Furcht vor Blackout Netzbetreiber wollen fünf Stromzonen in Deutschland – für manche wird das teuer

Fällt der einheitliche Strompreis in Deutschland? Ein Vorstoß sieht fünf verschiedene Preiszonen vor. In einigen Teilen Deutschlands könnte das Energie kräftig verteuern.
In der Debatte um eine Reform des Stromnetzes in der EU haben sich die europäischen Netzbetreiber für eine Abschaffung der deutschlandweit einheitlichen Strompreiszone ausgesprochen. Sie schlugen in einer am Montag veröffentlichten Analyse vor, das bislang einheitliche Gebiet Deutschlands sowie Luxemburgs in fünf kleinere Zonen aufzuteilen. Die Konsequenz: fünf unterschiedliche Preiszonen.
Strom in Norddeutschland mit seinen Offshore-Windparks könnte dann wesentlich billiger sein als im Süden des Landes. Mit gravierenden Folgen für Betriebe und private Haushalte.
Aus Deutschland kam denn teils heftige Kritik an dem Vorstoß. Eine Teilung "würde die deutsche Wirtschaft stark belasten", erklärte der stellvertretende Geschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Achim Dercks. Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) warnte angesichts der langwierigen Umsetzungsdauer einer möglichen Aufteilung vor Unsicherheiten für die Betriebe. "Eine solch einschneidende Systemänderung würde viele bereits angestoßene Projekte in Frage stellen", erklärte VDMA-Energieexperte Matthias Zelinger.
CSU lehnt unterschiedliche Preiszonen strikt ab
Bislang gibt es bundesweit nur eine sogenannte Gebotszone für Strom. Der Großhandelspreis ist im ganzen Land derselbe. Er bildet sich auf Basis der günstigsten Stromproduktion, dies ist oft Windenergie aus dem Norden. Ist aber der Preis niedrig, steigt die Stromnachfrage in ganz Deutschland – dann stoßen die Übertragungsnetzkapazitäten an ihre Grenzen. Die Folge: Um einen Blackout zu vermeiden müssen die Netzbetreiber eingreifen und die Einspeisungen aus den Kraftwerken anpassen. Ein teurer Prozess. Und es bleibt das stete Risiko einer Netzüberlastung und eines Stromausfalls wie zuletzt in Spanien und Portugal. Auch, wenn die Hintergründe dort noch unklar sind.
Nun muss sich die neue Bundesregierung in den kommenden sechs Monaten mit der Analyse der europäischen Netzbetreiber befassen. In den Koalitionsverhandlungen hatte sich die SPD dafür eingesetzt, Veränderungen am Status quo zumindest zu prüfen. Am Ende setzten sich CDU und vor allem CSU aber durch, im Koalitionsvertrag heißt es: "Wir halten an einer einheitlichen Stromgebotszone fest."
Mit den jetzt veröffentlichten Vorschlägen könnte die Debatte erneut an Dynamik gewinnen. Verpflichtend sind die europäischen Empfehlungen aber nicht.
- Nachrichtenagentur AFP