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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Gewerkschaft sauer Douglas-Filialen trotz Lockdown weiter geöffnet
Offen trotz hartem Lockdown: Einige Filialen der Parfümeriekette Douglas öffneten am Mittwoch ihre Türen. Die Begründung: Das Unternehmen hält sich für eine Drogerie.
Der harte Lockdown zwingt alle Läden, die nicht Dinge des täglichen Bedarfs verkaufen, zum Schließen. Alle? Nicht ganz!
Trotz staatlichem Verbot hatten am Mittwoch bundesweit mehrere Filialen der Parfümeriekette Douglas geöffnet. Die zunächst interne Begründung des Unternehmens: Douglas verkaufe, ähnlich wie Rossmann oder dm, auch Drogerieartikel, und sei mit diesem Sortiment vom Einzelhandel-Shutdown ausgenommen.
Wörtlich heißt es in einem Schreiben an die Douglas-Filialen in Hessen, das t-online vorliegt und über das zuerst die "Bild"-Zeitung berichtete: "Wir öffnen unsere Stores unter dem Kontext, dass wir eine Drogerie sind, da wir das Sortiment des täglichen Bedarfs und der Grundversorgung haben." Dabei sollten die Mitarbeiter die üblichen Hygienemaßnahmen einhalten.
Mitarbeiter sollen Polizisten-Namen notieren
Weiter heißt es: "Bitte räumt folgende Artikel vor Öffnung Eures Stores von der Verkaufsfläche weg: Dekoartikel und Schmuck, z.B. Douglas Bär, Tosh außer Lesebrillen, Baumschmuck."
Im Eingangsbereich solle zudem "primär unser Drogeriesortiment präsentiert werden, sodass klar ist, dass wir eine Drogerie sind". Konkret sollten die Filialen in der Auslage etwa "Duschgel, Körperpflege, Bodylotion, Handcreme, Wattepads" präsentieren.
Zusätzlich gibt die zuständige Douglas-Bereichsleitung Tipps für den Fall, dass die Polizei die Geschäfte betritt. "Sprecht die Beamten an. Bitte keine aggressiven Gespräche führen und Auseinandersetzungen vermeiden", heißt es in dem Schreiben. "Lasst Euch die Ausweise zeigen und notiert die Namen in der Protokollvorlage anbei. Falls die Beamten den Store schließen möchten, legt bitte bereits mündlich Widerspruch ein."
"Douglas tanzt bewusst aus der Reihe"
Wie viele der rund 450 Douglas-Filialen deutschlandweit auf diese Weise am Mittwoch geöffnet hatten, sagte Douglas auf t-online-Anfrage nicht, eine Sprecherin sprach von einem "kleinen Teil der Filialen". Laut Nachrichtenagentur dpa bleibe jedes vierte Geschäft offen, die "Bild"-Zeitung berichtete unter anderem von Läden in Fulda und Frankfurt. Eine Berliner Filiale, die t-online am Mittwoch aufgesucht hat, bot hingegen nur die Abholung vorher bestellter Artikel an.
Der Gewerkschaft Verdi zufolge seien neben hessischen Standorten auch Geschäfte in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen betroffen. Verdi-Funktionär Horst Gobrecht ärgert das sehr. "Die Öffnung der Geschäfte ist aus unserer Sicht eine Farce", sagte er t-online. "Douglas tanzt bewusst aus der Reihe. Wir halten es für sehr problematisch, wenn der Lockdown auf diese Weise umgangen wird."
Douglas verweist auf Ausnahme-Regelung
Für Aufregung sorgte im Netz zudem ein Tweet, den Douglas-Chefin Tina Müller am Dienstag abgesetzt hatte – und in dem sie den Lockdown unterstützte. "Wir stehen hinter den Beschlüssen zur Eindämmung der Pandemie!", schrieb sie. Auch wenn die Maßnahmen ein "herber Schlag" im Weihnachtsgeschäft seien, ginge die Gesundheit der Mitarbeiter und Kunden vor. "Leistet jeder seinen Beitrag, schaffen wir das!"
Wie kommt es, dass es Douglas schon einen Tag später nicht mehr ganz so genau mit diesen Worten zu nehmen scheint? Eine Sprecherin rechtfertige auf t-online-Anfrage am Mittwoch die Öffnung der Läden mit Verweis auf die Ausnahmen, die die Kanzlerin und die Ministerpräsidenten für den Einzelhandel beschlossen haben.
Auch andere Parfümerien bleiben offen
"Diese Ausnahmen sehen explizit vor, dass Drogerien auch weiterhin geöffnet bleiben können", sagte sie. "Der Begriff Drogerie selbst ist rechtlich nicht spezifiziert. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden unter dem Begriff der Drogerie Einzelhandelsbetriebe verstanden, die unter anderem Körperpflege-, Schönheits-, Kosmetik- und Hygieneprodukte verkaufen."
In den Filialen, die weiterhin geöffnet blieben, biete Douglas "den Großteil des klassischen Drogeriesortiments" an, das laut Regierungsbeschluss weiter verkauft werden dürfe. "Daher wird auch ein Teil der Stores von Douglas mit einem Angebot an Drogerieprodukten für den Einkauf geöffnet bleiben", so die Sprecherin weiter. "Andere große Drogerieketten bieten ein vergleichbares Sortiment an."
Tatsächlich ist Douglas mit diesem Vorgehen nicht alleine. So legt etwa auch die Berliner Parfümeriekette Diamant die Regeln des Einzelhandel-Lockdowns entsprechend aus. Auf der Webseite des Unternehmens heißt es: "Unsere Filialen bleiben geöffnet!"
- Internes Douglas-Schreiben
- Gespräch mit Horst Gobrecht, Verdi
- Gespräch mit Douglas-Unternehmenssprecherin
- Tweet von Tina Müller
- Webseite Diamant-Parfümerie
- Bericht der "Bild"-Zeitung