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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Unterschätzte Gefahr Muskelkater kann auf eine Thrombose hindeuten
Jedes Jahr sterben laut Angaben der Deutschen Gesellschaft für Angiologie, Gesellschaft für Gefäßmedizin e.V. (DGA) in Deutschland rund 100.000 Menschen an den Folgen einer Thrombose, europaweit sind es über 500.000. Über die Symptome und Risiken herrscht jedoch großes Unwissen. Ebenso denken die wenigsten an eine lebensgefährliche Lungenembolie, die eine häufige Komplikation der Krankheit ist. Frühzeitiges Erkennen und Behandeln können davor schützen. Darauf möchte der Welt-Thrombose-Tag am 13. Oktober aufmerksam machen.
"Es versterben mehr Menschen an einer Lungenembolie als an Aids, Brustkrebs, Prostatakrebs und durch Verkehrsunfälle zusammen", erklärt Prof. Rupert Bauersachs, Chefarzt im Klinikum Darmstadt, in einer Pressemeldung der DGA. In Anbetracht der erschreckend hohen Zahlen bestehe akuter Handlungsbedarf. Der Experte fordert daher, Präventionsprogramme stärker einzusetzen.
Lungenembolie in Folge einer Thrombose
Bei einer Thrombose bildet sich in einem gesunden oder vorgeschädigten Blutgefäß - meist einer Vene - ein Blutgerinnsel (Thrombus), welches das Gefäß verengt oder verstopft. Thrombosen treten manchmal als gut sicht- und tastbare, aber auch schmerzhafte Venenentzündungen auf. Sitzen sie tiefer im Körper, spricht man von einer tiefen Bein- oder Beckenthrombose. Noch gefürchteter als die venöse Thrombose selbst, sind ihre möglichen Komplikationen. Wird ein Thrombus mit dem Blutstrom in weitere Körperbereiche fortgeschwemmt, besteht die Gefahr, dass er die Blutgefäße in der Lunge blockiert. Dieses Ereignis, von den Auswirkungen mit einem Herzinfarkt vergleichbar, wird auch Lungenembolie genannt und verläuft häufig tödlich.
Bei rechtzeitiger Diagnose bekommt der Patient einen Blutverdünner verabreicht, der das Gerinnsel verkleinert. "In den ersten Wochen ist das Risiko einer Wiedererkrankung am höchsten, deshalb sollten Patienten die Gerinnungshemmer drei Monate lang nehmen", erklärt der Mediziner Robert Klamroth von der Gesellschaft für Thrombose und Hämatoseforschung (GTH) gegenüber dpa.
Schmerzen wie bei Muskelkater können ein Warnsignal sein
Das Tückische an einer Thrombose ist, dass sie häufig zunächst unbemerkt bleibt. Zwar gibt es bestimmte Warnsignale, die auf eine Thrombose hindeuten. Diese treten aber nur in 50 Prozent der Fälle auf. Ein Spannungsschmerz in den Beinen, ähnlich einem starken Muskelkater, kann Anzeichen einer Thrombose sein. Unter Umständen schwellen die Beine zudem an und die Venen werden sichtbar. Die Haut kann sich blau verfärben und stark erwärmen. Meist lassen die Beschwerden nach, wenn man die Beine hochlegt.
Anhaltende Rückenschmerzen, Schwellungen und rötliche Verfärbungen sind weitere mögliche Hinweise auf die gefährliche Gefäßerkrankung. Wer derartige Beschwerden feststellt, sollte umgehend zum Hausarzt gehen. Denn unbehandelt kann eine Thrombose schnell zu einer lebensgefährlichen Lungenembolie führen.
Risikofaktoren: Bewegungsmangel und die Anti-Baby-Pille
Bewegungsmangel nach einer Operation oder auf einer langen Flugreise können dasThromboserisiko erhöhen. Aber auch ein veränderter Hormonhaushalt, etwa bei einer Schwangerschaft oder der Einnahme der Anti-Baby-Pille, kann ein Risikofaktor sein, warnt die Medizinerin Stefanie Reich-Schupke von der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie (DGP).
Generell steigt die Gefahr, an einer Thrombose zu erkranken, mit dem Alter. Denn bei älteren Menschen nimmt die Leistungsfähigkeit aller Organe, also auch der Blutgefäße, ab. Dadurch gerinnt das Blut leichter. Auch Raucher, Übergewichtige und Diabetiker neigen eher zu Thrombosen.
Saunagänge und heiße Bäder besser vermeiden
Die genannten Risikogruppen sollten einer Thrombose vorbeugen, indem sie zum Beispiel Stütz- oder Kompressionsstrümpfe tragen. Wichtig ist, sich ausreichend zu bewegen. Wenn das nicht möglich ist, zum Beispiel krankheitsbedingt, gilt: Liegen ist besser als Sitzen. Denn im Sitzen staut sich das Blut stärker in den Beinen. Grundsätzlich ist es ratsam, öfter mal die Beine hochzulegen, so dass das Blut besser von den Venen in Richtung Herz zurückfließen kann. Viel trinken verhindert, dass sich das Blut verdickt. Saunagänge, heiße Bäder oder starke Sonneneinstrahlung sollte man vermeiden, wenn man bereits unter einer Venenschwäche leidet. Risikopatienten sollten zudem regelmäßig einen Arzt aufsuchen, um sich durchchecken zu lassen.
Einer Thrombose lässt sich vorbeugen
Durch Prophylaxe kann das Thromboserisiko reduziert werden. Das wichtigste Mittel für die Venengesundheit ist Bewegung. "Treppen statt Fahrstuhl, Fahrrad statt Auto oder Spazierengehen statt Busfahren helfen da schon", sagt Andreas Tiede, Professor für Hämostaseologie an der Medizinischen Hochschule Hannover und GTH-Vorstandsmitglied. Eine ballaststoffreiche Kost und genügend Flüssigkeit sind ebenfalls wichtig für eine gute Durchblutung.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.