Divertikel Wenn Aussackungen der Darmwand Probleme machen
Übelkeit und heftige Schmerzen im rechten Unterbauch, eine angespannte Bauchdecke und dazu Fieber: Bei diesen Symptomen denken nicht nur Ärzte schnell an eine Blinddarmentzündung. Kommen die Schmerzen aber auf der linken Seite des unteren Bauches vor, kann es sich um eine Entzündung von sogenannten Divertikeln handeln. Sie sitzen im Dickdarm und sind meist harmlos. Entzünden sie sich, muss manchmal operiert werden.
Viele Menschen haben solche Aussackungen der Darmwand, und meist machen sie keine Probleme. Daher ist es schwierig abzuschätzen, wie häufig sie sind. Einer ärztlichen Leitlinie zufolge haben 30 bis 45 Prozent der Deutschen diese sogenannten Divertikel. Bei den 70-Jährigen sind es sogar fast zwei Drittel.
Entzündung tritt meist im Dickdarm auf
Auch wenn überdurchschnittlich viele Divertikel die Darmwand bevölkern, haben Betroffene nicht zwangsläufig Symptome. Ärzte sprechen dann von einer Divertikulose. Aus diesem harmlosen Befund kann jedoch eine ernste Krankheit werden, die Divertikulitis. Dabei entzünden sich die Divertikel, was unbehandelt zu schwerwiegenden Komplikationen führen kann. Zum überwiegenden Teil tritt eine Divertikulitis im Sigma auf. Das ist der gewundene Dickdarmteil im linken Unterbauch, bevor der Mastdarm anfängt. Es gibt keine Hinweise darauf, dass Menschen mit Darmkrebs oder chronisch entzündlichen Darmerkrankungen häufiger Divertikel haben.
Unbehandelte Divertikel können gefährlich werden
Die mit Kot gefüllten Divertikel können sich zu Kotsteinen erhärten und starken Druck ausüben. Was folgt, ist eine Entzündung der Divertikelschleimhaut, die sich schnell auch in andere Bereiche ausbreiten kann. So kommt es in schlimmen Fällen zu einer Peritonitis, einer akut lebensbedrohlichen Entzündung des Bauchfells. Auch ein Darmdurchbruch, Perforation genannt, sowie ein Darmverschluss treten in Einzelfällen auf. Zudem sammeln sich mitunter Blut und Eiter im Darm an.
Ernährung kann Divertikelbildung zum Teil beeinflussen
Doch wie entstehen Divertikel überhaupt? Die Darmwand besteht aus verschiedenen Bindegewebs- und Muskelschichten. Unter anderem an den Stellen, wo Gefäße das Blut zuführen, können die Ausstülpungen entstehen. Es scheint eine erbliche Veranlagung zu geben, ebenso werden Übergewicht, Bewegungsmangel, hoher Fleischkonsum und ballaststoffarme Ernährung als Ursachen diskutiert - dies lässt sich in Studien allerdings nur schwer beweisen. Vorsorglich schadet es jedoch nicht, seine Ernährung ausgewogen und gesund zu halten.
Während eines Schubs sollte eher keine Darmspiegelung erfolgen
Bei Verdacht auf eine Divertikulitis untersucht der Arzt den Bauch des Patienten. "Dann nehmen wir in der Regel Blut ab, lassen Entzündungswerte bestimmen und machen eine Untersuchung per Ultraschall", erläutert Wolfgang Burmeister vom Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen in Hamburg. Eine Darmspiegelung sollte während eines Entzündungsschubs nur in Ausnahmefällen erfolgen, eventuell wird eine Computertomographie-Aufnahme veranlasst.
Medikamente erhöhen das Risiko einer Entzündung der Divertikel
Bei komplizierten Verläufen und bestimmten Patienten raten die Ärzte zu Antibiotika. "Menschen mit Bluthochdruck, Nierenerkrankungen, Allergieneigung und einem schwachen Immunsystem haben ein höheres Risiko, dass sich Divertikel entzünden und dass es zu Komplikationen kommt", sagt Prof. Ludger Leifeld von der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) in Berlin. Auch bestimmte Medikamente erhöhen demnach das Risiko, etwa Kortison-Präparate oder Schmerzmittel wie Ibuprofen und Diclofenac. "Daher sollten Menschen mit Divertikeln auch besser auf diese Medikamente verzichten, wenn möglich", sagt Leifeld vom St. Bernward Krankenhaus in Hildesheim.
Wann müssen Divertikulitis-Patienten operiert werden?
"Wenn zum Beispiel eine starke Blutung aus den Divertikeln besteht, der Darm an einer Stelle perforiert ist und freie Luft im Bauchraum vorliegt, dann sind das Fälle für eine Notfall-Operation", sagt Christoph-Thomas Germer vom Universitätsklinikum Würzburg. Bei unkompliziert verlaufenden Divertikulitis-Schüben, die regelmäßig wiederkehren, könne es zu Verengungen im Darm kommen, oder zu Verbindungsgängen zwischen den Darmschlingen. Auch dies sei Grund für eine OP.
Früher sei es gängig gewesen, nach dem zweiten Entzündungsschub den betroffenen Darmabschnitt vorsorglich entfernen zu lassen, aus Sorge vor einem späteren Darmdurchbruch. Doch in Studien zeigte sich, dass der erste Schub in dieser Hinsicht der gefährlichste ist. "Und eine vorsorgliche Operation kann das Auftreten von Komplikationen nicht günstig beeinflussen", sagt Germer.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.