t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeGesundheitGesundheit aktuell

Todesfälle durch Herzkrankheiten: Deutschlands Prävention hängt hinterher


Interview
Unsere Interview-Regel

Der Gesprächspartner muss auf jede unserer Fragen antworten. Anschließend bekommt er seine Antworten vorgelegt und kann sie autorisieren.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.

Experte schlägt Alarm
Sterbefälle durch Herzkrankheiten steigen an – das sind die Gründe

  • Lynn Zimmermann
InterviewVon Lynn Zimmermann

16.09.2024Lesedauer: 3 Min.
Herzkrankheiten: Sterbefälle nehmen erstmals wieder zu.Vergrößern des Bildes
Herzkrankheiten: Sterbefälle nehmen erstmals wieder zu. (Quelle: DedMityay/getty-images-bilder)
News folgen

Der neue Herzbericht zeigt: In Deutschland sterben erstmalig wieder mehr Menschen an Herzkrankheiten. Das liegt auch an einer unterdurchschnittlich schlechten Prävention hierzulande, meint ein Experte.

Die Zahl der herzkranken Menschen in Deutschland nimmt stetig zu; und auch die Todesfälle, die darauf zurückgehen, steigen erstmals seit Jahren wieder an. Ein Problem, das dringend gelöst werden muss. Denn Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in Deutschland immer noch Ursache Nummer eins für den Verlust der Gesundheit – noch vor Krebserkrankungen oder Diabetes.

Es brauche eine Verbesserung in der Prävention, Therapie und Rehabilitation von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, erklärte der Kardiologe Prof. Dr. Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung, bei der Vorstellung des neuen Deutschen Herzberichts in Berlin.

Doch gerade bei der Prävention hänge Deutschland hinterher, so Dr. Eike Langheim bei der Veranstaltung. Er ist Präsident der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen e. V. und erklärt im Gespräch mit t-online, woran das liegt und was Menschen tun können, um ihr eigenes Risiko für Herzerkrankungen zu senken.

Was genau bedeutet Prävention?

Als Prävention bezeichnet man alle Maßnahmen, um eine Erkrankung zu verhindern oder deren Ausbruch zumindest zu verzögern.

Lebenserwartung in Deutschland generell geringer

Wenn man Deutschland mit Ländern vergleiche, die einen ähnlichen Lebensstandard und ähnliche Ausgaben im Gesundheitswesen haben, schneiden wir schlechter ab, erklärte Eike Langheim. In Frankreich, Großbritannien, Japan, Spanien und der Schweiz etwa sei die Lebenserwartung besser, vor allem, was Herz-Kreislauf-Erkrankungen betrifft.

Aber was machen diese Länder besser?

Das verdeutlicht dem Experten zufolge unter anderem eine Studie mit dem Titel "Die enttäuschende deutsche Lebenserwartung" (Original: "The underwhelming German life expectancy"). Sie beschäftigt sich mit den unterschiedlichen Lebenserwartungen in einkommensstarken Ländern und der Frage, warum diese in Deutschland vergleichsweise gering ist. Das Ergebnis des internationalen Vergleichs: Menschen in Deutschland haben relativ schlechte Ernährungsgewohnheiten. Sie essen wenig Obst und Gemüse, dafür aber viel Zucker.

Dr. Eike Langheim
Dr. Eike Langheim (Quelle: Dr. Eike Langheim)

Zur Person

Dr. med. Eike Langheim ist Chefarzt und Facharzt für Innere Medizin an der Klinik Seehof. Überdies ist er der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen e. V.

Zu wenig Anstrengungen der Politik

Zudem sei die Gesundheitspolitik in Deutschland weitaus weniger aggressiv bei der Bekämpfung "gefährlicher Verhaltensweisen". So habe Deutschland etwa in den 2000er- und 2010er-Jahren international einen der schlechtesten Plätze in Bezug auf die Gesundheitspolitik, insbesondere in den Bereichen Tabak- und Alkoholkontrolle und Ernährung, heißt es in der Studie.

"Wir brauchen eine breite Initiative, die die Herzgesundheit in Deutschland im Sinne der Verhaltensprävention, aber auch Verhältnisprävention intensiv in den Blick nimmt", sagte Eike Langheim.

Info: Verhaltensprävention versus Verhältnisprävention

Während die Verhaltensprävention durch Aufklärung und Training den Einzelnen dazu motivieren möchte, Risiken zu vermeiden und sich gesundheitsförderlich zu verhalten (etwa sich ausreichend zu bewegen, sich gesund zu ernähren), beschäftigt sich die Verhältnisprävention mit einer gesundheitsfördernden Gestaltung der Arbeits- und Lebensbedingungen (etwa das Rauchverbot in Gaststätten).

Prävention von Herzschwäche: Das empfiehlt der Experte

Schwerpunkt des diesjährigen Herzberichts ist die Herzschwäche, auch Herzinsuffizienz genannt. Bis zu vier Millionen Menschen leiden in Deutschland Schätzungen zufolge an einer Herzschwäche. Über 37.000 Menschen jährlich sterben daran. Damit ist die Volkskrankheit die dritthäufigste Todesursache und eine der häufigsten Gründe für plötzlichen Herztod. Ursache der Herzschwäche sind vor allem eine koronare Herzerkrankung und Bluthochdruck.

Für ein gesundes und starkes Herz empfiehlt Langheim jedem Menschen eine gesunde Lebensweise mit einer "mediterran geprägten" Ernährung. Das bedeutet dem Kardiologen zufolge: mehr Obst und Gemüse, Nüsse, ungesättigte Fettsäuren und gelegentlich Fisch. Auch Bewegung sollten Sie regelmäßig in Ihren Alltag integrieren. Langheim empfiehlt dreimal die Woche eine halbe bis dreiviertel Stunde Ausdauertraining. Zudem sollten Sie "auf keinen Fall" rauchen, um Ihr Herz zu schützen, mahnt der Experte.

Ein weiterer Rat ist, Entspannung zu lernen und auch zuzulassen. Denn permanenter Stress führe zu höherem Blutdruck, einer höheren Herzfrequenz und einem gesteigerten Energiebedarf des Herzens. Auch entzündliche Wirkungen auf das Herz-Kreislauf-System seien über eine sogenannte Herz-Hirnachse beschrieben. Welche Übungen oder Tätigkeiten Menschen wirklich entspannen, sei dabei individuell sehr unterschiedlich.

Zu guter Letzt weist der Experte darauf hin, dass Risikofaktoren der Herzschwäche, wie Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes und erhöhtes Cholesterin, rechtzeitig behandelt werden sollten. Zudem könne eine herzmedizinische Rehabilitation bei Risikopatienten erwogen werden.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Interview mit Dr. Eike Langheim
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Neueste Artikel
Themen A bis Z



TelekomCo2 Neutrale Website