600 Mitarbeiter betroffen Turbinenhersteller Nordex schließt Rostocker Werk
Der Turbinenhersteller Nordex stellt den Betrieb in seinem Werk in Rostock ein. Dort werden Rotorblätter für Windräder hergestellt. Nun bangen die 600 Mitarbeiter um ihre Jobs.
Der Windkraftanlagen-Hersteller Nordex will seine Rotorblatt-Fertigung am Standort Rostock Ende Juni einstellen. Davon seien rund 600 Mitarbeiter betroffen, teilte das Unternehmen am Montag mit. Als Begründung nannte die Firma ein schwieriges Wettbewerbsumfeld und eine Verschiebung der Nachfrage nach größeren Rotorblättern. Diese könnten am Standort Rostock nicht hergestellt werden. Mit dem Betriebsrat soll ein Sozialplan verhandelt werden.
Unternehmenssprecher Felix Losada betonte, dass Nordex einem weltweiten Wettbewerb ausgesetzt sei. Das Unternehmen müssen bei den Preisen mithalten können, bei den hohen Entstehungskosten in Deutschland sei dies nicht möglich. "Wir können uns diesem Trend nicht entziehen. Wir haben keine Alternative."
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Der Betriebsratsvorsitzende Thomas Theuer berichtete von einer gedrückten Stimmung in der Belegschaft. Es sei das primäre Interesse des Betriebsrats, dass die Mitarbeiter an anderen Stellen im Konzern weiterbeschäftigt werden. So ist der zweite Nordex-Standort in der Rostocker Südstadt zur Fertigung von Maschinenhäusern von den Maßnahmen der Unternehmensspitze nicht betroffen.
Meyer: Rückschlag für Energiewende
"Die Einstellung der Produktion ist nicht nur eine Angelegenheit Mecklenburg-Vorpommerns, sondern trifft die Energiewende bundesweit. Damit gibt es kaum noch Produzenten von Windkraftanlagen in Deutschland", sagte Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD). Das sei auch ein Rückschlag für die Umsetzung der Energiewende insgesamt und die Wertschöpfungskette in Deutschland.
Der Präsident der IHK zu Rostock, Klaus-Jürgen Strupp, bedauerte die Entscheidung. Auch angesichts der weltweiten aktuellen Entwicklung auf dem Energiemarkt sei Rostock ein attraktiver Standort, für alle, die in diesem Segment tätig sind. Es gelte nun, einen neuen interessanten Partner für den Standort zu gewinnen.
SPD-Politikerin: Menschen müssen in Arbeit sein
Für den FDP-Bundestagsabgeordneten Hagen Reinhold ist die Nordex-Entscheidung unverständlich. "Bei den deutschen Ausbauzielen für die Windenergie brauchen wir jeden Windkrafthersteller", sagte er. Er verwies zudem darauf, dass Produktionen aus Drittländern künftig beim Import wieder versteuert werden. Der Kostenvorteil falle im großen Maße weg.
Die SPD-Bundestagsabgeordnete Katrin Zschau zeigte sich empört, dass ein Unternehmen seine sehr gut arbeitenden Mitarbeiter so lange habe hängenlassen. Keiner der Mitarbeiter dürfe nun abgespeist werden. Sie brauchten Zeit, um andere Beschäftigungen zu finden. "Wir können keine Hängepartie haben. Die Menschen müssten bis zu einer Lösung in Arbeit sein."
OB Madsen: Gibt moralische Verantwortung
Rostocks Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen (parteilos) hatte bereits vergangene Woche sein Unverständnis über die Überlegungen von Nordex geäußert. "Wir werden nicht leise sein, wenn die Gesellschafter von Nordex planen, Rostock und Deutschland zu verlassen", sagte er. Als Unternehmer zu handeln heiße nicht nur, Geschäfte zu machen und damit Geld zu verdienen. "Mit geschaffenen materiellen Werten ist immer auch eine moralische Verantwortung verbunden - für die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten, für ihre Lebensperspektiven und die ihrer Familien, für ökologisches und nachhaltiges Handeln mit Blick auf die künftigen Generationen."
Nordex ist eines der größten Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern und eines der wenigen börsennotierten im Nordosten. Es hat seine Konzernzentrale in Hamburg, der juristische Stammsitz ist in Rostock. Dort befinden sich die einzigen deutschen Produktionsstandorte.
Nordex hatte vergangenes Jahr wegen gestiegener Kosten für Rohstoffe und Transporte Verluste verbuchen müssen. Nach den ersten neun Monaten stand 2021 ein Verlust von fast 104 Millionen Euro zu Buche.
- Nachrichtenagentur Reuters