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Vogelgrippe: Erste Impfungen in der EU – auch Streeck fordert Wachsamkeit


Nach Drostens Warnung
Vogelgrippe: Auch Streeck sieht Gefahr einer neuen Pandemie


Aktualisiert am 07.07.2024Lesedauer: 3 Min.
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Virologe Hendrik StreeckVergrößern des Bildes
Hendrick Streeck leitet das Institut für Virologie an der Universität Bonn. (Quelle: Rolf Vennenbernd/dpa/Archivbild/dpa)

Immer mehr Experten äußern sich angesichts der Ausbreitung des Vogelgrippevirus H5N1 besorgt. Droht eine neue Pandemie?

In der vergangenen Woche warnte bereits der Chef-Virologe der Berliner Charité, die Ausbreitung des aktuellen Vogelgrippevirus in den USA könne zu einem möglichen Auslöser einer neuen Pandemie werden. Der Erreger sei letzter Zeit in Milchviehbeständen in den USA aufgetreten und dort "sogar schon in Milchprodukten im Handel aufgetaucht", sagte Drosten dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "So etwas hat es vorher noch nicht gegeben, solche extrem großen Ausbrüche bei Kühen – alle Fachleute sind besorgt."

Die Ausbreitung der Vogelgrippe unter Säugetieren könne auch "glimpflich ablaufen, das Virus braucht mehrere Schritte zur Anpassung, und vielleicht ist es vorher schon unter Kontrolle", sagte Drosten weiter. "Aber es kann auch schon der Anlauf zu einer nächsten Pandemie sein, den wir hier live mitverfolgen." Mehr dazu lesen Sie hier.

"Ein Erreger, den man ernst nehmen muss"

Auch sein Kollege, der Bonner Virologe Hendrick Streeck, mahnt nun, den Erreger ernst zu nehmen. "Was jetzt neu ist, ist, dass das Virus Rinder infizieren kann. Es rückt also näher an Menschen. Zum einen sind Säugetiere betroffen, zum anderen handelt es sich um Tiere, zu denen Menschen häufiger Kontakt haben – beispielsweise auf Farmen. Und je näher ein Virus dem Menschen kommt, desto wahrscheinlicher kann bei so einem Virus auch der Übertritt auf den Menschen passieren", erklärte er in einem Interview mit der "Frankfurter Rundschau".

Allerdings schränkt er ein: Erst wenn es zu einer leichten Übertragung von Mensch zu Mensch käme, gäbe es "auch die Möglichkeit einer Pandemie". Die könnte jedoch weitaus gefährlicher werden als der weltweite Corona-Ausbruch.

Hendrick Streeck: "Das ist ein Erreger, den man sehr ernst nehmen muss. Zum Vergleich: Bei Corona liegt die Sterblichkeit bei rund 0,5 Prozent. Vogelgrippe ist nach aktuellen Daten also hundertmal tödlicher. Das sind Schätzwerte, die wahrscheinlich viel zu hoch liegen, da zum Beispiel auch die Dunkelziffer nicht bekannt ist."

US-Experten zeigen sich besorgt

Dennoch rechnet der Virologe nicht mit einem ähnlichen Szenario wie unter Corona. "Wir befinden uns in einer ganz anderen Situation als bei Corona. Es gibt bereits wirksame Impfstoffe. Die Europäische Union hat bereits Impfdosen bestellt." Wenn es jetzt zu einem Ausbruch käme, also zu einer Mensch-zu-Mensch-Übertragung, würde man sofort diesen Ausbruch über Impfungen aller Kontaktpersonen eindämmen.

In den USA zeigen sich Experten jedoch deutlich besorgter. Sie fordern, die Tests auf Vogelgrippe zu intensivieren. Sonst drohe eine neue Pandemie. "Wir machen heute dieselben Fehler, die wir bei Covid gemacht haben", sagte Deborah Birx, ehemalige Corona-Beraterin von Ex-Präsident Donald Trump fungierte, am 4. Juni auf CNN.

Damit sich das Virus zu einer Pandemie entwickeln könne, müsste es von Mensch zu Mensch übertragen werden. Die beste Möglichkeit, diese Möglichkeit im Auge zu behalten, ist, Menschen zu testen.

Bislang vier offizielle Infizierte in den USA

Eine ähnliche Forderung stellt auch der ehemalige Leiter des öffentlichen US-Gesundheitsdienstes, Jerome Adams. Er fordert sogar, Milchvieh zu testen. Seine Sorge sei, dass wir immer wieder die gleichen Fehler machten. "Weil wir uns ständig auf die falschen Dinge konzentrieren, anstatt uns auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren." Um Ausbrüche bei Nutztieren einzudämmen, müssten diese getestet werden, was die Lebensmittelpreise ansteigen lassen würde. Adams forderte, der öffentlichen Gesundheit Priorität einzuräumen – und nicht der Konzentration auf mögliche Gewinnverluste.

In den USA wurden bislang vier mit dem Vogelgrippe-Virus infizierte Personen gemeldet. Alle sollen sich vermutlich über den direkten Kontakt mit infizierten Kühnen angesteckt haben. Als erstes Land auf der Welt hat Finnland in dieser Woche begonnen, Menschen gegen das Virus zu impfen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Frankfurter Rundschau: "Virologe Streeck über Vogelgrippe: "Ein Erreger, den man ernst nehmen muss" (6.07.2024)
  • Medicalexpress: "Bird flu tests are hard to get: Researchers warn US could be caught off guard by a pandemic" (14.06.2024, englisch)
  • CNN: "Why America could fail again: Dr. Birx's stark pandemic warning" (4.06.2024, englisch)
  • Businessinsider: "Bird Flu Cattle Outbreak Feels like 2020" (25.04.2024, englisch, kostenpflichtig)
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