Finanzielle Probleme Thyssenkrupp-Chefin kann sich Staatseinstieg vorstellen
Der Industriekonzern steht wegen Corona vor großen finanziellen Problemen. Die IG Metall plädiert deshalb für einen Staatseinstieg bei der schwächelnden Stahlsparte. Es gibt nur ein Problem.
Thyssenkrupp-Chefin Martina Merz hält eine Beteiligung des Staates an der schwächelnden Stahlsparte für eine Möglichkeit. "Eine Staatsbeteiligung ist eine Option", sagte Merz am Montag am Rande eines Spitzengesprächs mehrerer Konzerne zum Thema Wasserstoff bei der NRW-Landesregierung.
"Aber eine Staatsbeteiligung kann auch einhergehen mit anderen Optionen. Man kann sich auch eine Kombination vorstellen." Der Staat könne einsteigen und später könne das jemand anderes übernehmen. "Was ich möchte, ist eine langfristige Lösung für Thyssenkrupp."
NRW und Bund gegen Staatsbeteiligung
Sowohl das Land als auch der Bund winken beim Thema Staatsbeteiligung an dem Konzern aber ab. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet bekräftigte bei der Veranstaltung in Düsseldorf im Beisein von Merz: "Alle Lösungen ohne Staatsbeteiligung sind besser, weil Politiker selten bessere Unternehmer sind." Ein Staatseinstieg bei Thyssenkrupp sei derzeit nicht das prioritäre Thema.
Ähnlich äußerte sich das Bundeswirtschaftsministerium. Die Stahlindustrie müsse ihre Position gegenüber internationalen Konkurrenten verbessern. Dafür seien neue "Wettbewerbsmodelle" nötig, sagte eine Sprecherin des Ministeriums in Berlin.
Sie verwies auf Aussagen von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) aus der vergangenen Woche. Das Problem sei nicht in erster Linie über Staatsbeteiligungen zu lösen.
Merz hatte im Frühjahr erklärt, dass es in Bezug auf die Zukunft der Stahlsparte keine Denkverbote gebe. Eine Partnerschaft gehöre ebenso zu den Möglichkeiten wie eine Fusion oder ein Verkauf.
Gewerkschaft will Staatsbeteiligung
Die IG Metall und der Betriebsrat von Thyssenkrupp Steel Europe haben das Land NRW und den Bund aufgefordert, sich an dem Stahlgeschäft zu beteiligen. Die Stahlbranche leide stark unter den Folgen der Corona-Krise und stehe wegen der Umstellung auf eine klimaneutrale Produktion vor enormen Kosten, die kein Unternehmen alleine stemmen könne.
Bund und Land müssten ein Interesse daran haben, dass eine CO2-freie Produktion in Deutschland bleibe. Am Freitag wollen die Stahlkocher von Thyssenkrupp bei einer Kundgebung in Düsseldorf Druck machen.
Die Stahlsparte hat allein in den ersten neun Monaten des abgelaufenen Geschäftsjahres 2019/20 (per Ende September) einen Verlust von rund 700 Millionen Euro eingefahren. Das Unternehmen ist von der Corona-Krise schwer getroffen, weil die Nachfrage wichtiger Kunden wie der Automobilindustrie eingebrochen ist.
- Nachrichtenagentur Reuters