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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nach Erhöhung des Zusatzbeitrags Krankenkasse BKK24 verliert jedes zwölfte Mitglied
Mitgliederschwund bei der Krankenkasse BKK24 aus Niedersachsen: Die Versicherung verliert mehr als acht Prozent ihrer Kunden. Das ist wenig verwunderlich: Denn der Zusatzbeitrag stieg im September deutlich.
Die Krankenkasse BKK24 aus Niedersachsen hat nach Angaben ihres Vorstands durch die drastische Erhöhung des Zusatzbeitrags ab September "etwas mehr als acht Prozent" ihrer Mitglieder verloren – bis zum Jahresende. Das sagte Tobias Mittmann t-online.
Bei einer Zahl von etwa 107.000 Mitgliedern zur Jahresmitte entspricht das immerhin rund 9.000 Menschen. Die Zahl der Versicherten, also derjenigen, die zwar nicht Mitglied der Krankenkasse, aber bei einem Verwandten mitversichert sind, dürfte indes noch höher liegen.
"Mit dieser ungefähren Größenordnung haben wir kalkuliert", so Mittmann weiter. Denn: Die BKK24, die lange Zeit zu den günstigsten bundesweit geöffneten Krankenkassen gehörte, hob ihren Zusatzbeitrag zum September deutlich an – von 1 Prozent auf 2,5 Prozent. So wurde sie zur teuersten Krankenkasse.
Das musste sein, um eine Insolvenz abzuwenden (t-online berichtete): mit Erfolg, wie sich nun herausstellt.
Deshalb drohte die Insolvenz
Im Sommer zeigte die Krankenkasse einen finanziellen Engpass beim für die Versicherungen zuständigen Bundesamt für soziale Sicherung (BAS) an, "vorsorglich", wie es damals hieß. So sollte ein "bilanzieller Einmaleffekt" ausgeglichen werden. Dabei geht es um ein Loch in Höhe eines geringen zweistelligen Millionenbetrags, das gestopft werden muss.
Das BAS, das im August die Erhöhung des Zusatzbeitrags erlaubte, hat die Prüfung der Krankenkasse jetzt abgeschlossen. Die Behörde habe "nach aufsichtsrechtlicher Prüfung der Anzeige einer drohenden Zahlungsunfähigkeit durch die Vorstände der BKK24 keinen Insolvenzantrag gestellt, weil sich die weitere finanzielle Entwicklung nach heutigem Stand positiv gestaltet", teilte eine Sprecherin auf t-online-Anfrage mit.
Info: Das Bundesamt für Soziale Sicherung, bis 2019 Bundesversicherungsamt, ist als Bundesbehörde für die Aufsicht der bundesunmittelbaren Träger der gesetzlichen Kranken-, Renten- und Unfallversicherung sowie der sozialen Pflegeversicherung zuständig. Es überwacht die Bilanzen, muss Beitragserhöhungen absegnen – und kann im Zweifelsfall einen Insolvenzantrag stellen. Letzteres kann eine Krankenversicherung nicht von sich aus.
Mittmann sieht Krankenkasse auf gutem Weg
Wie es zu dem "Einmaleffekt" in der Bilanz gekommen sei, wird derzeit noch geklärt. "Das BAS überwacht unabhängig davon die Finanzentwicklung der Krankenkasse weiterhin eng", heißt es von der Behörde weiter.
Krankenkassenvorstand Mittmann sieht die BKK24 durch die Erhöhung des Zusatzbeitrags ebenfalls auf gutem Weg – trotz der hohen Mitgliederverluste.
Zusatzbeitrag soll wieder sinken
Der Zusatzbeitrag soll im Frühjahr 2022 wieder auf ein Niveau sinken, das sich am Marktdurchschnitt orientiere, so Mittmann. Das hatte der Manager bereits Ende August betont. Der Zusatzbeitrag könnte dann bei rund 1,3 Prozent liegen: So hoch liegt der berechnete durchschnittliche Zusatzbeitragssatz nächstes Jahr. Wann das Absinken bei der BKK24 genau der Fall sein wird, ist noch offen.
Der Zusatzbeitrag wird auf den allgemeinen Beitrag von 14,6 Prozent aufgeschlagen. Der Beitrag der BKK24 liegt also seit der Erhöhung im September bei 17,1 Prozent. Über die genaue Höhe entscheidet jede Versicherung individuell, je nach ihrem Finanzbedarf.
Krankenkassenmitgliedern steht ein Sonderkündigungsrecht mit einer Frist von zwei vollen Monaten zu, wenn die Beiträge erhöht werden. Lesen Sie hier, welche Krankenkassen 2021 den Zusatzbeitrag erhöht haben und hier, wie Sie Ihre Krankenkasse am besten wechseln.
Preisaffine Kunden haben BKK24 verlassen
Sorge, dass mittelfristig weitere Kunden der Krankenversicherung den Rücken kehren, hat Mittmann aber nicht. "Sehr preisaffine Kunden haben uns zum Teil zwar verlassen", sagte er. Damit meint der Manager die Kunden, die nur wegen des niedrigen Zusatzbeitrags zur BKK24 wechselten.
"Wer aber schon lange zufriedenes Mitglied bei der BKK24 ist, wird die Krankenkasse nicht wechseln, wenn der Zusatzbeitrag in naher Zukunft wieder auf einem Durchschnittsniveau liegt." Das gelte auch deshalb, weil die Krankenkasse an ihrem "überdurchschnittlichen" Leistungskatalog festhalte, meint der Manager.
Es bleibt ohnehin abzuwarten, ob das BAS eine baldige Senkung des Zusatzbeitrags durchwinkt. Der Versicherungsmanager glaubt fest daran. "Ich bin sehr optimistisch, dass wir spätestens in der ersten Jahreshälfte 2022 zu alter Stärke zurückgekehrt sind", so Mittmann.
- Eigene Recherche
- Gespräch mit Tobias Mittmann
- Statement des BAS
- Krankenkassenliste des GKV-Spitzenverbands
- haufe.de
- gesetzlichekrankenkassen.de