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Körperpflege und überreizte Haut: "Wer zu viel seift, der stinkt!"


Meinung
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Expertin über unsere Waschmethoden
"Es gilt: Wer zu viel seift, der stinkt!"

MeinungEine Kolumne von Dr. med. Yael Adler

Aktualisiert am 12.01.2024Lesedauer: 5 Min.
Körpergeruch: Verändern Körperstellen plötzlich den Geruch, kann das ein Warnzeichen sein.Vergrößern des Bildes
Körpergeruch: Verändern Körperstellen plötzlich den Geruch, kann das auch mit den Waschgewohnheiten zu tun haben. (Quelle: Inside Creative House)
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Pflegeprodukte gibt es tausendfach. Doch zu viel davon versetzt unsere Haut in den Katastrophenfall. Unsere Kolumnistin verrät nicht nur, wann Seife schadet.

Verfallen Sie an der Kasse im Drogeriemarkt auch manchmal in Schnappatmung? Es sind doch nur ganz kleine Tuben, Ampullen und Döschen: Augencreme, Tonikum, Tagescreme, Nachtcreme und Peelings – alles für die ewige Jugend. Dafür Geld hinzulegen hat sogar eine beruhigende Wirkung, oder? Leider herrscht bei unserer Hautbarriere und unserem Säureschutzmantel bei dem Thema Katastrophenalarm. Als wir vor Hunderttausenden von Jahren im Wald lebten, jagten und sammelten, gab es nämlich keine Seife, keine Augencreme und schon gar keine Ampullen mit Hyaluronsäure.

Für unsere Haut haben sich seither keine evolutionär nennenswerten Veränderungen ergeben, weswegen sie immer noch auf den Steinzeit-Pflegestandard schwört. Was würde sie beispielsweise sagen, wie oft sie geduscht oder gebadet werden möchte: "Einmal in der Woche, höchstens!" Viele von uns duschen viel öfter. Da wird der ganze Körper abgeseift, der Kopf shampooniert, gern mit alkalischen Seifen oder Duschgel, die nach Zitronengras, Ozean-Gischt oder unwiderstehlichem Mann duften, reich an Konservierungsmitteln, Farbstoffen, Mikroplastik und anderen chemischen Keulen. Auf solche Attacken reagiert selbst die robusteste Haut mit Trockenheit, Juckreiz oder Allergien.

Unsere Epidermis braucht vier Wochen für den Aufbau der hauchdünnen Hornzellschicht, die unsere Schutzbarriere trägt. Deshalb der Kompromiss: Tägliches Duschen ist erlaubt, wenn Sie dabei hauptsächlich Wasser verwenden. Es hat einen neutralen pH-Wert und trocknet die Haut weniger aus.

Besser ohne Seife waschen

Wenn Sie aber ein Duschgel oder Waschstück verwenden möchten, sollte es nicht duften, wenig schäumen und nicht farbig sein. Eine seifenfreie synthetische Waschsubstanz ist einer klassischen Seife vorzuziehen. Denn Seifen bestehen aus Ölen und Fetten in Verbindung mit Lauge, synthetische Waschsubstanzen dagegen enthalten waschaktive Substanzen, die es auch in Bioform auf Basis von milden Zucker- und Kokostensiden gibt.

Alkalische Seifen (auch die selbstgemachten vom Weihnachtsmarkt) sind für unsere Haut ein Graus, da sie für viele Stunden den Säureschutzmantel (pH-Wert 4,8-5,3) nach oben auf einen pH-Wert von 9 katapultieren und damit die Türsteher-Bakterien auf unserer Haut lahmlegen und killen. Dadurch haben Hauterreger wie Eiterbakterien, Viren oder Pilze freie Bahn, weil sie durch den sauren pH-Wert der Haut nicht mehr in Schach gehalten werden. Außerdem gilt: Wer zu viel seift, stinkt! Denn plötzlich vermehren sich auch Bakterien, die einen unangenehmen Körpergeruch fördern.

Es ist auch nicht ratsam, bei jeder Körperreinigung den kompletten Körper abzuseifen. Es genügt schon, wenn überhaupt, die Krisenherde etwas intensiver zu bearbeiten, also die Füße, die Achseln, die Leistenregion und die Pofalte. Überall sonst kommt man sehr gut nur mit Wasser zurecht. Klar ist aber auch: Hände waschen mit Waschsubstanz nach dem Klo, vor dem Essen und wenn man aus der Öffentlichkeit nach Hause kommt (dann unbedingt eincremen).

Nicht zu lang und nicht zu heiß

Duschen ist gesünder für die Haut als Baden, und beides sollten wir am besten relativ schnell und mit wenig heißem bis lauwarmem Wasser hinter uns bringen. Gerade Arme und Beine sind für Austrocknung besonders anfällig, weil hier insgesamt nur sehr wenige und sehr kleine Talgdrüsen vorhanden sind. Besonders reichlich dagegen ist Talg am Kopf, im Gesicht, in den Ohren und am Oberkörper vorhanden.

Ohne Kopfhauttalg wird das Haar stumpf und brüchig. Bei langem Haar gelangt nicht mehr ausreichend Talg in die Spitzen. Dann kann Spliss begünstigt werden. Gleiches gilt, wenn wir zu häufig die Haare waschen, bleichen, färben oder zu oft mit Kamm oder Föhn malträtieren. Wer fettiges Haar hat und es deshalb täglich waschen muss, benutzt bitte gern ein mildes Shampoo mit saurem pH-Wert. Essigwasserspülungen (1 Liter Wasser mit 1–2 Esslöffeln Apfelessig) sind wegen des sauren pH-Werts super für eine keimresistente Kopfhaut und schönen Haarglanz.

Yael Adler
Yael Adler (Quelle: Markus Höhn)

Zur Person

Dr. med. Yael Adler ist Fachärztin für Dermatologie, Venerologie, Phlebologie und Ernährungsmedizin (DGEM). Seit 2007 praktiziert sie in ihrer eigenen Praxis in Berlin. Ihr Talent, komplexe medizinische Sachverhalte anschaulich und unterhaltsam zu vermitteln, stellt sie seit Jahren in Vorträgen, Veranstaltungsmoderationen und den Medien unter Beweis. Über Prävention und Therapien spricht sie regelmäßig in ihrem Podcast "Ist das noch gesund?". Ihre Bücher "Haut nah" und "Darüber spricht man nicht" standen auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste. Mit ihrem letzten Buch "Genial vital! – Wer seinen Körper kennt, bleibt länger jung" durfte sich die leidenschaftliche Ärztin erneut über diese Spitzenplatzierung freuen.

Die richtige Wäsche für den Intimbereich

Nun zu einem brisanten Thema: Wie wasche ich mich im Schritt? Dort riecht es mitunter "anders", denn Duftdrüsen, aber auch Urin, Stuhl und sonstige Körperflüssigkeiten sind ja nicht fern. Aber Achtung! In der Vulva und unter der Vorhaut befindet sich Schleimhaut, genauso wie im Mund. Hierhin gehört keine Seife oder Waschsubstanz, sondern nur warmes Wasser. Seife würde die Schleimhaut angreifen und die schützende Bakterienflora zerstören; Juckreiz und Entzündungen sind die Folge. Vaginalspülungen etwa schwächen die Abwehr so, dass man von einem erhöhten Unterleibskrebsrisiko ausgeht. Die Vagina ist sauber und reinigt sich selbst. Nur die Winkel und Nischen der Vulva kann man mit klarem Wasser säubern.

Was der Po gar nicht mag

Unsere Rosette reagiert besonders sensibel auf Seifenreste in ihren Ritzen: da prallen Haut und Schleimhaut aufeinander und gehen ineinander über. Da kommen weder Luft noch Sonne heran, und alle Reizstoffe der Seife werden in die Haut hineingearbeitet, verursachen Juckreiz bis hin zum Analekzem und Infektionen mit Pilzen oder Bakterien haben freie Fahrt. Wer sich die Analfalte seift, muss sie mit sehr viel Wasser gründlich ausspülen. Auch Intimwaschlotionen helfen nicht. Sie haben zwar den sauren pH-Wert, den in etwa auch die Vagina hat, sind trotzdem aber höchstens für das äußere Genital sinnvoll. "Innen rein" gehört wirklich nur Wasser!

Und was brauchen wir obenrum?

Gerade im Gesicht wollen wir alles richtig machen. Auch hier lautet der Rat: Waschen Sie es einfach nur mit Wasser. Danach rubbeln Sie es mit einem Handtuch trocken, und auf geht's in den Tag. Oder die Nacht. Das ist auch völlig ausreichend, um eventuelle Puder- oder Make-up-Reste zu entfernen. Porentiefe Reinheit zu erzielen ist für die Haut eine weit größere Strapaze, als wenn außen obendrauf ein paar Puderpartikel liegenbleiben.

Außerdem: Wenn Sie sich unter der Dusche die Haare waschen, läuft auch immer mal eine Menge Schaum über das Gesicht – wie in einer Waschanlage. Eine gesunde Haut benötigt auch keine Peelings, weil die Hornzellen sich von selbst lösen und herunterfallen. Sie sind allenfalls bei Akne oder Reibeisenhaut sinnvoll.

Anders als das Gesicht mit seiner üppigen Talgdrüsen-Präsenz, müssen Arme, Beine und Füße in Zeiten der übermäßigen Körperpflege rückgefettet werden. Cremes mit Epidermis-ähnlichen Barrierelipiden sind besonders gut verträglich und hinterlassen ein angenehmes Hautgefühl, da sie die Poren nicht verstopfen und man nicht schwitzt. Empfehlenswert bei trockener Haut ist eine Bodylotion mit dem Zusatz "Urea"; das ist nichts anderes als Harnstoff, der im Eiweißstoffwechsel in unserem Körper entsteht. Besonders pflegend und schützend ist auch das unraffinierte Naturfett aus der Kariténuss – besser bekannt als Sheabutter.

Vorsicht vor zu viel Öl

Mit Vorsicht zu genießen sind spezielle Ölbäder gegen trockene Haut: Nur richtig angewandt, können sie nutzen: wenn nach dem Heraussteigen aus der Wanne ein Ölfilm auf der feuchten Haut zurückbleibt und diese wie eine Antiverdunstungsschicht vor Wasserverlust schützt. Dieser Ölfilm darf nur leicht trocken getupft werden. Pures Öl eignet sich nicht zur Hautpflege. Nutzen Sie es allenfalls zum Entfernen von festsitzenden Schuppen, Krusten, Wimperntusche oder auf Ihrem Salat.

Auch wenn Sie nicht ununterbrochen seifen und schrubben, gibt es einiges zu tun.
Bleiben Sie anspruchsvoll und leben Sie gesund!

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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