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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Forderung der Kassenärztlichen Vereinigung Gebühr für verpasste Termine? – Hausarzt reagiert
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung fordert Sanktionen für verpasste Arzttermine. t-online hat einen Hausarzt gefragt, was er von dem Vorschlag hält.
Egal ob Hausarzt oder Facharzt – schnell einen Termin bei einem Arzt zu bekommen, ist oft nicht einfach. Bei Spezialisten muss man teilweise sogar Monate warten. Trotzdem kommt es immer wieder vor, dass Patienten ihre Termine vergessen oder schlicht nicht wahrnehmen, weil die Beschwerden nicht mehr vorhanden sind.
Nun hat die Kassenärztliche Bundesvereinigung monetäre Sanktionen für verpasste Arzttermine gefordert. Diese Ausfallgebühr sollen aber nicht die Versicherten, sondern die Krankenkassen übernehmen. Hintergrund für die Forderung ist die angespannte Finanzlage vieler Arztpraxen. Lesen Sie hier mehr dazu.
Doch wie sieht die Realität aus – sind ausgefallene Termine für Arztpraxen wirklich eine so große finanzielle Einbuße? t-online hat dazu den niedergelassenen Hausarzt Dr. Till Brand befragt.
Er bestätigt im Interview, es komme regelmäßig vor, dass Patienten ihre Termine versäumen – "meist täglich", so Brand. Bei der großen Praxis des Arztes handle es sich meistens um eine niedrige einstellige Zahl.
Umsetzung der Sanktionen "unrealistisch"
Den Tagesablauf der Praxis scheint dies aber nicht unbedingt zu unterbrechen – denn wie Brand erklärt, gebe es immer "mehr als ausreichend Verwaltungstätigkeiten", die anstelle des säumigen Patienten bearbeitet werden könnten. Zudem gibt es auch immer Akutpatienten, die versorgt werden müssen.
Zur Person
Dr. med. Till Brand ist Facharzt für Innere Medizin. Er betreibt eine Hausarztpraxis in Berlin-Schöneberg.
Sanktionen für Ausfälle, wie sie die Kassenärztliche Bundesvereinigung vorgeschlagen hat, hält Brand für "unrealistisch", auch wenn sie "theoretisch wünschenswert" wären. "Zumal der folgende Prüfungsaufwand durch die Krankenkassen noch mehr unerwünschten administrativen Aufwand generieren würde", wie Brand weiter ausführt.
"Insofern halten wir nichts davon", erklärt Brand. Sinnvoller wäre es dem Arzt zufolge, unnötige und doppelte Untersuchungen zu reduzieren.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Schriftliches Interview mit Dr. med. Till Brand