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EZB-Entscheid zu Leitzins: Das bedeutet die Zinswende für Ihr Geld


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EZB-Entscheid
Das bedeutet die Zinswende für Ihr Geld


Aktualisiert am 09.06.2022Lesedauer: 4 Min.
Eine Person nimmt Geld aus einem Portmonnaie (Symbolbild): Die Zinsentscheidung der EZB wirkt sich auch auf Sparer aus.Vergrößern des Bildes
Eine Person nimmt Geld aus einem Portmonnaie (Symbolbild): Die Zinsentscheidung der EZB wirkt sich auch auf Sparer aus. (Quelle: imago-images-bilder)
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Der Weg zur Zinswende ist frei: Die EZB beendet ihre Anleihekäufe und hebt den Leitzins im Juli um 0,25 Prozentpunkte an. Welche Auswirkungen das auf die Inflation und Ihre Ersparnisse hat.

Die Zinsen steigen wieder: Bei ihrer Sitzung in Amsterdam hat sich der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) darauf geeinigt, den Leitzins im Juli von derzeit null Prozent auf 0,25 Prozent anzuheben. Es ist die erste Zinserhöhung seit elf Jahren.

Die EZB reagiert damit auf die deutlich gestiegenen Lebensmittel- und Energiepreise und die daraus resultierende anhaltende Inflation. Die Forderungen nach einem Ende der europäischen Nullzinspolitik waren in den vergangenen Monaten immer lauter geworden.

t-online erläutert, was das für Sparer, Anleger und Häuslebauer bedeutet.

Was hat die EZB entschieden?

Ab dem 1. Juli wird die EZB keine frischen Milliarden mehr in den Kauf von Staatsanleihen und Wertpapieren von Unternehmen stecken. Damit endet die Praxis, die gemeinhin auch als "Gelddrucken" bekannt ist.

Zudem will die EZB im Juli ihre Leitzinsen um jeweils 25 Basispunkte heben. Das beschloss der EZB-Rat am Donnerstag bei seiner auswärtigen Sitzung in Amsterdam. Zunächst bleibt der Leitzins aber auf dem Rekordtief von null Prozent. Mindestens bis September müssen Banken für geparkte Gelder bei der EZB außerdem noch Negativzinsen von 0,5 Prozent zahlen. Weitere Zinsanhebungen werden im September erwartet.

Was bedeutet das für die Inflation?

Zunächst wohl wenig. Allerdings besteht die Hoffnung, dass durch das Ende der Anleihekäufe die Inflation zu sinken beginnt. Um das zu begreifen, muss man den Mechanismus hinter den Anleihekäufen verstehen.

Die EZB kann über die Käufe die Geldmenge in der Eurozone regeln. Sie bestimmt also, wie viel Geld im Umlauf ist. Sinkt die Geldmenge, ist jeder einzelne Euro mehr wert, die Preise fallen. So zumindest die Theorie.

Bislang war es so, dass die EZB den Geschäftsbanken Anleihen abkauft. Die Idee: Verleihen die Geschäftsbanken das so gewonnene Geld weiter, etwa an Firmen oder an Verbraucher, tritt es in den Wirtschaftskreislauf ein, die Preise steigen, die Konjunktur wird gestützt. Kappt die EZB umgekehrt jetzt den Strom günstigen Geldes, schafft sie nicht länger Geld "aus dem Nichts". In der Folge sollen die Preise fallen.

EZB-Entscheid mit Signalwirkung

Vor allem aber gilt das Ende der Anleihekäufe als notwendiger Schritt, bevor die Notenbank die Zinsen anheben kann. Der heutige EZB-Entscheid hat daher auch eine klare Signalwirkung an die Marktteilnehmer, Investoren und Banken. Die EZB möchte zeigen, dass sie die Inflation ernst nimmt.

Denn: Höhere Zinsen machen das Geld teurer, Kredite kosten mehr und werden dadurch weniger attraktiv. Auch auf diese Weise soll die umlaufende Geldmenge sinken, die Preise nicht mehr so schnell steigen.

Doch für die Zentralbank ist es ein schwieriger Spagat: Hebt sie die Zinsen zu schnell und stark an, nimmt sie zu schnell Geld aus dem Markt, könnte das der Konjunktur einen schweren Schlag versetzen. Zumal aktuell ohnehin viele Zeichen darauf hindeuten, dass sich die Weltwirtschaft abkühlt.

Was bedeutet das für Sparer?

Sparer können sich auf steigende Zinsen einstellen. Richtig sichtbar werden dürfte der Anstieg aber erst im September, wenn die EZB den sogenannten Einlagezins anhebt.

Zuvor will die EZB im Juli zunächst den sogenannten Leitzins erhöhen. Das ist der Zinssatz, zu dem sich die Geschäftsbanken Geld bei der EZB leihen können. Hebt die Notenbank ihn an, geben die normalen Banken ihn an ihre Kunden weiter, werden Kredite teurer.

Der Einlagezins dagegen bleibt dagegen zunächst auf dem derzeitigen Niveau von minus 0,5 Prozent. Das heißt, Banken müssen dafür zahlen, dass sie Geld bei der EZB liegen haben. Diese Strafzinsen reichen sie oftmals in Form von Verwahrentgelten an die Sparer weiter. Dabei dürfte es in den nächsten Monaten noch bleiben.

Schlechte Nachrichten für Anleger?

Für Anleger sind die höheren Zinsen derweil keine gute Nachricht. Denn sollten andere Anlageklassen mittelfristig attraktiver werden, dürften die Kurse an der Börse sinken, weil weniger Menschen Aktien kaufen.

Allerdings ist fraglich, wie deutlich die Auswirkungen des EZB-Zinsentscheids tatsächlich sein werden. Aktuell spielen noch andere Entwicklungen eine Rolle an der Börse, allen voran die Frage nach einer Rezession.

Steigen nun die Bauzinsen?

Davon ist auszugehen. Die Bauzinsen waren zuletzt bereits deutlich gestiegen, im März hatte es den größten Anstieg seit 1992 gegeben. Bereits die erwartete EZB-Entscheidung hatte in den vergangenen Tagen zu weiteren Preisanstiegen geführt.

"Die ersten Zinsschritte im Juli und September wurden vom Markt erwartet und sind schon bei den Baufinanzierungszinsen angekommen: Die sind in den letzten Tagen sichtbar angezogen", sagt der Vorstandsvorsitzende des Kreditvermittlers Dr. Klein, Michael Nuemann, t-online.

Wie es nun weitergehe, hänge davon ab wie die weiteren Schritte aussehen. "Die Bauzinsen bleiben unter Druck und werden perspektivisch weiter steigen, mit zum Teil deutlichen Ausschlägen in beide Richtungen", so Neumann weiter.

Die Bauzinsen orientieren sich an den Renditen der Bundesanleihen. Diese wiederum hängen mit dem Zinsniveau in der Eurozone zusammen, das maßgeblich von der EZB beeinflusst wird. Hebt die EZB den Leitzins an, müssen auch die Geschäftsbanken mehr für einen Kredit zahlen. Diese Kosten reichen sie über die Zinsen an ihre Kreditkunden weiter.

Allerdings gibt die Entscheidung auch eine Richtung vor und schafft somit Sicherheiten. Experten hatten die bisherigen Anstiege der Bauzinsen in Teilen auch mit Planungsunsicherheit begründet.

Wie gehen andere Länder mit der Situation um?

Die EZB orientiert sich in ihrer Entscheidung vor allem an der US-amerikanischen Notenbank Fed. Deren Chef Jerome Powell hatte bereits im März eine Zinsanhebung um 0,5 Prozent verkündet, damit liegt der Zinssatz in den USA nun bei 0,75 bis 1 Prozent.

Auch im internationalen Vergleich zeigt sich: Immer mehr Zentralbanken heben die Zinsen an. In einigen wenigen Ländern aber gilt unterdessen ein Negativzins. Die japanische Notenbank Bank of Japan etwa hält ihren Leitzins seit Jahren auf minus 0,1 Prozent.

Eine besondere Ausnahme bildet zudem die Türkei. Im Mai erreichte die Inflation dort 73,5 Prozent, unabhängige Beobachter schätzen sie sogar noch höher. Doch entgegen der ökonomischen Lehre hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan angekündigt, die Zinsen weiter zu senken. Im vergangenen Jahr hatte die türkische Notenbank bereits den Satz von 19 erst auf 17 Prozent, später auf 15 und im Dezember schließlich auf 14 Prozent gesenkt.

Verwendete Quellen
  • Statement von Michael Neumann (Dr. Klein)
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und Reuters
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