Wirecard-Skandal Wirtschaftsprüfer EY setzt Deutschland-Chef ab
Die Wirtschaftsprüfergesellschaft Ernst & Young (EY) bemerkte jahrelang nichts von Wirecards Milliardenbetrug. Nun muss der Deutschland-Chef die Konsequenzen aus dem Skandal ziehen.
Der Wirecard-Bilanzskandal fordert sein nächstes Opfer. Der Deutschland-Chef der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young (EY), Hubert Barth, tritt zurück. Die beiden EY-Manager Henrik Ahlers und Jean-Yves Jégourel übernehmen die Verantwortung für das Deutschlandgeschäft.
Das gab die Gesellschaft am Donnerstag bekannt. "Es ist oberste Priorität von EY, zur Aufklärung des Falles Wirecard beizutragen und verloren gegangenes Vertrauen wieder herzustellen", erklärte der Wirtschaftsprüfer. Zuvor berichtete bereits die "Financial Times" und FAZ.
Hubert Barth ist seit 2016 Vorsitzender der Geschäftsführung von EY-Deutschland und werde künftig eine andere Aufgabe in dem Unternehmen wahrnehmen. Der Rücktritt solle im Laufe des Tages offiziell verkündet werden. Ein Sprecher von EY lehnte einen Kommentar dazu ab.
Imageverlust: Aktionäre wollen EY verklagen
EY hat zehn Jahre lang die Bilanzen von Wirecard geprüft und nach eigenen Angaben nichts von dem mutmaßlichen Milliardenbetrug gemerkt, der den Zahlungsabwickler im Juni 2020 in die Insolvenz trieb. Eine Expertenkommission unter Vorsitz des früheren Finanzministers Theo Waigel soll die Vorgänge aufarbeiten und EY bei Veränderungen in Geschäftsprozessen beraten.
Die Stimmung in einer der vier größten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften der Welt soll schlecht sein. Wirecard-Aktionäre wollen EY auf Schadensersatz verklagen, weil sie sich auf den Prüfbericht über Wirecard verlassen hätten und anschließend Aktien des nun insolventen Finanzdienstleisters gekauft hätten.
Mitbewerber versuchten zudem, Mitarbeiter von EY abzuwerben. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft hat immer betont, den Finanzdienstleister Wirecard intensiv geprüft zu haben.
- Nachrichtenagentur Reuters
- FAZ: EY-bekommt neuen Deutschland-Chef