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Ramadan: Fasten mit Diabetes – Risiken und Tipps


Risiken und Tipps
Fastenmonat Ramadan: Was müssen Diabetiker beachten?

Von dpa
Aktualisiert am 10.03.2024Lesedauer: 3 Min.
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Ramadan: Das Fasten kann für Diabetiker zur Herausforderung werden. (Quelle: IMAGO/imageBROKER/Oleksandr Latkun/imago-images-bilder)

Bald beginnt für viele Muslime der diesjährige Fastenmonat Ramadan. Ob Diabetiker fasten sollten, hängt vom Diabetes-Typ ab. Was es zu beachten gilt.

Zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang wird weder gegessen noch getrunken: Vom 10. März bis 9. April beginnt dieses Jahr für Muslime der Fastenmonat Ramadan. Zwar sind Muslime mit Erkrankungen von der Pflicht zum Fasten ausgenommen – dazu zählen Diabetikerinnen und Diabetiker –, vielen von ihnen ist es dennoch ein Anliegen, mitzufasten. Was müssen sie dabei beachten?

Fasten mit Typ-1-Diabetes

Ob Diabetiker fasten sollten, hängt auch vom Diabetes-Typ ab. Betroffene von Typ-1-Diabetes sollten beim Fasten besonders vorsichtig sein. Ernährungswissenschaftlerin und Epidemiologin Ina Danquah, Vorsitzende der AG "Diabetes und Migration" der Deutschen Diabetes Gesellschaft weiß: Die Risiken hängen davon ab, wie lange die Krankheit schon besteht und wie hoch Risiken für Komplikationserkrankungen sind.

"Angenommen, wir haben einen Patienten mit Typ-1-Diabetes, der relativ schlecht eingestellt ist. Das heißt: Sein Blutzuckerwert wird regelmäßig überschritten oder unterschritten – Hyperglykämie bzw. Hypoglykämie heißt das in der Medizin. Vor allem, wenn schon Komplikationen aufgetreten sind, dann fällt dieser Mensch in die Gruppe mit sehr hohem Risiko. Wenn er dennoch fasten möchte, sollte er gut aufgeklärt werden, welche Risiken das Fasten mit sich bringen kann und er sollte engmaschig betreut werden."

Info: Anzeichen einer Überzuckerung

Eine Hyperglykämie ist eine Überzuckerung und damit ein zu starker Anstieg des Blutzuckerspiegels. Im Ramadan kann das etwa durch die geballte Essensaufnahme nach Sonnenuntergang oder vor Sonnenaufgang passieren. Symptome sind unter anderem starker Durst (Dehydration), Schwindel, Übelkeit, erhöhter Harndrang, Müdigkeit, Sehstörungen und auch Bewusstlosigkeit. Es gilt: Betroffene wissen in aller Regel, was sie in so einer Situation tun sollten. Sind sie allerdings nicht mehr ansprechbar, sollte man den Notruf 112 wählen.

Bei Menschen mit Typ-1-Diabetes hat sich bewährt, regelmäßig den Blutzucker zu messen, also einen sehr engmaschigen Überblick zu haben. Dabei können sogenannte Glukosemonitoring-Systeme helfen. Sie geben über einen Sensor Echtzeit-Informationen und lassen sich oft mit Apps verbinden, die dann eine Empfehlung geben, wie darauf zu reagieren ist. Oft lassen sich diese Systeme sogar mit Insulinpumpen verknüpfen. So eine Automatisierung hilft Menschen mit Typ-1-Diabetes im Ramadan ungemein.

Ramadan mit Typ-2-Diabetes möglich

Mit Typ-2-Diabetes ist es durchaus möglich, den Fastenmonat zu befolgen – allerdings nur, wenn gewisse Voraussetzungen gegeben sind. Für sie ist es sinnvoll, rechtzeitig mit ihrem behandelnden Arzt oder der Ärztin zu überlegen: Wie muss die Behandlung mit Medikamenten angepasst werden in der zeitlichen Abfolge, aber auch in der Dosierung? Denn: Wenn man tagsüber gar nicht isst und trinkt, dann müssen die Dosierungen von den sogenannten oralen Antidiabetika herabgesetzt werden.

Und: "Selbst bei Menschen, die kein Insulin spritzen, ist es wichtig, dass sie einen guten Langzeitblutzuckerwert haben", so Diätassistentin Nesrin Yavuz. Sie gehört der Arbeitsgemeinschaft "Diabetes und Migranten" der Deutschen Diabetes Gesellschaft an. Wer Insulin spritzt, muss besonders vorsichtig sein, da es sonst zu schwerer Unterzuckerung kommen kann.

Info: Anzeichen einer Unterzuckerung

Durch den langen Verzicht auf Nahrung oder die Gabe von zu viel Insulin kann es zu einer Unterzuckerung kommen. In der Medizin heißt sie Hypoglykämie. Dabei wirkt eine Person sehr ruhig und träge. Es kann auch zu einer Ohnmacht kommen. Auch Schwitzen, Zittern, Unruhe, Verwirrtheit oder Herzklopfen können auf Unterzuckerung hindeuten. Eine Möglichkeit ist, das Fasten in diesem Moment durch das Trinken einer Zuckerlösung zu brechen. Ist die Person hingegen nicht mehr ansprechbar, weil sie das Bewusstsein verloren hat, ist das ein klarer Fall für den Notruf 112.

Umgekehrter Rhythmus

Laut Ina Danquah liegt die Herausforderung des Ramadan darin, dass sich der Essensrhythmus im Prinzip umdreht. "Normalerweise essen wir tagsüber, gehen abends ins Bett – der Körper fastet also, während wir schlafen. Doch beim Ramadan wird die letzte Mahlzeit vor Sonnenaufgang eingenommen und die erste Mahlzeit erst wieder nach Sonnenuntergang. Und schlafen muss man ja auch noch."

Menschen mit Diabetes müssen durch diesen umgekehrten Rhythmus viele Dinge beachten: Medikamente passend dosieren, auch zeitlich über den Tag verteilt. Und natürlich: vermehrt den eigenen Blutzucker messen

Vom Gesundheitspersonal beraten lassen

Generell ist bei Diabetes wichtig, sich frühzeitig mit dem Ramadan-Fasten zu beschäftigen und mit einem Arzt darüber zu sprechen. Es könnte auch hilfreich sein, anderes Gesundheitspersonal, wie Ernährungsberater oder Diätassistentinnen, zurate zu ziehen. Wichtig ist, dass das Gegenüber ein Grundverständnis für die religiöse Praxis aufbringt. Sie sollten also verstehen, warum dem Patienten das Fasten wichtig ist – und nicht versuchen, es direkt auszureden.

Bei den Mahlzeiten im Ramadan gelten übrigens die gleichen Regeln, die sonst auch für Menschen mit Diabetes gelten: Es sollte eine vollwertige Ernährung mit komplexen Kohlenhydraten sein, pflanzenbasiert im Idealfall. So lassen sich Blutzuckerspitzen verhindern.

Droht während des Fastens eine Unterzuckerung sollten Diabetes-Patienten sofort abbrechen und den Blutzucker wieder unter Kontrolle bringen – zum Beispiel mit etwas Traubenzucker.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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