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Feinstaub: Alles nur heiße Luft? – Was hinter der Schadstoff-Debatte steckt


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Alles nur heiße Luft?
Was hinter der Luftschadstoff-Debatte steckt


Aktualisiert am 24.01.2019Lesedauer: 3 Min.
Demonstranten in Stuttgart: Die Fahrverbote in einigen deutschen Städten sind umstritten.Vergrößern des Bildes
Demonstranten in Stuttgart: Die Fahrverbote in einigen deutschen Städten sind umstritten. (Quelle: Sebastian Gollnow/dpa)
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Wie schädlich ist Stickstoffdioxid? Über diese Frage diskutieren gerade deutsche Ärzte. Einige von ihnen sagen: Die Gesetze zur Luftqualität basieren auf falschen Studien.

Deutschlands Lungenfachärzte streiten. Sie sind sich uneins über die Frage, wie gesundheitsschädlich Stickstoffdioxid und Feinstaub tatsächlich sind. Wer hinter der Diskussion steckt und auf welchen Studien die aktuelle Gesetzgebung tatsächlich beruht.

Ein ehemaliger Präsident will diskutieren

Dr. Dieter Köhler ist Facharzt für Innere Medizin und Pneumologie (Lungenfachkunde) und der ehemalige Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie (DGP). Anfang Januar verschickte der Arzt einen Rundbrief an die Mitglieder des DGP. Darin schreibt er unter anderem von "systematischen Fehlern" in Studien. Die hohen Todeszahlen auf Grund von Feinstaub- und Stickstoffioxidbelastung würden deshalb nicht stimmen. Dr. Köhler und seine Unterstützer fordern deshalb eine Neubewertung der Studien durch unabhängige Forscher.

Die Stellungnahme schließt zwar ab mit dem Hinweis, dass das Ziel von Koch und seinen Mitstreitern "natürlich" sei, Maßnahmen zur Schadstoffvermeidung zu fördern. Jedoch folgt darauf auch die Aufforderung, dass die Kritikpunkte an den Studien so gravierend seien, dass "Rechtsvorschriften für die aktuellen Grenzwerte ausgesetzt werden sollen". Mehr als 100 Ärzte und medizinische Experten haben sich der Stellungnahme angeschlossen.

Studien zeigen "konsistente statistische Zusammenhänge"

Eines der Institute, das den Einfluss von Feinstaub- und Stickoxiden auf die Gesundheit von Menschen in Deutschland untersucht hat, war das Helmholtz-Institut in München. Für das Umweltbundesamt (UBA) hat eine Gruppe von Forschern 2008 mehrere bereits publizierte Untersuchungen nach "verlässlichen statistischen Zusammenhängen" zwischen Gesundheitsfolgen und Stickstoffdioxidbelastung durchsucht. Das Ergebnis: Stickstoffoxid führt zu erheblichen Gesundheitsbelastungen.

Die Studienautoren stellten damals aber selbst klar: Ursächliche Beziehungen könnten epidemiologische Studie nicht aufzeigen. Ihre Ergebnisse zeigten aber "konsistente statistische Zusammenhänge" zwischen Stickstoffdioxidbelastungen und gesundheitlichen Folgen.

Das Umweltbundesamt argumentiert, dass die gesundheitschädigende Wirkung von Schadstoffen aus dem Straßenverkehr feststeht. Ungeachtet dessen, ob Stickstoffdioxid dabei allein oder in Kombination mit anderen Stoffen gefährlich sei: Stickstoffdioxid habe eine Indikatorwirkung und die Einhaltung der Grenzwerte würde deshalb zur öffentlichen Gesundheitsvorsorge beitragen.

Worauf die Luftqualitätsrichtlinie der EU basiert

Die von Dr. Köhler kritisierten gesetzlichen Bestimmungen zu Feinstaub und Stickstoffoxiden sind von der EU erlassen worden. Die Richtlinie 2008/50/EG über Luftqualität und saubere Luft für Europa enthält feste Grenzwerte für Luftschadstoffe. Die Vorgabe gilt für den gesamten EU-Raum und deshalb auch für Deutschland.

Bei der Formulierung von Luftqualitätszielen berücksichtigt die EU die Normen, Leitlinien und Programme der Weltgesundheitsorganisation (WHO). In der Publikation "Air Quality Guidelines for Europe" legt die WHO die genauen Grenzwerte fest.

Das sind die Grenzwerte der WHO

In ihren wissenschaftlichen Bewertungen greift die WHO auf epidemiologische Studien zurück, die sich auf die Kurzzeitbelastung mit Stickstoffdioxid fokussiert haben. Sie stützt sich bei der Festlegung des 1-Stunden-Mittelwertes (200 µg/m3) auf klinische Studien zur Wirkung von Stickstoffdioxid bei Menschen mit asthmatischen Erkrankungen.


Der Langzeitrichtwert wurde durch frühere Abschätzungen festgelegt (40 µg/m3). Außerdem führte die WHO selbst Projekte zu den Langzeitfolgen von Schadstoffen durch, in denen sie Bevölkerungsstudien untersuchte.

Umweltbundesamt: Stickstoffdioxid ist Indikator

Die DGP, deren Ex-Direktor die gesetzlichen Bestimmungen und die jahrelange Foschungsarbeit im Hintergrund in Frage stellt, sagt, dass sie Köhlers Stellungnahme und die Unterschriftenliste seiner Unterstützer als "Anstoß für notwendige Forschungsaktivitäten" in der Zukunft sehen.

Fraglich bleibt, ob die Diskussion gesetzliche Folgen für Deutschland haben wird. Denn die jetzigen Luftreinhalte- und Aktionspläne in vielen Städten sind eine Folge der EU-Gesetzgebung und wurden in deutsches Recht übernommen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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