Knappheit von Arzneimitteln Einfuhr nicht zugelassener Medikamente erlaubt
Antibiotika sind aktuell knapp, vor allem Präparate, die für Kinder und Jugendliche verwendet werden. Jetzt sollen ausländische Arzneimittel Anwendung finden.
Mehrere Bundesländer lockern jetzt die Einfuhr-Regeln bei Antibiotika-Säften für Kinder. Bisher erlauben beispielsweise Rheinland-Pfalz, Bremen, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg die Einfuhr von nicht zugelassenen Antibiotika aus dem Ausland.
Das in Rheinland-Pfalz für den Arzneimittelverkehr zuständige Landesamt für Jugend und Soziales gab in einer Allgemeinverfügung den Großhandlungen und Apotheken im Land am Mittwoch grünes Licht, diese Medikamente zu importieren. Landesamtspräsident Detlef Placzek habe die Allgemeinverfügung unterzeichnet, teilte die Behörde in Mainz mit.
Keine Beeinträchtigung der Arzneimittelsicherheit
Die Verwendung von eigentlich nicht in Europa zugelassenen Antibiotika beeinträchtigt laut Rheinland-Pfalz' Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) nicht die Arzneimittelsicherheit. Die Amtsapotheken vor Ort genehmigten und kontrollierten diese Einfuhren, versicherte Laumann (CDU) am Mittwoch in einer Aktuellen Stunde des Düsseldorfer Landtags zum Mangel an Arzneien für Kinder.
Auch Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) befürwortet die Lockerung der Einfuhr-Regeln in Bezug auf Antibiotika. Dadurch könne die Pharmaindustrie und Apotheken unbürokratisch handeln.
Bei Großimporteuren überprüften die Bezirksregierungen, auch anhand von Proben, ob die Medikamente in Ordnung seien und wie sie hergestellt wurden. Da der Bund den Versorgungsmangel offiziell festgestellt habe, seien die Importe der bislang hier nicht zugelassenen Arzneien nun als befristete Ausnahme möglich, sagte Laumann.
Weltweiter Antibiotikamangel
Die Erwartung, dass damit alle Probleme gelöst würden, müsse jedoch gedämpft werden. "Wir haben es bei Antibiotika mit einem weltweiten Mangel zu tun", sagte Minister Laumann. Das betreffe auch die Grundsubstanzen, aus denen Apotheker Säfte herstellen könnten. Daher seien die Mengen, die über die befristete Abweichung vom Arzneimittelgesetz zu besorgen seien, beschränkt. Auch die im geplanten Bundesgesetz zur Arzneimittelversorgung geplanten Mechanismen könnten erst mittelfristig wirken, sagte Laumann.
"Wir müssen mehr auf die Sicherheit unserer Lieferketten achten." Wenn die Arzneimittelproduktion aus Ländern wie China und Indien zurück nach Europa geholt werden solle, müsse dafür aber auch mehr Geld in die Hand genommen werden, sagte der CDU-Politiker. Das werde höhere Krankenkassenbeiträge nach sich ziehen.
Zur Wahrheit gehöre zudem, dass entscheidende Standortfaktoren – wie etwa lockerere Auflagen in der Pharmaforschung oder beim Abwasserschutz, die den jetzigen Herstellerländern zugutekämen – in den Jahren, in denen die Arzneimittelversorgung preisgünstig und sicher gewesen sei, ignoriert worden seien.
Um national besser aufgestellt zu sein, fordert der Apotheker-Verband den Aufbau einer Antibiotika-Reserve. Jetzt ausländische Antibiotika-Säfte einfahren zu lassen, ist für den Chef des Verbands, Thomas Preis, die falsche Herangehensweise. Denn die Antibiotika-Säfte sind auch in anderen Ländern knapp.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Nachrichtenagentur dpa
- tagesschau.de "Apotheker wollen nationale Antibiotika-Reserve"
- wiwo.de "Deutschland lockert Import-Regeln für Kinder-Antibiotika"