Historisches Bier-Tief Verband befürchtet Aus vieler Brauereien
Die deutschen Brauereien stecken in der Krise. Die Branche nahm 2020 etwa ein Viertel weniger Geld ein, Bier im Millionenwert musste vernichtet werden. Die Situation sei "in der Nachkriegszeit ohne Beispiel".
Die Deutschen haben im vergangenen Jahr deutlich weniger Bier getrunken. Kneipen und Bars hatten wochenlang geschlossen, Großveranstaltungen fielen aus – der Absatz der Brauereien ging daher um 5,5 Prozent zurück, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Montag mitteilte. Der Deutsche Brauer-Bund erklärte, die Lage sei "dramatisch und in der Nachkriegszeit ohne Beispiel".
Geschlossene Bars und Restaurants, abgesagte Feste und sonstige Großveranstaltungen sorgten besonders in den Monaten April (minus 17,3 Prozent) und Mai (minus 13,0 Prozent) für einen starken Rückgang beim Bierabsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum, wie die Statistiker erklärten.
In den Sommermonaten verkauften die Brauereien wieder mehr Bier – die erneut verschärften Corona-Auflagen ab Herbst ließen den Absatz im November dann wieder drastisch sinken.
Krise der Bier-Branche "weitaus tiefer"
Insgesamt verkauften die Brauereien 8,7 Milliarden Liter Bier, mehr als 80 Prozent davon im Inland. Der Brauer-Bund erklärte, die Krise der Branche sei "weitaus tiefer als die jüngsten Absatzzahlen auf den ersten Blick vielleicht vermuten lassen".
Die Brauereien hätten laut einer Umfrage des Branchenverbands 2020 ein Umsatzminus von im Mittel 23 Prozent erlitten. "Der mehrmonatige Lockdown der Gastronomie, das Verbot von Veranstaltungen und der Kollaps wichtiger Auslandsmärkte hat die Brauwirtschaft schwer getroffen."
Ware im Millionenwert mussten die Brauer demnach vernichten. "Je größer das Gastronomie- und Veranstaltungsgeschäft einer Brauerei, desto verheerender die finanziellen Verluste."
Brauer-Bund: Familienbrauereien stehen vor dem Aus
Nur einige Unternehmen, die ihre Biere überwiegend im Handel und nur zu einem geringen Teil in der Gastronomie verkaufen, seien deutlich besser durch die Krise gekommen. Die anderen beklagen oftmals existenzbedrohende Umsatzeinbrüche, in einzelnen Fällen bis zu 70 Prozent, so der Brauer-Bund.
Dieser forderte "gezielte und entschiedene" Hilfen von Bund und Ländern für die Brauereien. Die 1.500 überwiegend handwerklichen und mittelständischen Brauereien als indirekt Betroffene gingen bei den staatlichen Hilfen für die Gastronomie "bis auf wenige Ausnahmen leer aus".
Hauptgeschäftsführer Holger Eichele sagte: "Wir sprechen von Betrieben, die sich oft schon seit Generationen im Familienbesitz befinden, die Weltkriege, Wirtschafts- und Währungskrisen überstanden haben – und nun völlig unverschuldet vor dem Aus stehen, weil sämtliche Rücklagen aufgebraucht sind." Die Betriebe bräuchten dringend Hilfe und eine Perspektive.
- Nachrichtenagentur AFP