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Vogelgrippe in Österreich: Größter Ausbruch der Geschichte


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Ganz Österreich Risikogebiet
Größter Vogelgrippe-Ausbruch in der Geschichte


12.11.2024Lesedauer: 5 Min.
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Feuerwehrleute in Schutzanzügen nach einem Ausbruch der Vogelgrippe in Tschechien: In den USA wurden zuletzt Infektionen bei Kühen festgestellt. (Quelle: Patrik Uhlir/imago-images-bilder)

Die Vogelgrippe wütet in diesem Jahr besonders heftig. Was über den Ausbruch bislang bekannt ist und welche Risiken von dem Virus ausgehen.

Der derzeitige Ausbruch der Vogelgrippe (H5N1) ist der größte je dokumentierte. Das Virus tritt üblicherweise zwischen Oktober und April auf – bedingt durch den Vogelzug. Doch in den vergangenen Jahren wurden auch immer wieder Fälle im Sommer gemeldet.

Derzeit wütet das Virus weltweit. Nun hat das Nachbarland Österreich sein ganzes Staatsgebiet zum Risikogebiet erklärt. Zentrales Ziel: Den Kontakt von Geflügel zu Wildvögeln verhindern, da diese das Virus übertragen.

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Für Geflügel endet eine Infektion in der Regel tödlich. Doch der Erreger ist längst auch auf zahlreiche andere Arten übergesprungen, so etwa auf Kühe, Waschbären und Katzen.

Wie gefährlich kann der Erreger dem Menschen werden? t-online beantwortet die wichtigsten Fragen.

Was ist über den derzeitigen Ausbruch bekannt?

In den USA wurde im März erstmals bestätigt, dass der Erreger H5N1 der Klade (Variante) 2.3.4.4b bei Milchkühen nachgewiesen wurde. Ende März wurde der erste Landarbeiter positiv auf das Virus getestet. Wie der Nachrichtensender CNN unter Berufung auf texanische Forscher berichtet, suchte der Molkereiarbeiter einen Arzt auf, nachdem er schmerzhafte, rote, geschwollene, nässende Augen mit geplatzten Blutgefäßen bekam. Er habe jedoch kein Fieber gehabt und seine Lungen waren frei, heißt es in der von den Wissenschaftlern veröffentlichten Studie.

Nach dem neuesten Stand haben sich in den USA seit dem Ausbruch 46 Personen infiziert. Fast alle von ihnen hatten direkten Kontakt zu Milchvieh oder Geflügel. Eine direkte Mensch-zu-Mensch-Übertragung ist nicht nachgewiesen, es gibt jedoch Verdachtsfälle.

Wie gefährlich ist das Virus für den Menschen?

Die amerikanische Gesundheitsbehörde CDC berichtet von bislang milden Verläufen, nachdem Menschen sich in Geflügel- oder Milchviehbetrieben infiziert hatten. Offenbar bleiben viele Infektionen unentdeckt. Unter 115 Blutproben, die zwischen Juni und August in zwei Bundesstaaten genommen wurden, hätten acht Fälle gezeigt, dass die Menschen sich jüngst mit dem Virus angesteckt hatten.

Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher sein als die Zahl der bislang bekannten Infektionen – "trotz laufender Bemühungen, Milchvieharbeiter auf Erkrankungen zu überwachen, auf H5N1 zu testen und antivirale Behandlungen anzubieten", so die CDC. Gründe seien, dass die Mitarbeiter oft nicht schwer erkrankten und manche Betriebe sich nicht an den Testungen beteiligen wollten.

Eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung ist bislang sehr selten. Wörtlich heißt es bei der CDC: "Die Übertragung des Vogelgrippevirus von einer infizierten Person auf eine enge Kontaktperson ist in anderen Ländern in der Vergangenheit nur selten vorgekommen. Und wenn es doch passierte, war dies begrenzt und nicht anhaltend und erstreckte sich nicht über enge Kontaktpersonen hinaus."

In Europa sind bislang keine Fälle von Infektionen beim Menschen bekannt geworden. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation haben sich seit 2003 weltweit über 2.600 Menschen infiziert, 1.100 davon starben. Damit gilt das Virus nicht nur für Vögel, sondern auch für Menschen als hochpathogen.

Doch sowohl die US-amerikanische als auch die europäische Gesundheitsbehörde und das Robert Koch-Institut halten das Risiko für die Allgemeinbevölkerung derzeit für gering. Dennoch warnte der Chef-Virologe der Berliner Charité, Christian Drosten, Ende Juni vor dem H5N1-Virus als Auslöser einer möglichen neuen Pandemie. "So etwas hat es vorher noch nicht gegeben, solche extrem großen Ausbrüche bei Kühen – alle Fachleute sind besorgt", so Drosten.

Welche Symptome zeigen sich bei einer Infektion?

Bislang verliefen die Erkrankungen nach einer Infektion beim Menschen eher leicht bis mittelschwer, erklärte die US-Gesundheitsbehörde CDC. Es zeigen sich die grippeüblichen Symptome wie Fieber, Halsschmerzen, Atemnot und Husten. Auch Bindehautentzündung, Nasen- oder Zahnfleischbluten, Durchfall, Erbrechen und Bauchschmerzen werden berichtet. Neurologische Symptome (Krampfanfälle) und Gehirnentzündung können ebenfalls mit einer Vogelgrippe-Infektion in Verbindung stehen. Allerdings wurden solche Fälle beim aktuellen Ausbruch bislang nicht berichtet.

Wie sicher sind Fleisch, Milch und Eier?

Ein Restrisiko bleibt, so das Bundesinstitut für Risikobewertung. Daher sollte vor allem Hühnerfleisch gut durchgegart werden (mindestens 70 Grad Kerntemperatur), und auch Eier sollten nicht roh verzehrt werden. Das Virus wurde in den USA zwar auch in Milch nachgewiesen, es war aber nicht mehr infektiös.

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Wie ist die Vorgeschichte?

Das Virus zirkuliert in den amerikanischen Milchbetrieben mindestens schon seit November 2023, wurde also monatelang nicht entdeckt. Das US-Landwirtschaftsministerium bestätigte am 25. März offiziell das Vorhandensein des H5N1-Virus bei Milchkühen in Texas.

Das US-Agrarministerium ordnete unter anderem an, dass nur noch Milchkühe mit negativem Vogelgrippe-Test von einem US-Staat zum anderen transportiert werden dürfen. Experten sehen das als unzureichend an.

"Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein", sagte Mike Worobey von der University of Arizona dem Magazin "Science". Diese Begrenzung sei vergleichbar mit der des Flugverkehrs zu Zeiten von Covid, jeweils "lange, nachdem sich die Viren an einem bestimmten Ort etabliert haben." Es könnte schlicht zu spät sein.

Kann H5N1 eine neue Pandemie auslösen?

Mitte April meldete sich bereits die WHO zu Wort. Ihr leitender Wissenschaftler Dr. Jeremy Farrar zeigte sich besorgt, da das Vogelgrippevirus unter den Infizierten auf der ganzen Welt eine "extrem hohe" Sterblichkeitsrate aufweise. Von entscheidender Bedeutung sei es, ob eine Übertragung von Mensch zu Mensch stattfinden könne.

Auch der Evolutionsbiologe Michael Worobey warnt: "Wir befinden uns hier auf Neuland, da sich ein an Säugetiere angepasstes H5N1-Virus zum ersten Mal in Landsäugetieren ausbreitet, mit denen Hunderttausende von Menschen jeden Tag in Kontakt kommen", sagt er mit Blick auf die Situation in den USA. Das nächste Pandemie-Virus werde von einer Situation kommen, die dieser sehr ähnlich sei.

Eine ähnliche Situation wie zu Beginn der Corona-Pandemie sieht auch Jerome Adams. Er leitete bis 2021 den öffentlichen Gesundheitsdienst in den USA. "Business Insider" erklärte er: "Wenn es sich bei Tieren weiter ausbreitet, wird es irgendwann zu Problemen für den Menschen führen, entweder weil wir keine Nahrung haben, weil sie mit der Ausrottung von Herden beginnen müssen oder weil es beim Menschen einen großen Sprung macht." Und er warnt: "Je mehr es sich repliziert, desto größer ist die Chance, dass es mutiert."

Seine Sorge sei, dass wir immer wieder die gleichen Fehler machen, so Adams weiter. "Weil wir ständig die falschen Dinge in den Blick nehmen, statt uns auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren." Um Ausbrüche bei Nutztieren einzudämmen, müssten diese getestet werden, was die Lebensmittelpreise ansteigen ließe. Adams forderte, der öffentlichen Gesundheit Priorität einzuräumen – und nicht der Konzentration auf mögliche Gewinnverluste.

Was würde bei einem Ausbruch passieren?

Dass das Virus hochgefährlich ist, erläutert auch der Direktor der klinischen Virologie an der Mayo Clinic, Matthew Binnicker, bei "Forbes": "Der hochpathogene Vogelgrippe-Subtyp H5N1 wurde erstmals 1996 in Südchina bei einem Ausbruch bei heimischen Wasservögeln identifiziert und führte zu mehr als 850 Infektionen beim Menschen mit einer Sterblichkeitsrate von mehr als 50 Prozent." Doch er weist auch darauf hin, dass es bis heute selten zu Ausbrüchen gekommen ist, sodass das Virus aufmerksam beobachtet und erforscht werden konnte.

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Binnicker betont zudem, dass zwei Instrumente, deren Fehlen zu Beginn des Corona-Ausbruchs 2020 besonders problematisch war, bei H5N1 bereits zur Verfügung stehen. "Eine der größten Herausforderungen in den ersten Wochen der Covid-19-Pandemie bestand darin, dass wir keine Möglichkeit hatten herauszufinden, wer infiziert war. Dies führte dazu, dass Fälle unerkannt blieben und förderte die Ausbreitung des Virus. Im Gegensatz dazu erkennen einige Tests, die wir derzeit zur Diagnose menschlicher Influenza verwenden – insbesondere molekulare Tests (zum Beispiel PCR) –, Vogelgrippestämme, einschließlich H5N1."

Und noch etwas würde zu einer rascheren Bekämpfung des Virus beitragen: Es gibt bereits einen Impfstoffkandidaten, sodass die Erforschung und die Erprobung wegfallen würden. Und darüber hinaus sieht Binnicker noch einen Vorteil: Gegen Grippeinfektionen steht eine Reihe antiviraler Medikamente zur Verfügung.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • CDC: "Current U.S. Bird Flu Situation in Humans" (3.06.2024, englisch)
  • CDC: "H5 Bird Flu: Current Situation" (8.11.2024, englisch)
  • Studie im New England Journal of Medicine: "Highly Pathogenic Avian Influenza A(H5N1) Virus Infection in a Dairy Farm Worker" , (3.05.2024, englisch)
  • CNN: "What a US farmworker’s case of bird flu tells us about tracking the infection" (3.05.2024, englisch)
  • CNN: "H5N1 bird flu was circulating in dairy cows for four months before it was detected, USDA scientists say", (3.05.2024, englisch)
  • United Nations News: "Pandemic experts express concern over avian influenza spread to humans" (abgerufen am 06.05.2024, englisch)
  • Businessinsider: "Bird Flu Cattle Outbreak Feels like 2020" (25.04.2024, englisch, kostenpflichtig)
  • Forbes: "Could Avian Influenza Be The Next Covid-19?" (5.05.2024, englisch) Bundesministerium für Gesundheit (Österreich): "Vogelgrippe" (4.11.2024)
  • RKI: "RKI zu humanen Erkrankungen mit aviärer Influenza (Vogelgrippe)" (06.06.2024)
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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