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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Studie zu Candida auris warnt Gefährlicher Pilzerreger breitet sich in Deutschland aus
Die Zahl der Infektionen mit dem resistenten Pilz Candida auris steigt in Deutschland, zeigt eine neue Studie. Experten mahnen zu Vorsichtsmaßnahmen.
Der Hefepilz Candida auris besorgt zunehmend auch Wissenschaftler in Deutschland – denn nicht nur in den USA steigt die Zahl der Infektionen mit dem gefährlichen Erreger an. Wie ein Forschungsteam aus Würzburg, Jena und Berlin nun gezeigt hat, infizieren sich auch hierzulande immer mehr Menschen.
Die Experten hatten die in Deutschland bekannten Fallzahlen von Candida auris (C. auris) für die vergangenen Jahre analysiert und fanden heraus: Die Gesamtzahl der Infektionen mit dem zur Gattung Candida gehörenden Hefepilz ist im Vergleich zu anderen europäischen Ländern wie Spanien, Italien oder Großbritannien noch immer gering. Dennoch gab es in diesem Zeitraum auch hierzulande eine auffällige Zunahme der Fälle.
"Unsere Erfahrung zeigt, dass jede Infektion mit Candida auris schwer zu behandeln und für Patienten und Patientinnen potenziell lebensbedrohlich ist", warnt Dr. Alexander Aldejohann, Co-Autor der neuen, im Deutschen Ärzteblatt erschienenen Studie. Man müsse von einer hohen Dunkelziffer ausgehen, weil die Fälle in Deutschland in keiner Datenbank vollständig erfasst würden, so Aldejohann.
Potenziell tödlich für immungeschwächte Menschen
Der Erreger gilt als gefährlich, weil er Resistenzen gegenüber sämtlichen derzeit existierenden Antimykotika ausbilden kann, was die Behandlung von Infizierten stark erschwert. Vor allem bei immungeschwächten Patienten besteht die Gefahr, dass eine Infektion eine Art Blutvergiftung und schwere Organschäden verursacht und in der Folge tödlich verläuft.
Candida auris kann zudem besonders leicht sowohl durch direkten als auch indirekten Kontakt von Mensch zu Mensch übertragen werden. Vor allem in Krankenhäusern kann es dadurch zu einer heiklen Ausbreitung kommen. Der Erreger wurde darum inzwischen von der US-Seuchenbehörde CDC und der Weltgesundheitsorganisation WHO als "dringliche Bedrohung" unter den multiresistenten Erregern eingestuft.
Resistenzen gegenüber gängigen Medikamenten
Laut der deutschen Studie waren 80 Prozent der von Infizierten in Deutschland entnommenen Pilzstämme hochresistent gegenüber dem häufig genutzten Antimykotikum Fluconazol. Einer der isolierten Pilze zeigte sich bereits resistent gegen das recht neue Antipilzmittel Echinocandin.
Das Forschungsteam wertet die Ergebnisse der Analyse als Alarmsignal und empfiehlt Vorsichtsmaßnahmen: "Angesichts der Tatsache, dass wir auch bereits erste Übertragungsereignisse in Deutschland finden, habe ich dem Robert-Koch-Institut die Einführung einer gesetzlichen Labormeldepflicht für den Nachweis von Candida auris empfohlen", so Oliver Kurzai von der Universität Würzburg, Mitautor der Studie. Dies würde neben einer genauen Erfassung der Epidemiologie ermöglichen, bei Nachweisen frühzeitig Infektionsschutzmaßnahmen einzuleiten, so der Mikrobiologe.
Starke Zunahme in den USA
Die Art Candida auris ist noch nicht lange bekannt. Erstmals in den 1990ern Jahren entdeckt, gibt sie der Forschung bis heute Rätsel auf. So ist noch nicht sicher, welche ökologische Nische der Pilz besiedelt. Auch die Zunahme der Infektionen beim Menschen seit der Jahrtausendwende lässt sich bislang nicht erklären.
Zuletzt registrierten im April 2023 die USA einen starken Anstieg bei den Infektionen mit Candida auris. Doch auch in Europa steigen die Fallzahlen, wie eine Untersuchung des European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) kürzlich zeigte.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Deutsches Ärzteblatt: "Anstieg von Candida-auris-Fällen und erste nosokomiale Übertragungen in Deutschland"
- European Centre for Disease Prevention and Control
- Pressemitteilung der Julius-Maximilians-Universität Würzburg: "Resistente Pilzart breitet sich aus" (Stand: 12.05.2023)