Kälte kann helfen Kryotherapie: Vereisung gegen Schmerzen, Tumoren und Fettpolster
"Kryo" ist griechisch und heißt "kalt". Die Kryotherapie kann Schmerzen lindern, wird bei Operationen oder Hautkrankheiten eingesetzt und sogar zur Reduktion von Körperfett. Wann eine Kältetherapie infrage kommt und wie sie wirkt, lesen Sie hier.
Wann kommt Kryotherapie zum Einsatz?
Die Behandlung mittels Vereisung wird in der Schmerztherapie in der Regel dann eingesetzt, wenn andere Methoden nicht mehr weiterhelfen. Hauptanwendungsgebiete der lokalen Kryotherapie sind Verletzungen wie Prellungen, Zerrungen, Muskelschäden, Knochenbrüche und chronische Schmerzen. Vor allem beim sogenannten Facettensyndrom wird Kälte eingesetzt. Auslöser für das Facettensyndrom sind meist verschleißbedingte degenerative Veränderungen der Facettengelenke, die zwischen den einzelnen Wirbeln der Wirbelsäule liegen.
Zu den weiteren Einsatzbereichen der Kryotherapie können Multiple Sklerose sowie Schmerzen im Brustbereich oder am Steißbein gehören. Auch Sehnenreizungen und Trigeminusneuralgien sind Beschwerdebilder, die mit Kältetherapie behandelt werden können.
Vereisung als Schmerztherapie
Bei der Kryotherapie handelt es sich um einen leichten und meist ambulant durchgeführten operativen Eingriff, bei der eine Kältesonde zum betroffenen Nerv geführt wird, um diesen mittels Vereisung über einen längeren Zeitraum zu betäuben. Um den Ursprung des Schmerzes möglichst millimetergenau zu bestimmen, kommen Röntgenbilder sowie Aufnahmen einer Computertomografie (CT) zum Einsatz. Durch eine lokale Betäubung wird anschließend festgestellt, ob es sich tatsächlich um den Bereich handelt, der für die Schmerzen zuständig ist.
Ist der Schmerz lokalisiert, wird die Sonde unter örtlicher Betäubung zum betroffenen Nerv geführt. Aus der Spitze tritt anschließend komprimiertes Gas mit einer Temperatur von rund minus 60 Grad aus. Der Vereisungsprozess dauert nur wenige Minuten. Nach der Schmerztherapie sind Betroffene schmerzfrei. Wie lange die Wirkung anhält, ist jedoch sehr unterschiedlich. Regeneriert sich der Nerv wieder, kehren auch die Schmerzen zurück. Die Kryotherapie kann dann erneut durchgeführt werden. Die Behandlung wird von einigen Krankenkassen erstattet.
Kryotherapie gegen krankes Gewebe
In der Dermatologie kommt Kälte zum Einsatz, etwa um Warzen oder krankes, überschüssiges Gewebe abzutöten, das zum Beispiel durch Wucherungen oder weißen Hautkrebs entstanden ist. Dazu verwendet der Arzt flüssigen Stickstoff, der minus 195 Grad Celsius kalt ist und gibt ihn auf die betreffenden Hautpartien. Das Gewebe wird so stark vereist, dass es abstirbt.
Kryotherapie in der Kältekammer
Kältetherapien werden auch als Ganzkörpertherapie vor allem für Rheumapatienten angewendet. Dazu gehen die Betroffenen für kurze Zeit in eine Kältekammer, die bis zu minus 120 Grad Celsius erreicht. Die Behandlung wird außerdem bei Menschen mit Arthrose, Schuppenflechte, Neurodermitis oder Patienten mit chronischen Schmerzen eingesetzt.
Kälte verursacht im Körper, dass sich die Gefäße zusammenziehen und dass Entzündungsreaktionen und Sfoffwechselprozesse verlangsamt werden, die den Schmerz auslösen. Zudem wirkt Kälte abschwellend, verringert die Einlagerung von Gewebeflüssigkeit und wirkt damit etwa der Entstehung von Ödemen entgegen.
Dem österreichischen Wissenschaftlernetzwerk der Cochrane Collaboration "Medizin-Transparent.at" zufolge fehlt es jedoch an Nachweisen für die Wirksamkeit der Kältekammern. Das Netzwerk mit Sitz an der Donau-Universität Krems erklärt auf seiner Internetseite: "Fallberichte und Ministudien, die positiv über Kältekammern berichten, sind so zahlreich wie die Werbeversprechen der Hersteller (vor allem jene der Cryosauna). Aber Theorien, Einzelberichte oder schlecht durchgeführte Einzelstudien reichen nicht für eine Beurteilung oder gar Empfehlung. Das geht nur mit ausreichend großen, gut gemachten und miteinander vergleichbaren Untersuchungen." Trotz über 30 Jahren Anwendung fehlten diese jedoch für die Ganzkörperkältetherapie, heißt es.
Kryotherapie in der Chirurgie
Auch bei Operationen wird die Kältetherapie eingesetzt. So werden zum Beispiel Tumoren an Nieren oder Leber mit Kältesonden operiert. Auch hierbei wird das kranke Gewebe abgetötet.
Kryotherapie gegen Fettzellen
Ein neuer Trend ist Kryotherapie, um Fettzellen abzutöten. Die sogenannte Kryolipolyse hilft Betroffenen, Fettpolster loszuwerden. Körperfett durch Zelltod einfach wegfrosten? Ja das geht, denn Fettzellen sind kälteempfindlich.
Mit speziellen Aufsätzen wird die Haut etwa an Bauch oder Hüften angesaugt und ein Unterdruck erzeugt. Kälte kühlt das Fettgewebe dann auf plus zwei bis vier Grad Celsius herunter. Das entspricht etwas weniger als der Temperatur im Kühlschrank. Die Anwendung dauert rund eine Stunde. Die Hersteller versprechen einen Fettverlust von etwa 20 Prozent an der behandelten Stelle. Die Anwendung ist nicht ganz schmerzfrei und kann Hautirritationen sowie Schwellungen hervorrufen. Der Effekt tritt nach einigen Wochen ein. Die abgetöteten Fettzellen werden über die Blutbahn und die Lymphflüssigkeit abtransportiert. Die Kosten variieren je nach zu behandelnder Region und Anbieter. Sie liegen meist bei mehreren Hundert Euro.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.