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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Leichter einzunehmen Deutsche Forscher entwickeln neuartige Krebsmedikamente

Ein neuer Ansatz, der vielen schwer kranken Patienten helfen könnte: Forschern aus Hamburg ist es gelungen, Krebsmedikamente in passender Dosis selbst zu drucken.
Kinder mit Krebserkrankungen müssen im Zuge der Chemotherapie häufig große Tabletten einnehmen. Diese sind für sie oft schwer zu schlucken oder schmecken unangenehm bitter. Forscher am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) haben nun eine Lösung dafür entwickelt: Mit einem speziellen 3D-Drucker fertigen sie individualisierte Tabletten, die leichter einzunehmen sind.
Süß statt bitter: Neuartige Tabletten für krebskranke Kinder
Seit bereits drei Jahren arbeitet ein Team der Klinikapotheke am UKE an diesem innovativen Verfahren. Nun erfolgt der erste Einsatz der gedruckten Tabletten im Rahmen einer Studie mit 20 krebskranken Kindern. Diese erhalten während ihrer Chemotherapie das Medikament Dexamethason, das Übelkeit verhindert.
Während des ersten Behandlungszyklus nehmen die Kinder die herkömmlichen Tabletten ein, im zweiten Zyklus erhalten sie die individuell gedruckten Kautabletten. Die Forscher wollen untersuchen, ob die kleinen Patienten die neuen Tabletten besser akzeptieren und ob diese genauso wirksam sind.
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Individuelle Dosierung und bessere Verträglichkeit
Einer der größten Vorteile der 3D-gedruckten Medikamente ist die individuell anpassbare Dosierung. Denn wie fast alle Tabletten ist auch das Dexamethason in Dosierungen auf dem Markt, die für Erwachsene gedacht sind, nicht aber für Kinder. Damit die Dosis stimmt, müssen die Tabletten bei Kindern nach ihrem Gewicht also halbiert, geviertelt und abgewogen werden. Das stelle viele Eltern vor große Probleme, sagte Studienleiter und Kinderonkologe Alexander von Hugo der "tagesschau".
Mit dem 3D-Druckverfahren kann die genaue Dosis für jedes Kind nun individuell hergestellt werden. Zudem sorgen Hilfsstoffe wie Gelatine, Süßungsmittel und Bitterblocker dafür, dass die Tabletten leichter zu schlucken sind. Die ersten Medikamente haben eine weiche, gummiartige Konsistenz und schmecken nach Himbeere. Sie werden in kindgerechten Formen wie Herzen oder Sternen gedruckt.
So funktioniert der Medikamenten-3D-Druck
Für den Druckprozess wird eine spezielle Druckertinte genutzt, die aus dem Wirkstoff Dexamethason und weiteren Hilfsstoffen besteht. Diese Masse wird dann leicht erwärmt, bis sie flüssig genug ist, um Schicht für Schicht zu einer Tablette geformt zu werden. Anschließend härten die Tabletten aus und sind sofort einsatzbereit.
Auch für Erwachsene geeignet?
Die Hamburger Forscher sind optimistisch, dass der 3D-Druck von Medikamenten langfristig nicht nur Kindern, sondern auch anderen Patientengruppen Vorteile bringen könnte. Menschen mit Schluckbeschwerden, etwa bei Krankheiten wie Parkinson oder Demenz, könnten ebenfalls von individuell gefertigten, leichter einzunehmenden Tabletten profitieren.
"Wenn das funktioniert, wäre das ein echter Meilenstein in der Medizin", sagte von Hugo. "Individuelle Medikamente, die genau auf die Bedürfnisse der Patienten zugeschnitten sind – das könnte die Art und Weise, wie wir Medikamente verabreichen, grundlegend verändern."
- tagesschau.de: "Forschende testen Medikamente aus 3D-Drucker"
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