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Erkältung: Männerschnupfen – Mythos oder Wahrheit?


Studien geben Aufschluss
Männerschnupfen – Mythos oder Wahrheit?

t-online, MHa

Aktualisiert am 01.01.2022Lesedauer: 3 Min.
Mann liegt krank im Bett: Wenn ein Mann krank ist, leidet er unglaublich. Oder ist das ein Mythos?Vergrößern des Bildes
Mann liegt krank im Bett: Wenn ein Mann krank ist, leidet er unglaublich. Oder ist das ein Mythos? (Quelle: OcusFocus/getty-images-bilder)
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Wenn Männer krank werden, leiden sie meist wie Hunde. Ist etwas dran am "Männerschnupfen" oder übertreibt das männliche Geschlecht mit seiner Wehleidigkeit? Erfahren Sie hier, welche Erkenntnisse eine Studie liefert und was Experten zu dem Thema sagen.

Was ist Männerschnupfen?

Ist der Mann krank, dann machen sich Frauen gerne über die Wehleidigkeit des "starken Geschlechts" lustig. "Tatsächlich beschreiben Männer ihre Beschwerden oftmals sehr dramatisch", sagt der Sozialmediziner Prof. Dr. Michael Kunze von der Medizinischen Universität Wien gegenüber t-online.de. Allgemein wird von Männerschnupfen oder der Männergrippe gesprochen,

  • wenn simple Denkprozesse zu einer schier unlösbaren Aufgabe werden;
  • wenn der Mann Gelenk- und Gliederschmerzen hat, wie er sie noch nie zuvor kannte;
  • wenn seine Stimme vollständig versagt;
  • wenn er starke Hals- und Kopfschmerzen hat;
  • wenn ihn ein hartnäckiger Schnupfen über mehrere Wochen hinweg quält und ihm seine Kräfte raubt.

Leiden Männer bei einer Erkältung mehr?

Ein Forscherteam um die Toxikologin Jackye Peretz von der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health erlangte durch eine Studie weitere Erkenntnisse. Nachdem sie weibliche und männliche Zellen der Nasenschleimhaut verglichen, fanden sie heraus: Das Sexualhormon Östrogen hat einen entscheidenden Einfluss auf die Virenlast im Körper.

Es fanden sich wesentlich mehr Viren in den Zellen der männlichen Probanden. Östrogen vermindert die Stoffwechselrate der Zellen und verhindert, dass sich die Viren schnell im Körper verbreiten. Das Hormon verschafft dem weiblichen Immunsystem damit mehr Zeit, um gegen die Viren anzukämpfen und die Krankheit im Keim zu ersticken.

Männerschnupfen – Mythos oder Wahrheit?

"Es gibt einen physiologischen Östrogenschutz der Frau, welcher aus immunologischer Sicht vorteilhaft bei der Abwehr von Krankheitserregern ist", sagt Kunze.

Die Gendermedizinerin Prof. Alexandra Kautzky-Willer ergänzt: "Tatsächlich ist die Nasenschleimhaut der Frau nach Studien durch Östrogen besser geschützt. Östrogen stärkt die Immunantwort, während Testosteron immunsuppressiv wirkt. Dadurch könnten Männer tatsächlich mehr gefährdet sein, Schnupfen zu entwickeln, beziehungsweise mehr darunter leiden."

Wissenschaftler vermuten auch, dass nicht nur der Östrogenspiegel hinter der höheren Anfälligkeit steckt. Sie könne auch evolutionsbedingt sein. Anstatt in den Aufbau eines starken Immunsystems investierte der männliche Organismus die Energie eher in das Körperwachstum, den Muskelaufbau sowie die Bildung von sekundären Geschlechtsmerkmalen.

Grippe oder doch nur Schnupfen?

Ob Männer übertreiben oder aus einem Schnupfen tatsächlich eine "Männergrippe" werden kann, hat der Wissenschaftler Dr. Kyle Sue von der Memorial University of Newfoundland in Kanada untersucht. Dabei stellte er fest, dass Männer mit entsprechenden Symptomen häufiger in ein Krankenhaus eingewiesen werden und intensiver auf Atemwegserkrankungen reagieren als Frauen in derselben Altersgruppe mit einer ähnlichen Erkrankung. Auch kam es häufiger zu Influenza-Todesfällen bei Männern als bei Frauen, so Dr. Sue, da sie anfälliger für Komplikationen sind. Der Wissenschaftler räumt allerdings auch ein, dass es noch weitere Untersuchungen geben muss, um eine wirklich versierte Aussage treffen zu können.

Leiden Männer bei Schnupfen mehr als Frauen?

Wenn Männer übermäßig "rumjammern" und in ein kindliches Verhalten zurückfallen, spricht man in der Psychologie von Regression, berichtet Kunze: "Der Mann möchte am liebsten zu seiner Mutter und umsorgt werden, weil er sich sterbenskrank fühlt. Er fällt in ein kindliches Verhalten zurück." Kautzky-Willer spricht in diesem Zusammenhang davon, "dass Frauen leidensfähiger sind und auch durch die Sozialisierung mehr gewohnt sind. Sie ertragen Beschwerden besser."

Dr. Sue ergänzt: "Auf der Couch liegen, nicht aus dem Bett aufstehen oder Unterstützung bei alltäglichen Aktivitäten zu erhalten, könnte auch evolutionäres Verhalten sein, das kranke Männer damals vor Raubtieren geschützt hat."

Wie sollen Frauen mit Männerschnupfen umgehen?

Der Männerschnupfen hat also eine medizinische Grundlage. Das ergeben die Forschungsergebnisse. Die Experten sehen das weibliche Immunsystem durch das Östrogen besser geschützt, wenn es sich um Atemwegserkrankungen handelt. Aufgrund der stärkeren Symptome und Beschwerden kann tatsächlich gesagt werden, dass Männer mehr leiden als Frauen.


Frauen sollten daher den Männerschnupfen ernst nehmen, keine Witze darüber machen und den Mann nicht als "Memme“ abstempeln. Allerdings ist nicht immer gleich ein Besuch in der Notaufnahme notwendig. Nach ein paar Tagen und mit entsprechender Fürsorge ist die Krankheit schnell wieder abgeklungen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • "'Man flu' may be real" – Kyle Sue, British Medical Journal
  • Interview mit o. Univ. Prof. Dr. med. Michael Kunze, Facharzt für Hygiene und Mikrobiologie und Sozialmedizin
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