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Prostatakrebs: Neuer Urintest erkennt aggressiven Krebs besser


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Biopsien und Impotenz vermeiden
Neuer Urintest erkennt aggressiven Prostatakrebs besser


27.05.2024Lesedauer: 2 Min.
Urintest: My Prostate Score 2.0 soll unnötige Prostata-Behandlungen verringern.Vergrößern des Bildes
Urintest: My Prostate Score 2.0 soll die Zahl unnötiger Prostata-Behandlungen verringern. (Quelle: Dmitry Gladkov/getty-images-bilder)

Bluttests und Biopsien sollen helfen, Prostatakrebs früh zu erkennen. Ein neuer Urintest soll diese Eingriffe nun ersetzen können – mit besseren Ergebnissen.

Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Je nachdem, wie aggressiv der Krebs ist, muss er aber nicht immer behandelt werden. Forschende am Rogel Cancer Center der University of Michigan (USA) haben nun einen Urintest entwickelt, mit dem sich harmlose und aggressive Formen von Prostatakrebs besser unterscheiden lassen sollen. Damit könnte der Test vielen Männern unnötige Biopsien und Behandlungen ersparen. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift "JAMA Oncology" veröffentlicht.

Was bedeutet PSA?

PSA steht für Prostata-spezifisches Antigen: Das ist ein Eiweißstoff, den die Prostata bildet und der in geringen Mengen auch ins Blut übertritt. Da Krebszellen mehr PSA bilden als gesunde Zellen, kann ein erhöhter PSA-Wert auf Prostatakrebs hinweisen. Allerdings können auch andere Faktoren den PSA-Wert steigen lassen, etwa Entzündungen, Fahrradfahren oder eine gutartige Prostatavergrößerung.

Prostatakrebs: Was macht die Diagnose so schwer?

In Deutschland erkranken jährlich über 65.000 Männer neu an Prostatakrebs. Wird er rechtzeitig entdeckt, ist Prostatakrebs gut behandelbar. Oft wird das Karzinom aber zu spät gefunden. Früherkennung ist deshalb besonders wichtig. Der sogenannte PSA-Test ist in Kombination mit Gewebeentnahmen (Biopsien) derzeit die zuverlässigste Methode. So zeigen Studien, dass Vorsorgeuntersuchungen mittels PSA-Screening dazu beitragen, die Krebssterblichkeit bei Männern zu verringern.

Das Problem: Die Studien bestätigen auch, dass das PSA-Screening bei einigen Männern zu Überdiagnosen (falsch-positive Ergebnisse) und unnötigen Operationen führt. Das könne wiederum die Lebensqualität der Betroffenen deutlich verringern, weil es zu starken Nebenwirkungen komme, schreibt das österreichische Wissenschaftler-Netzwerk "Medizin-Transparent.at". Zu den Nebenwirkungen von Operationen, Medikamenten und Bestrahlungen zählen unter anderem Impotenz, Inkontinenz und Verdauungsstörungen. Mehr zu dem Expertenstreit um den Nutzwert des PSA-Tests finden Sie hier.

Urintest kann unnötige Biopsien verhindern

David Bloom, Professor für Urologie an der Michigan Medicine beschreibt das Problem so: "Vor 20 Jahren haben wir nach jeder Art von Krebs gesucht, jetzt ist uns klar geworden, dass langsam wachsender Krebs nicht behandelt werden muss". Bisherige Tests konnten jedoch nicht eindeutig zwischen aggressiven und weniger gefährlichen Formen unterscheiden.

Die US-Forscher vom Rogel Cancer Center haben mit ihrem neuen Urintest My Prostate Score 2.0 bzw. MPS2 jetzt ein Verfahren entwickelt, das dieses Problem lösen soll. Für eine sichere Diagnose untersucht der neue Urintest statt der ursprünglichen zwei Marker 18 verschiedene Gene, die mit hochgradigem Prostatakrebs in Zusammenhang stehen.

Gut zu wissen

My Prostate Score 2.0 ist eine Weiterentwicklung des bereits etablierten MSP-Urintests, der vor fast einem Jahrzehnt ebenfalls von der Forschergruppe der Universität Michigan entwickelt wurde. Möglich gemacht hat diese Weiterentwicklung die Entdeckung von zwei neuen Genen, die Prostatakrebs verursachen.

In der aktuellen Studie analysierte das Team mehr als 800 Urinproben mit dem neuen Test und verglich die Ergebnisse mit den Patientenakten. Das Ergebnis: Der Test konnte aggressive Krebsarten besser identifizieren als die bisherigen Methoden und gleichzeitig falsch-positive Ergebnisse vermeiden. "Wenn dieser Test negativ ausfällt, ist es fast sicher, dass jemand keinen aggressiven Prostatakrebs hat", erklärt Arul Chinnalyan, Direktor des Michigan Center for Translational Pathology.

Dadurch könnten laut der Studie zwischen 35 und 51 Prozent der "unnötigen zusätzlichen Tests mit Bildgebung oder Biopsie" vermieden werden. "Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Verwendung des Tests bei Patienten mit erhöhten PSA-Werten die potenziellen Schäden des Prostatakrebs-Screenings verringern und gleichzeitig seine langfristigen Vorteile bewahren kann", schreiben die Studienautoren abschließend. Es wird jedoch weitere Forschung nötig sein, bevor der Test in den Gesundheitssystemen eingesetzt werden kann.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
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