Neue Studien zeigen gefährlichen Trend Diese Diäten können krank machen und schaden auch noch der Umwelt
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Schlank und fit sein wollen viele. Doch das Streben danach kann gefährlich werden – zeigen neue Studien. Und hat auch noch andere Nebenwirkungen.
Fast jeder zweite Deutsche hat schon einmal eine Diät gemacht – ob für das Aussehen oder für die Gesundheit. Doch nun zeigt sich: Offenbar sind einige der Ernährungsumstellungen schädlich für die eigene Fitness. Und mehr noch: Sie wirken sich negativ auf die Umwelt aus. Zu diesem Ergebnis kommen zwei neue Studien.
Kanadische Wissenschaftler untersuchten die Auswirkungen der sogenannten Keto-Ernährung auf den Körper. Diese Diätform steht besonders bei einigen Hollywoodstars hoch im Kurs und sieht im Kern vor, dass auf kohlenhydratreiche Lebensmittel wie Brot, Reis, Nudeln oder Kartoffeln weitgehend verzichtet wird. Sie reiht sich ein in den Low-Carb-Trend, bei dem vorwiegend auf Protein und Fett als Energielieferanten gesetzt wird. Fleisch, Fisch, Milchprodukte, Eier und kohlenhydratarmes Gemüse stehen hier im Vordergrund.
Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen stark erhöht
Die Forscher fanden nun heraus: Diese Art der Ernährung erhöht den Spiegel des "schlechten" LDL-Cholesterins und das Risiko (doppelt so hoch im Vergleich) für Herzkreislauf-Erkrankungen – sogenannte kardiovaskuläre Ereignisse wie verstopfte Arterien, Herzinfarkte und Schlaganfälle.
Was die Cholesterinwerte bedeuten
Bei Cholesterin werden zwei Werte unterschieden: LDL und HDL. LDL ist ein Protein, das dafür sorgt, dass das Cholesterin von der Leber in den Körper transportiert wird. Für den Stoffwechsel ist Cholesterin unverzichtbar. Doch ist zu viel davon unterwegs, kann es sich in den Gefäßwänden ablagern. HDL-Proteine sorgen für einen Rücktransport des Cholesterins zur Leber. Ist der LDL-Wert erhöht, desto größer ist das Risiko für Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems. Mehr dazu lesen Sie hier.
In der Studie wurden die Daten von 305 Personen, die sich nach dem Prinzip Low-Carb-High-Fat (wenig Kohlenhydrate, mehr Fett) ernährten, mit 1.200 Personen verglichen, die eine Standarddiät (mit Mischkost) absolvierten. Die Menschen wurden mindestens ein Jahrzehnt beobachtet.
Auch Folgen für die Umwelt
Doch auch in anderer Hinsicht sind die Low-Carb-Diäten bei einer Ernährungsumstellung offenbar nicht die beste Wahl. US-Wissenschaftler untersuchten, wie sich verschiedene auf die Umwelt auswirken. Berücksichtigt wurde nicht nur der Gesundheitsaspekt für den einzelnen, sondern auch der sogenannte CO2-Fußbadruck, also wie viel Kohlenstoffemissionen die Ernährungsstile erzeugen.
Zum Hintergrund: Die Fleischproduktion verursacht wesentlich höhere Emissionen als der Anbau pflanzlicher Produkte. Denn: Für die Viehwirtschaft und den Anbau ihrer Futtermittel werden große Flächen gerodet. Dadurch wird dort gespeicherter Kohlenstoff freigesetzt. In Verbindung mit Sauerstoff wird er zum Treibhausgas CO2, das den Planeten weiter aufheizt. – mit den bekannten Auswirkungen des Klimawandels wie Dürren, Hitze, aber auch Extremwetterlagen mit fatalen Folgen. Mehr dazu lesen Sie hier.
Sechs Ernährungsformen wurden unterschieden
Für ihre Studie untersuchten die US-Wissenschaftler an mehr als 16.000 Testpersonen, wie sich sechs Ernährungsweisen auf das Klima auswirken. Keto (siehe oben), Paleo, vegan, vegetarisch, pescetarisch, und alle anderen Ernährungsweisen, die die Forscher als "Allesfresser-Diäten" bezeichneten.
Zum Hintergrund:
- Paleo, auch als sogenannte Steinzeitdiät bekannt, konzentriert sich auf die Lebensmittel, die in der Steinzeit verfügbar waren: Fleisch, Fisch, Meeresfrüchte, bestimmtes Gemüse und Obst und Nüsse.
- Veganer verzichten auf alle tierischen Lebensmittel, also auch auf zum Beispiel Milch, Eier oder Honig.
- Vegetarier verzehren kein Fleisch und auch keinen Fisch.
- Pesecaterier essen kein Fleisch, aber Fisch und Meeresfrüchte.
- "Allesfresser" kann man als Mischkostler bezeichnen, die ihren Kalorienbedarf aus allen Quellen abdecken.
Das Ergebnis: Die ketogene Diät erzeugt nach den Schätzungen drei Kilogramm Kohlendioxid pro 1.000 konsumierter Kalorien, bei der Paleo-Diät sind es 2,6 Kilogramm Kohlendioxid pro 1.000 Kalorien. Zur Info: Im Durchschnitt verbraucht der Mensch etwa 2000 Kalorien am Tag.
Was die Ernährungsumstellung im Vergleich bedeutet
Am anderen Ende des Spektrums stellte sich heraus, dass eine vegane Ernährung das Klima am wenigsten beeinflusst und lediglich 0,7 Kilogramm Kohlendioxid pro 1.000 konsumierte Kalorien erzeugt, weniger als ein Viertel der Auswirkungen der ketogenen Ernährung. Auf die vegane Ernährung folgten in zunehmendem Maße vegetarische und pescetarische Ernährungsweisen.
Die Allesfresser-Ernährung – die häufigste Ernährungsweise, die von 86 Prozent der Umfrageteilnehmer vertreten wird – liegt genau im Mittelfeld. Das beeindruckende Fazit der Wissenschaftler: Wenn allein 5500 Menschen von heute auf morgen beschließen würden, Vegetarier zu werden, würden CO2-Emmissionen in einer Höhe reduziert, die der von 340 Millionen PKW-Kilometern entsprächen.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Studie: "Popular diets as selected by adults in the United States show wide variation in carbon footprints and diet quality" (englisch, 1.03.2023)