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Fußpilz und Warzen: Wie sie entstehen und was hilft


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Gefahr im Sommer
Ein Pilz kommt selten allein

MeinungEine Kolumne von Dr. med. Yael Adler

31.08.2024Lesedauer: 5 Min.
Vielzahl an Erregern: Sommerfüße leben nicht ungefährlich.Vergrößern des Bildes
Vielzahl an Erregern: Sommerfüße leben nicht ungefährlich. (Quelle: macniak/getty-images-bilder)

Fußpilz und -warzen kommen häufiger vor, als viele denken. Wie sich die Ansteckungsgefahr minimieren lässt und was bei Befall hilft, weiß unsere Kolumnistin Dr. Yael Adler.

Statistisch leidet jeder Dritte daran: Fußpilz. Doch freuen Sie sich nicht zu früh, wenn Sie nicht betroffen sind, denn vielleicht haben Sie ja dafür Viruswarzen?

Bleiben wir zunächst beim Fußpilz. Zahlenmäßig liegen die Deutschen im europäischen Mittelfeld. Doch wo holen sie sich die Erreger? Hotspots sind Hotelteppichböden, öffentliche Duschen, Schwimmbäder und Saunen. Dort warten Pilzsporen monatelang geduldig auf ihren Einsatz, ohne dass Kälte oder Wärme sie beeindrucken.

50 Hornschüppchen fallen pro Schritt ab

Es gibt verschiedene Hautpilzarten, meist aber sind es Fadenpilze, die sich auf kühlen, feuchten Füßen mit einer Temperatur von 35 Grad tummeln. Auf Haut und Nägeln fühlen sie sich besonders wohl – dort ist reichlich Horn als Futter vorhanden. Ideal für die Anzucht sind Skistiefel, schwere Arbeits- und käsige Turnschuhe.

Yael Adler
(Quelle: Markus Höhn)

Zur Person

Dr. med. Yael Adler ist Fachärztin für Dermatologie, Venerologie, Phlebologie und Ernährungsmedizin (DGEM). Seit 2007 praktiziert sie in ihrer eigenen Praxis in Berlin. Ihr Talent, komplexe medizinische Sachverhalte anschaulich und unterhaltsam zu vermitteln, stellt sie seit Jahren in Vorträgen, Veranstaltungsmoderationen und den Medien unter Beweis. Über Prävention und Therapien spricht sie regelmäßig in ihrem Podcast "Ist das noch gesund?". Ihre Bücher "Haut nah" und "Darüber spricht man nicht" standen auf Platz 1 der "Spiegel"-Bestsellerliste. Mit ihrem letzten Buch "Genial vital! – Wer seinen Körper kennt, bleibt länger jung" durfte sich die leidenschaftliche Ärztin erneut über diese Spitzenplatzierung freuen.

Die Chancen, sich beim Barfußlaufen einen Pilz vom Vor-Gänger einzufangen, stehen ebenfalls gut, wenn man bedenkt, dass ein pilziger Fuß mit jedem Schritt rund 50 infektiöse Hornschüppchen verliert. Kommt man dann selbst mit einem schweiß- oder schwimmbadfeuchten Fuß daher, mit einem durch viel Seife und Desinfektionsmittel zu trockenen Fuß, oder mit einem, dessen Abwehrkraft von Durchblutungsstörungen oder Mikronährstoffmangel im Blut geschwächt ist, ist die Hautbarriere für das "Pilz-Gesocks" leicht zu entern.

Oft zeigt sich die Infektion dann als juckende Rötung mit erhabenem Rand, Eiterpusteln, aufgeweichten Hornschuppen und Blasen. Manchmal sind es aber auch ganz dezente Befunde, der Pilz macht sich dann nur durch eine mehlstaubartige Schuppung bemerkbar.

Ein Pilz kommt selten allein

Fußpilz geht gern mit Nagelpilz einher: Hautpilze lieben Keratin, also Horn, und das Klima am Fuß. Die Nägel werden weißgelb, manchmal braunschwarz, dicker, krümelig und verformen sich. Manchmal erhalten die Fadenpilze auch Unterstützung von Hefe- oder Schimmelpilzen: Wer Fußpilz hat und in den Schlüpfer steigt, beamt die infektiösen Schuppen per Unterhosenlift leicht hinauf in den Schritt, wo in Leisten und Körperfalten ein kuschelig-feuchtes Siedlungsgebiet zum Verweilen einlädt.

Hier siedeln sich Fußwarzen besonders gerne an

Unsere unteren Extremitäten beherbergen gern noch andere Gäste: Fußwarzen, eine Infektionskrankheit, die durch humane Papillomviren ausgelöst wird. Manche Subtypen lieben Füße und Hände, andere bevorzugen Genitalien. Wo sie schließlich Quartier nehmen, bauen Warzenviren kleine Warzenhäuser aus Horn. Mitunter entstehen wahre Horntumoren, ansteckende Virenhochburgen. An den Fingern stehen Warzen erhaben hervor, an den Fußsohlen werden sie durch den Druck beim Laufen nach innen gedrückt. Man erkennt sie dann nur an einem Kreis inmitten der Linien der Fußhaut.

Warzen und Hühneraugen haben etwas gemeinsam: An den Füßen suchen sie dieselben Stellen zur Ansiedlung, immer jene, wo von innen der Fußknochen gegen das Gewebe drückt oder von außen der Fußboden presst. Auch ein drückender knöcheriger Nachbarzeh und zu enges Schuhwerk können zu Druckstellen führen: Hier kommt es zu einer punktuellen Verminderung der Hautdurchblutung. Das Horn wehrt sich, indem es sich flott vermehrt. Schwielige Hühneraugen oder sogar Viruswarzen sind die Folge, sie können sich festsetzen, weil die Gefäße am Druckpunkt abgequetscht sind und das Immunsystem kein Rettungsteam in Position bringen kann.

Fußpilz behandelt man mit Lösungen, Cremes oder Tabletten, die man heute sehr niedrig dosiert und leberschonend einnehmen kann, dafür aber bei Nagelbefall ein paar Monate dranbleiben muss, bis die Nägel einmal gesund ausgewachsen sind. Dazu die Nägel mit Arzneilack behandeln und das übermäßige Horn regelmäßig abtragen (lassen).

Dornwarzen: Schwarze Punkte sind kein Dreck

Die Dornwarze ähnelt einem Dorn oder einem Nagel, der sich in das Fußgewebe bohrt, dort gerne auch hin- und herwackelt und Mikroeinrisse um den Hornkegel herum hervorruft. Sie ist die Eintrittspforte für Bakterien, die sich zwischen Dorn und weicher Umgebungshaut in die Tiefe schummeln, um den Fußinfekt hervorzurufen – mit mörderischem Schmerz, Fieber, Vernichtungsgefühl und dem Risiko für eine Blutvergiftung. Ist die Dornwarze schon tief eingedrungen, werden die kleinen Kapillaren der Lederhaut abgequetscht, verschließen sich und zeigen sich fortan als kleine schwarze Punkte innerhalb der Warze.

Wer also schwarze Punkte in seiner Warze erkennen kann, weiß jetzt, dass das kein Dreck ist, sondern dass es sich um eine tiefe Warze mit ausgebildeten Minithrombosen durch Kapillarabquetschung handelt. Wer Warzen hat, steckt seine Umgebung und sich selbst an, wer mit den Fingernägeln daran herumkratzt, verteilt die Viecher weiter. Also nicht erst mal selbst daran herumdoktern, sondern sie professionell behandeln lassen.

Was man gegen Warzen tun sollte – und was nicht

Gegen Warzen geht man mit Druckentlastung vor, damit an der chronisch minderdurchbluteten, abgequetschten Stelle wieder Blut mit Immunhelfern vorbeischwimmen kann. Anschließend geht es den Viren an den Kragen, indem man ihnen mit Säure, Virus-Killermedikamenten in Form von Lack oder Pflastern, mit Hornabtragen, aber auch mit starker Laserhitze oder Kälte aus flüssigem Stickstoff von minus 196 Grad den Kampf ansagt. Frei verkäufliche Kältesprays reichen meist nicht, sind mit minus 55 Grad nicht kalt genug.

Hilfreich ist es zudem, das Immunsystem zu stärken, es für die Warzenabwehr fit zu machen – mit Mikronährstoffen wie Zink, Selen, Omega-3-Fettsäuren, Vitamin C und Vitamin D, bei einem nachweisbaren Mangel auch Eisen oder Biotin. Gefäßtraining, Barfußlaufen (nicht gerade in Schwimmbad und Sauna) und Verzicht auf austrocknende Seifen helfen ebenso wie die Pflege trockener Füße mittels Fettcreme – am besten einer Salbe mit einem Harnstoffgehalt zwischen fünf und zehn Prozent.

Aggressive Enthornungsmaßnahmen sollten Sie unterlassen: Horn schützt auch das weiche Gewebe vor Druckstellen. Mit einer Feile aus der Drogerie kann man Überschüsse behutsam abrubbeln, Hobel oder Schneidegerät tragen dagegen schnell zu viel Horn ab und können auch verletzen. Das Horn kann austrocknen und spröde werden, die Einrisse sind wieder Einfallstraßen für gefährliche Bakterien. Auch hier hilft eine fette Salbe dabei, die Feuchtigkeit in der Hornschicht zu halten. Treten heftigere Risse auf, etwa an der Ferse, müssen diese im Fett "ertränkt" werden: am besten vor dem Zubettgehen einsalben und atmungsaktive Folie (Polyurethan) über den Fuß legen – gibt es in der Apotheke.

Wichtig ist auch: Trocknen Sie die Füße stets gut ab, auch zwischen den Zehen, dann sehen die Erreger alt aus. Waschen Sie Socken bei 60 oder 90 Grad; 40 Grad hätscheln das Pilzwachstum im Spülwasser, und die Socken sind nach dem Waschgang infektiöser als vorher.

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Nutzen Sie keine Fußdesinfektionsduschen, die laugen die schützende Hautbarriere aus; zudem lungern in der Umgebung dieser Duschen erst recht Pilzsporen herum, weil niemand die Einwirkzeit von etwa fünf Minuten einhält, sondern seine Zehen vielleicht für Sekunden darunterhält. So können die Mittel höchstens Resistenzen fördern.

Fußbeschwerden lieber abklären lassen

Und ein weiterer, leider viel zu unbekannter Tipp: Lassen Sie sich bei jeglichen lästigen Fußbeschwerden auf Krampfadern untersuchen, auch versteckte schwächen die Fußabwehr und stehen einer Heilung entgegen. Krampfadern im Bereich der Stammvenen, aber auch der kleineren Seitenäste, kann man mit Schaum, Laserfaser oder operativ behandeln lassen.

Bleiben Sie gut zu(m) Fuß, und kommen Sie gesund durch die Zeit!

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Eigene Meinung
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