen nach der Hüftoperation je nach Operationsmethode. So sollten Patienten die ersten drei Monate nach dem Eingriff Drehbewegungen mit Beugung in der Hüfte nach innen oder außen vermeiden. Auch sollte die Hüfte nicht über 90 Grad gebeugt werden. Erhöhte Sitzkissen und eine Toilettensitzerhöhung sind hier eine gute Unterstützung. Auch darf das operierte Bein nicht über das gesunde Bein übergeschlagen werden. Wie sich Patienten am hüftschonendsten hinsetzen und hinlegen, lernen sie während der Rehabilitation.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Statista: Anzahl der Implantationen künstlicher Hüftgelenke
  • Gesundheitsinformation: Hüftarthrose (Coxarthrose)
  • Stiftung Gesundheitswissen: Kniearthrose
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