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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Zweifelhafte Werbeversprechen Ist Vitamin E gut für die Haut?
Kosmetikfirmen preisen Vitamin E als Wundermittel an, das gegen verschiedenste Hautprobleme helfen soll. Ist das Vitamin tatsächlich so gut für die Haut?
Narben, Sonnenschäden, Trockenheit, Falten, entzündliche Erkrankungen: Die Liste der Hautprobleme, die Vitamin E angeblich verhindern oder lindern kann, ist lang. Kein Wunder also, dass das Vitamin bereits seit Jahrzehnten als Inhaltsstoff für Pflege- und Kosmetikprodukte verwendet wird.
Andererseits: Eingedenk der spärlichen wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Wirkung von Vitamin E auf die Haut erscheint es durchaus wunderlich, wie sehr die Hersteller auf diesen Inhaltsstoff vertrauen. Ob, inwieweit und in welcher Darreichungsform Vitamin E der Haut zugutekommt, ist nämlich kaum erforscht.
Vitamin E ist gut für die Haut
Vitamin E trägt entscheidend zur Gesunderhaltung des gesamten Organismus bei. Unter anderem spielt es eine bedeutsame Rolle für das Immunsystem und das Herz-Kreislauf-System. Seinen guten Ruf verdankt es aber vor allem seiner Wirkung als sogenanntes Antioxidans: Vitamin E wappnet gewisse Fettsäuren gegen Angriffe durch freie Radikale. Das sind aggressive Sauerstoffteilchen, die im Stoffwechsel entstehen, vermehrt unter schädlichen Einflüssen wie Zigarettenrauch oder UV-Strahlung.
Die Fettsäuren, die Vitamin E vor der Zerstörung bewahrt, sind unter anderem wichtiger Baustein menschlicher Zellmembranen, sie stecken also in den Hüllen der Zellen, auch der Hautzellen.
Gut zu wissen: Vitamin E ist ein Sammelbegriff für verschiedene fettlösliche Stoffe, die einander chemisch ähneln. Der bekannteste und am besten erforschte von ihnen ist das sogenannte Alpha-Tocopherol.
Dass Vitamin E gut für die Haut ist und dieser einen gewissen Schutz bietet, lässt sich also nicht in Abrede stellen. Klar ist auch, dass der Körper Vitamin E nicht selbst bilden kann, sondern zugeführt bekommen muss, und zwar über die Nahrung. (Einen Überblick über gesunde Vitamin-E-Quellen finden Sie im Artikel Vitamin E – diese Lebensmittel sind gute Lieferanten.) Längst nicht geklärt ist indes, ob die Haut von zusätzlichem Vitamin E in Form von Cremes oder Nahrungsergänzungsmitteln profitiert.
Es gibt zwar bereits Untersuchungen zu dieser Frage. Auf diese ist aber nur bedingt Verlass, aus mehreren Gründen:
- Bei der überwiegenden Mehrheit der Studien handelt es sich um Experimente an Tieren oder Zellkulturen, deren Befunde sich nicht ohne Weiteres auf den Menschen übertragen lassen.
- Neben Vitamin E enthielten die getesteten Mittel meist noch weitere Stoffe, sodass nicht klar ist, auf welchen (oder welche) der Inhaltsstoffe die beobachtete Wirkung zurückzuführen ist.
- Den wenigen bislang durchgeführten Studien mit menschlichen Teilnehmenden mangelt es wegen methodischer Schwächen und sehr kleiner Probandenzahlen an Aussagekraft.
Ausgehend von bisherigen Forschungsergebnissen ist es sehr wahrscheinlich, dass immerhin einen Teil des in Cremes enthaltenen Vitamin E in die Haut gelangt. Das Gleiche gilt für Vitamin E in Form von Nahrungsergänzungsmitteln. Dass die zusätzliche Dosis zum Hautschutz beiträgt, ist plausibel – aber eben nicht nachgewiesen.
Für die angebliche Heilwirkung gegen Narben oder Hautkrankheiten gibt es ebenfalls keine hinreichende wissenschaftliche Grundlage.
Vitamin E für die Haut – einfach mal ausprobieren?
Es spricht nichts dagegen, ein Pflegeprodukt mit Vitamin E auszuprobieren – sofern man es gut verträgt, dafür nicht zu viel Geld dafür ausgibt und vor allem keine überzogenen Hoffnungen in das Mittel setzt.
Auf Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin E gilt es hingegen lieber zu verzichten: Die Einnahme zu hoher Vitamin-E-Dosen birgt gesundheitliche Risiken. Welche, erfahren Sie im Artikel Vitamin E – ab dieser Menge ist eine Überdosierung möglich.
Der Bedarf an Vitamin E lässt sich ohnehin problemlos über die normale Ernährung decken. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sollten Frauen täglich etwa 12 Milligramm Vitamin E zu sich nehmen und Männer ungefähr 15 Milligramm. Dazu reicht bereits ein Esslöffel Weizenkeimöl.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Abrufdatum: 26.10.2023)
- Online-Informationen von MSD Manual: www.msdmanuals.com (Abrufdatum: 26.10.2023)
- Online-Informationen der Verbraucherzentrale: www.verbraucherzentrale.de (Abrufdatum: 26.10.2023)
- "Vitamin E". Online-Informationen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung: www.dge.de (Abrufdatum: 26.10.2023)
- Joshi, M., et al.: "Modulatory role of vitamins A, B3, C, D, and E on skin health, immunity, microbiome, and diseases". Pharmacological Reports, Vol. 75, Iss. 5, pp. 1096-1114 (Oktober 2023)
- "Höchstmengenvorschläge für Vitamin E in Lebensmitteln inklusive Nahrungsergänzungsmitteln". Online-Informationen des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR): www.bfr.bund.de (Stand: März 2021)
- "Vitamin E". Online-Informationen des öffentlichen Gesundheitsportals Österreich: www.gesundheit.gv.at (Stand: 27.7.2020)
- Biesalski, H. K., et al.: "Ernährungsmedizin". Thieme, Stuttgart 2017
- Tanaydin, V., et al.: "The Role of Topical Vitamin E in Scar Management: A Systematic Review". Aesthetic Surgery Journal, Vol. 36, Iss. 8, pp. 959-965 (September 2016)
- Keen, M. A., et al.: "Vitamin E in Dermatology". Indian Dermatology Online Journal, Vol. 7, Iss. 4, pp. 311-314 (August 2016)
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