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Indien: Rekordhitze gefährdet Weizenernte – Exportstopp möglich


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Exportstopp möglich
Rekordhitze in Indien – explodiert jetzt der Weizenpreis?


06.05.2022Lesedauer: 3 Min.
Ein Bauer erntet Weizen im indischen Jammu: Eine ungewöhnlich frühe Hitzewelle führt zu Ausfällen bei der Weizenernte.Vergrößern des Bildes
Ein Bauer erntet Weizen im indischen Jammu: Eine ungewöhnlich frühe Hitzewelle führt zu Ausfällen bei der Weizenernte. (Quelle: Channi Anand/dpa)
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Eigentlich sollte Indien die Lücke schließen, die der Ukraine-Krieg in die weltweite Versorgung mit Weizen gerissen hat. Doch nun gefährdet eine Hitzewelle die Ernte, Indien erwägt einen Exportstopp.

Mit Höchsttemperaturen von 38 Grad Celsius ist das Wetter an diesem Freitag vergleichsweise mild in Punjab und Haryana. Indiens Hauptanbauregionen für Weizen verzeichneten in den vergangenen Tagen teils Temperaturen über 45 Grad – das ist selbst für indische Verhältnisse rekordverdächtig zu dieser Jahreszeit.

Erste Folgen dieser Hitzewelle sind bereits weltweit zu spüren: Am Donnerstag stieg der Preis für ein Scheffel Weizen (etwa 27 Kilogramm) an der Rohstoffbörse in Chicago (COBT) zeitweise um 4 Prozent auf 1.090 US-Cent, der EU-Weizenpreis an der Euronext auf 390 Euro je Tonne. Auch am Freitag notierte er wieder nahe der Marke von 400 Euro je Tonne.

Hauptlöser der Unsicherheiten waren Spekulationen darüber, dass Indien den Export von Weizen einschränken könnte, um seinen eigenen Bedarf weiter decken zu können. Denn die Rekordhitze droht die Erträge zu verringern. In den fruchtbaren Flächen am Indus und Ganges klagen die Bauern bereits über Verluste zwischen 20 und 25 Prozent.

Indien sollte Weizen aus Russland und Ukraine ersetzen

"Die Entscheidung über eine Beschränkung der Weizenexporte liegt bei Ministerpräsident Modi. Noch ist nicht klar, ob diese überhaupt kommt und wie stark sie ausfällt", sagt Rohstoffexperte Carsten Fritsch von der Commerzbank. "Der Landwirtschaftsminister sieht aktuell noch keine Notwendigkeit für eine Beschränkung."

Ein Exportstopp würde die Hoffnung schwinden lassen, dass Indien die Versorgungslücke schließen kann, die durch die Ausfälle russischer und ukrainischer Weizenausfuhren entstanden ist. Russland und die Ukraine sind beide wichtige Weizenproduzenten. Gemeinsam haben sie einen Anteil am weltweiten Handel von etwa einem Viertel.

Indien hat Minimalpreis für Weizen aufgegeben

Als zweitgrößter Weizenproduzent der Welt exportierte Indien bis zum Ausbruch des Ukraine-Kriegs nach Regierungsangaben weniger als ein Prozent seiner Ernte. Denn die indische Regierung legte bis dahin einen Minimalpreis für Weizen fest, der lange über dem internationalen Weizenpreis lag und war damit nicht konkurrenzfähig. Das änderte sich jedoch mit den kriegsbedingt gestiegenen Preisen.

Im seit Anfang April laufenden Haushaltsjahr will Indien den Weizenexport nun auf 12 Millionen Tonnen steigern, das wären vier Millionen Tonnen mehr als im Jahr zuvor. "Einige Händler in Indien rechnen aber mit einem stärkeren Rückgang der Ernte um bis zu 10 Prozent auf 100 Millionen Tonnen, was eine Einschränkung der Exporte erforderlich machen könnte", sagt Fritsch. "Die Unsicherheit darüber dürfte den Weizenmarkt weiterhin beschäftigen und könnte für weitere Preissteigerungen sorgen."

Erschwerend komme hinzu, dass der Zustand des in den USA heranwachsenden Winterweizens so schlecht sei wie seit 26 Jahren nicht. Und auch Frankreich, der größte Weizenproduzent und -exporteur der EU, drohen einem Agrarexperten des Instituts Avalis zufolge Ernteausfälle wegen extremer Trockenheit.

Wen die Versorgungskrise besonders hart trifft

Bedrohlich ist die Situation vor allem für die arabische Welt und einige Länder Asiens und Afrikas, die große Teile ihres Weizens importieren. Die Organisation Germanwatch warnte bereits Mitte März davor, dass es in ärmeren Ländern zu Hungersnöten und gesellschaftlichen Verwerfungen kommen könnte.

Hierzulande ist die Lage weit weniger dramatisch. "Deutschland, wie auch die EU als Ganzes, produzieren mehr Weizen als sie verbrauchen", sagt Micheal Welling, Sprecher des bundeseignen Thünen-Institus, t-online. Daher seien hier keine Engpässe zu befürchten, wohl aber stark steigende Preise.

"Doch auch hier sind wir – im Vergleich etwa zu vielen Ländern des globalen Südens – in einer relativ entspannten Lage, weil wir insgesamt nur einen geringeren Teil unseres Einkommens für Brot und Lebensmittel allgemein aufwenden. In Ländern wie Ägypten, Lybien oder Tansania sieht das ganz anders aus."

Özdemir will Ukraine beim Weizenexport helfen

Nach Auffassung Bayerns sollte Deutschland helfen, drohende Hungersnöte und Lebensmittelkrisen zu verhindern, indem es Nahrungsmittel auf bisher ungenutzte ökologische Vorrangflächen produziere. Die Bundesregierung müsse dafür sorgen, dass Deutschland seinen Beitrag leiste, sagte Bayerns Agrarministerin Michaela Kaniber.

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hat derweil erst einmal andere Pläne: So sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, dass er Wege finden wolle, die Ukraine beim Weizenexport zu unterstützen. Derzeit ist der übliche Weg über die Häfen blockiert. Die Agrarminister der G7-Staaten sollen bei ihrem nächsten Treffen Mitte Mai darüber beraten.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Schriftliches Statement von Carsten Fritsch, Rohstoffexperte bei der Commerzbank
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